Oskar und die Dame in Rosa

Originaltitel
Oscar et la dame rose
Land
Jahr
2009
Laufzeit
105 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Matthias Kastl / 31. Oktober 2010

Tragikkomödien sind oft ein schmaler Grat. Dass es nicht immer einfach ist, die richtige Balance zwischen Drama und Humor zu finden, demonstriert (leider) die Verfilmung des Romans "Oskar und die Dame in Rosa". Gute Schauspieler und zahlreiche wundervoll-bissige Dialoge können leider nicht wirklich darüber hinwegtäuschen, dass der Schriftsteller Éric-Emmanuel Schmitt bei der Verfilmung seines eigenen Romans durch völlig deplatzierten und stellenweise zu abgedrehten Humor dem dramatischen Teil seiner Geschichte den Boden unter den Füßen wegzieht.

Dabei scheint es auf den ersten Blick ja ein Glücksfall zu sein, dass der Romancier und Dramatiker Schmitt hier als Regisseur sein eigenes Werk nun auch filmisch umsetzen darf. Genauso wie bei "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran", für das Schmitt ebenfalls die Romanvorlage lieferte, ist auch in diesem Fall eine ganz spezielle Freundschaft das zentrale Thema. Der zehnjährige Oskar (Amir) ist todkrank und verbringt seine letzten Tage unter der Leitung des Arztes Dr. Düsseldorf (Max von Sydow) auf einer Pflegestation. Mit den eigenen Eltern ist Oskar zerstritten und keiner scheint wirklich an den Jungen heranzukommen - bis eines Tages die quirlige Ex-Catcherin Rose (Michèle Laroque) im Krankenhausflur über den Jungen stolpert. Während Oskar sogleich von deren direkter und humorvoller Art angetan ist, sieht Rose den Jungen zuerst nur als nerviges Ärgernis an. Aber natürlich nicht für lange, und so beginnt schon bald eine sehr ungewöhnliche Freundschaft.

Es ist natürlich relativ schnell klar, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Das ist aber natürlich relativ egal, solange uns das alles auf erfrischende Weise präsentiert wird. Und das wird es auch durchaus, was vor allem an den beiden Hauptdarstellern liegt. Michèle Laroque spielt Rose mit so viel Hingabe und Sympathie, dass man diese Figur eigentlich nur gern haben kann, und auch Amir gibt über weite Strecken einen überzeugenden und vor allem charmanten Lausbub - auch wenn er bei der ein oder anderen dramatischeren Szene zumindest ein bisschen an seine schauspielerischen Grenzen gelangt. Die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern stimmt aber auf jeden Fall und dank zahlreicher pfiffiger Dialoge, meist bestehend aus ironisch-bissigen Kommentaren und charmanten Beleidigungen, hat man durchaus seinen Spaß an diesem ungleichen Paar.
Das alles wird aber durch zwei grobe Schnitzer untergraben, denen im Wesentlichen eines gemeinsam ist: Regisseur und Autor Éric-Emmanuel Schmitt weiß beide Male nicht, wann er in Punkto Humor besser mal auf die Bremse drücken sollte. Auf der einen Seite sind da die meist aus überdrehten Wrestling-Kämpfen bestehenden Phantasiesequenzen, deren übertriebener Humor so überhaupt nicht zu dem Rest des Films passen will. Diese Szenen sind vollkommen abgedreht, laut und schrill, und eigentlich auch nie so wirklich witzig. Das ist vor allem deswegen fatal, weil sie meist auf eher ruhigere Momente im Film folgen und so den Zuschauer komplett aus dem Rhythmus werfen.
Auf der anderen Seite ist da die Darstellung der anderen Patienten des Krankenhauses, und das ist dann auch das größte Ärgernis des ganzen Films. Denn die anderen Kinder auf der Station von Oskar sind im Wesentlichen ein Haufen von Witzfiguren, deren exotische Krankheiten billige Vorwände für ein paar Gags sind. Das ist schon wirklich sehr fragwürdig, wie der Film hier das Thema "schwere Krankheit bei Kindern" für ein paar Witze ausschlachtet. Vor allem aber raubt es dem Handlungsstrang rund um die tödliche Krankheit Oskars jegliche Ernsthaftigkeit, denn so wirklich real wirkt die Welt im Krankenhaus aufgrund ihrer Verballhornung dann eben doch nicht.

Das ist dann wiederum fatal für die tragische Seite der Geschichte, die vor allem gegen Ende des Films die Überhand gewinnt. Und irgendwie wird man bei der Sache das Gefühl nicht los, dass hier auf unehrliche Art und Weise das sichere Tränendrüsenmittel "todkrankes Kind" zur Manipulation des Zuschauers eingesetzt wird. So bleibt am Ende ein ziemlich schaler Beigeschmack, auch wenn viele Passagen dank charmanter Hauptfiguren ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Es ist eben ein schmaler Grat, den Tragikkomödien gehen müssen, und "Oskar und die Dame in Rosa" sieht dabei leider nicht immer gut aus.

Bilder: Copyright

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