Musik für Hochzeiten und Begräbnisse

Originaltitel
Music for weddings and funerals
Land
Jahr
2002
Laufzeit
97 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Miriam Flüß / 5. März 2011

 

Wer im Leben glücklich werden will, muss "sich seiner eigenen Entwicklung anpassen" erkennt Sara (Lena Endre). Für die erfolgreiche Schriftstellerin bedeutet das jedoch ein fast akrobatisches Anpassungsvermögen. Sara und ihr Ex-Mann, der Star-Architekt Peter (Björn Floberg) haben vor Jahren ihren kleinen Sohn durch einen Unfall verloren. Sara bleibt nach der Trennung in dem futuristisch anmutenden Architektenhaus ihres Ex-Mannes zurück und kämpft darum, aus Trauer und Einsamkeit heraus zurück ins Leben zu finden. "Ich will gestört werden" erklärt sie Peter, als dieser unvermittelt bei ihr auftaucht - und kann sich über Langeweile bald nicht mehr beklagen.
Um Leben in der durchdesignten Bude zu haben, hat sie bereits den Keller an den serbischen Musiker Bogdan (Goran Bregovic) untervermietet. Sehr zum Missfallen Peters, der ihr beim Essen gleich die nächste beunruhigende Nachricht übermittelt: Er leidet unter einem Hirntumor und hat vermutlich nicht mehr lange zu leben. Da er am nächsten Tag einen Untersuchungstermin im nahegelegenen Krankenhaus hat, bittet er seine Ex, bei ihr übernachten zu dürfen. Die Nacht wird jedoch kurz - ein Schuss zerreißt die Stille und Sara findet Peter, der sich selbst an genau jener Stelle getötet hat, an der ihr kleiner Sohn einst starb.
Sara muss ihre schützende Lethargie verlassen und Trost spenden - zunächst Peters neuer Ehefrau Helen (Petronella Barker) und dann auch noch Peters Geliebter Kaja (Rebecka Hemse). Und dann platzt mitten in die Trauerarbeit Untermieter Bogdan mit seinem serbischen Orchester für "Hochzeiten und Begräbnisse"....

Die norwegische Regisseurin und Drehbuchautorin Unni Straume (To a Stranger) hat einen Film geschaffen, der in seiner Sperrigkeit seinem Titel entspricht und der den Zuschauer im Unklaren darüber lässt, was er eigentlich sein will. Drama? Dafür erscheint der Plot denn doch zu absurd, für eine Tragikomödie wiederum nimmt er sich selbst zu ernst - auch wenn hier und da der typisch skandinavische, lakonische Witz aufblitzt.
Nichts scheint hier so richtig zusammen zu passen, und die Symbolik, die als Klammer dienen soll, kommt allzu oft mit dem Holzhammer daher. Sara, eine sehr natürliche, ungeschminkte Frau lebt wie ein Fremdkörper in dem absurden Architektenhaus am Fjord. Während draußen die Wellen in ihrem natürlichen Rhythmus an den Strand schlagen, ist das Wasser in den zahllosen Bassins im Haus still und abgestanden. In Bewegung kommt es erst mit Saras innerem Erwachen - ein Prozess, in dem sie sich schließlich mehr und mehr vom Haus ab und dem natürlichen Element zuwendet. Ihren Höhepunkt findet diese Entwicklung im symbolschwangeren Einreißen einer Hauswand, die den Blick auf den Fjord freigibt.
Der glutäugige Goran Bgegovic gibt mit offenem Hemd und wilder Lockenpracht den melancholisch-musizierenden Zigeuner, der die zurückhaltende Blondine wie der berühmte Märchenprinz in sein Heimatland entführen will. Diese folkloristische Einlage ist streckenweise grotesk-komisch. Unterm Strich schafft Straume es jedoch nicht, ihre Absurdität beizubehalten und verfängt sich im Klischee. Und das ist besonders schade, weil es das facettenreiche Schauspiel von Hauptdarstellerin Lena Endres schmälert. In dem pathetischen Märchen, zu dem die "Musik für Hochzeiten und Begräbnisse" wird, ist Endres Leistung verschenkt - auch wenn man ihr stundenlang zusehen könnte.

Bilder: Copyright

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