Arbeitsloser und problembeladener Ex-Cop nimmt miesen Job als Nachtwächter an. Gebäude hat dunkle Vergangenheit. Unheimliche Dinge geschehen. Bedrohliche Dinge geschehen. Erste Todesopfer im Umfeld der Hauptperson. Hauptfigur muss Rätsel lösen. Hauptfigur löst Rätsel, wird aber bestraft mit böser Schlusspointe.
Der Fluch, der das ausgebrannte Kaufhaus in "Mirrors" belastet, ist das Eine, die Verwünschung, welche anscheinend über sämtliche vielversprechenden europäischen Regietalente hereinbricht sobald sie anfangen für Hollywood zu arbeiten, das andere. Ob Sie nun Mikael Hafstrom ("Entgleist"), Robert Schwentke ("Flight Plan") oder Oliver Hirschbiegel ("Invasion") heißen: Entweder verlieren sie in stromlinienförmigen Projekten von allein ihren Schwung oder er wird ihnen (wie im Fall Hirschbiegel) von den Strippenziehern im Hintergrund genommen. Auch den Franzosen Alexandre Aja, der mit dem nervenzerfetzenden "High Tension" noch für Furore sorgen konnte, hat es nun endgültig erwischt. War sein US-Einstieg, nämlich das Remake von "The Hills have Eyes" noch ein zumindest zwiespältiges Vergnügen, so katapultiert er sich nun mit "Mirrors" erstmal in die Bedeutungslosigkeit. Was ihn an der gefühlten 83. US-Adaption eines asiatischen Horrorfilms in diesem Jahrzehnt gereizt haben mag, bleibt genauso nebulös wie die Aktivitäten der fiesen Spiegelgeister, die uns der Filmemacher hier auftischt.
Gut, der Mann versteht was von seinem Handwerk und inszeniert einige visuell überzeugende Sequenzen, vornehmlich in den imposanten Sälen des mit Spiegeln aller Art und Größen durchsetzten Gebäudes, dessen Inneneinrichtung das Produktionsteam angeblich im tiefsten Rumänien fand. Von außen sieht das dann alles aber mehr nach dem wohlbekannten Manhattan aus, durch das ein Mann meist deprimiert und lustlos schlurft, der dem bekannten Schauspieler Kiefer Sutherland nicht unähnlich sieht. Klar, der hat schließlich seinen Partner verloren (check), eine Familie, die ihn kaum noch sehen mag (check) und ein ziemliches Alkohol- und Drogenproblem (doppelcheck). Aber selbst der frühe Tod der eigenen Schwester reißt den Ben Carson getauften Typen nur mühsam aus seiner Lethargie und es verwundert doch nicht zu knapp, dass es nun ausgerechnet diese traurige Gestalt sein soll, welche den jahrzehntealten Fluch, dem bereits diverse Vorgänger im Nachtwächterjob zum Opfer gefallen sind, brechen und beenden wird.
Während das erste Drittel des Films ausgesprochen einschläfernd daherkommt und die zahlreichen Attacken aus den Spiegeln im folgenden Teil weitgehend ungreifbar und physisch unerklärbar bleiben, liefert man im Schlussdrittel dann zumindest für das "Warum" eine ganz handfeste Auflösung an. Denn selbstredend hat das Gebäude eine Historie für die man den beliebten Stempel "dunkle Vergangenheit" mal wieder hervorkramen darf. Oder man klebt einfach an die ersten 70 Minuten dieses viel zu langen Horrorschinkens die letzte halbe Stunde von "The Eye" oder "One missed Call" an. Die Personen in diesen ebenfalls erst kürzlich bei uns gelaufenen Genrekollegen sehen zwar ein wenig anders aus, aber rein handlungstechnisch würde das schon passen.
Nee, im Ernst. Obwohl das Produktionsniveau von "Mirrors" sicher deutlich oberhalb einer typischen DVD-Premiere anzusiedeln und die Hauptrolle prominent besetzt ist, macht es keinen Spaß mehr und ist einfach unglaublich reizlos, sich einen weiteren Film zu Gemüte zu führen wie man ihn im Grunde genau so schon mehrfach innerhalb nur eines einzigen Jahres vorgesetzt bekommen hat. Diesmal sind es halt keine Videokassetten oder Handys. Keine dunklen Wasser oder transplantierte Körperorgane. Diesmal sind es eben Spiegel. Und nun ist auch mal langsam gut.
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