Ein krasser Außenseiter besiegt den als unbesiegbar geltenden Favoriten und holt völlig überraschend den Titel. Mit diesem sportlichen Erfolg gibt das Team einer politisch arg gebeutelten Nation ein neues Wertegefühl. Das kommt einem doch bekannt vor, aber keine Sorge: Sönke Wortmanns "Das Wunder von Bern" lief tatsächlich schon letztes Jahr in den Kinos und soll hier nicht erneut besprochen werden. Aber die Parallelen sind schon bemerkenswert, zwischen dem deutschen WM-Sieg von 1954 und dem amerikanischen Olympiasieg von 1980, nur das es hier eben um Eishockey geht. Denn "Miracle" schildert den Sieg einer amerikanischen Eishockeymannschaft über eine russische. "Miracle" schildert wie es dazu kam, und gleich der Vorspann macht, mit seiner Collage aus Bildern des damals aktuellen Zeitgeschehens, die über den reinen Sport hinausgehende Bedeutung der Geschichte mehr als deutlich. Dabei interessiert sich der akribisch arbeitende Coach des Hockeyteams, Herb Brooks (Kurt Russell), eigentlich gar nicht für den politischen Hintergrund des Wettstreits mit der damaligen UDSSR. Ihn interessiert nur der Sport, und verbissen tüftelt Brooks einen Plan aus, wie das russische Starensemble vielleicht doch zu schlagen wäre. Seine Forderungen stoßen allerdings bei den verantwortlichen Funktionären zunächst auf Skepsis: Ein halbes Jahr lang sollen ihm die Jungs zur Verfügung stehen um sich einzuspielen und den Teamgeist zu stärken. Und nicht immer nimmt Brooks die spielerisch besten Akteure in seinen Kader auf sondern lieber diejenigen, die ihm charakterlich als am Besten geeignet erscheinen. Die Härte, mit der Brooks dabei seine Spieler behandelt, scheint selbst seinem Co-Trainer überzogen, und die Familie leidet ebenfalls unter der völligen Hingabe des Trainers an seine Aufgabe. Als die USA dann in einem Testspiel gegen die Russen klar verlieren, gibt niemand mehr etwas auf das offensichtlich doch überforderte Team. Doch es sollte anders kommen und man könnte "Miracle" wirklich Einiges an Kitsch, Pathos und vor allem einen völlig unglaubwürdigen Handlungsverlauf vorwerfen, gäbe es da nicht ein unschlagbares Argument FÜR diesen Film: Das alles ist eben tatsächlich genau so passiert. Im Rahmen der Genrekonventionen natürlich auf gute zwei Stunden komprimiert, etwas vereinfacht und mit dramatischer Musik unterlegt. Aber letztendlich doch alles Fakten, die Namen, die Ergebnisse und die Einzelschicksale. Kurt Russell gibt dabei als Coach eine seiner besseren Leistungen der letzten Jahre und kommt noch dazu mit stilechter 70er Jahre-Frisur und Klamotten daher. Wie überhaupt die gelungene, sehr stimmige Ausstattung des Films überzeugend einen Eindruck von der Atmosphäre Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre vermittelt. Letztendlich stellt sich bei der Beurteilung des geradezu klassischen Sportfilms "Miracle" die Frage, ob man denn diese Art Filme überhaupt leiden kann oder nicht. Wer damit grundsätzlich wenig anfangen kann wird auch hier wenig Neues oder Interessantes finden, wem dagegen die Namen des geradezu unheimlichen Torhüters Tretjak und des stets ausdruckslosen Trainers Victor Tichonow noch etwas sagen, der wird sich mitreißen lassen vom vielleicht unglaublichsten Eishockeyspiel aller Zeiten. Zudem uns dieses Match hier in einer fast dreißig Minuten langen Inszenierung präsentiert wird, die dann wirklich nichts Wichtiges mehr auslässt. Eine wirklich rundum schöne Geschichte also - für jeden der es mag, wie gesagt. |
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