"What happens in Vegas, stays in Vegas" ist in den USA ein geflügeltes Wort und so eine Art General-Entschuldigung für alles, was man während eines Aufenthalts im offiziellen Sündenpfuhl Amerikas anstellt. Ähnlich wie Köln an den fünf Karnevalstagen wird Las Vegas damit zur Reue-freien Zone erklärt: Wie sehr man dort auch über die Stränge schlägt, danach ist alles vergessen. Die in Deutschland mit dem etwas sinnfreien Titel "Love Vegas" versehene romantische Komödie basiert nun darauf, dass das, was in Vegas passiert, eben nicht in Vegas bleibt, sondern die Protagonisten in ihr normales Leben zurück verfolgt.
Dieses normale Leben sieht für Jack (Ashton Kutcher) und Joy (Cameron Diaz) gerade nicht so rosig aus. Er ist ein zielloser Nichtsnutz, der es sogar schafft, von seinem eigenen Vater gefeuert zu werden; sie eine unentspannte Karrierefrau, die in einer recht ungünstigen Situation von ihrem Verlobten verlassen wird. Entsprechend gefrustet wollen die beiden mit ihren jeweils besten Freunden (die unbekannten Rob Corddry und Lake Bell in zwei farb- und ideenlosen Rollen) in Las Vegas so richtig die Sau raus lassen. Wie das Schicksal es will, krachen Jack und Joy ungeplant zusammen, feiern zusammen durch die Nacht, trinken zuviel, und wachen am nächsten Morgen mit einem fetten Kater und einem billigen Ehering am Finger auf. Und weil das der Komplikationen noch nicht genug sind, gewinnt Jack nach dem Katerfrühstück und einem zünftigen Streit an einem Einarmigen Banditen mit einer Münze von Joy einen Drei-Millionen-Dollar-Jackpot. Und als die beiden ihre Ehe so schnell wie möglich annullieren wollen, prallen sie ausgerechnet auf einen Richter, der ihnen eine Lektion darüber erteilen will, mit dem Eheversprechen nicht so leichtfertig umzugehen. Er verurteilt sie dazu, sechs Monate lang ernsthaft zu versuchen, eine Ehe zu führen. Danach wird man sehen, was mit dem Geld passiert.
An
dieser Stelle bricht die bis dahin ganz nett und charmant aufgebaute,
aber fraglos sehr konstruierte Geschichte schon in ihren Grundfesten
etwas zusammen, denn das Urteil des Richters ist natürlich
ein juristischer Akt von blanker Willkür, den es so niemals
geben würde. Aber sei's drum, sonst hätten wir ja keine
Handlung. Das an den Haaren herbeigezogene Gerichtsurteil und seine
verqueren Bedingungen sind leider nötig, um die weiteren Konflikte
heraufzubeschwören, denn Joy und Jack setzen nun alles daran,
sich gegenseitig in den Wahnsinn zu treiben oder alle möglichen
Sachen einzufädeln, die den anderen beim Gericht und/oder im
Scheidungsfall schlecht dastehen lassen würden.
Das Geld bleibt dabei als Motiv ziemlich schwammig im Hintergrund
und hätte eigentlich auch weg gelassen werden können.
"Love Vegas" hätte vielleicht sogar etwas mehr Charme
entwickeln können, wenn sich die beiden ganz ernsthaft und
einfach nur spinnefeind gewesen wären und es nicht auch noch
um einen dicken Batzen Geld gehen würde.
Auch so hat der Film allerdings seine Mühe, sich vernünftig
über 90 Minuten zu strecken, und wie bei so vielen romantischen
Komödien aus der Einheitsschmiede Hollywoods fehlt auch hier
das echte Potential für eine durchweg überzeugende Geschichte,
jenseits der Grundidee. Ein wenig episodenhaft, orientierungslos
und manchmal unlogisch geht es durch eine höhepunktarme Handlung
auf der Suche nach guten Gags Richtung gewohntem Ausgang. Ebenso
Genre-typisch wird die Gag-Produktion etwa eine halbe Stunde vor
Schluss so gut wie eingestellt, wenn die Gefühle größer
werden und es auf das "dramatische" Finale zugeht.
Dass
"Love Vegas" dabei nie so richtig zündet, ist weniger
den beiden Hauptdarstellern anzukreiden, denn Diaz und Kutcher machen
ihren Job zwar nicht großartig, aber routiniert und gut, wobei
Kutcher sein extrovertiertes Komödien-Spiel dankenswerterweise
in Zaum hält und die Klippe Richtung "alberner Kasper"
diesmal umschiffen kann. Die Schuld für die relative Lahmheit
von "Love Vegas" liegt eher bei Regisseur Tom Vaughan,
der bisher nicht weiter aufgefallen ist und es zukünftig wohl
auch nicht tun wird, wenn man diesen Film als Maßstab nimmt.
Denn ihm fehlt eindeutig das Timing, um die ohnehin etwas spärlichen
Momente zündenden Humors wirklich effektiv zu melken. "Love
Vegas" hätte um einiges komischer sein können, als
er ist, und dass die besten Szenen des Films gut funktionieren,
ist vornehmlich Diaz und Kutcher zu verdanken.
Was aber auch nichts daran ändert, dass "Love Vegas" nicht mehr als ein typisches, komplett durchschnittliches "Hollywood-von-der-Stange"-Produkt ist, von der Story über die Besetzung getreu der Standardformel produziert und entsprechend ebenso anstandslos konsumierbar wie kurz darauf wieder vergessen.
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