"Filmemacher versuchen, all die glamourösen Dinge des Gangsterlebens in anderthalb Stunden zu pressen. Deswegen bleibt da dann kein Raum mehr für die realen Sachen. Daher würde ich sagen, ‚The Long Good Friday' macht eine Menge Sachen richtig, denn da geht es kein Stück um Glamour". Diese eine der Qualitäten von "The Long Good Friday - Rififi am Karfreitag" umschreibende Einschätzung stammt von Dave Courtney, und der muss es wissen. Schließlich war der vor seiner Schauspielerkarriere Berufskrimineller und mit den berüchtigten Kray-Brüdern involviert. "The Long Good Friday" war einer der ersten Gangsterfilme, die auf Realismus statt Klischees setzten, zudem wurde eine ganze Generation britischer Filmemacher von John MacKenzies schnörkellosem Thriller geprägt. So darf man mutmaßen, dass ‚Herr Madonna' Guy Ritchie die eine oder andere Inspiration für "Bube, Dame, König, GrAs" und "Snatch" von hier hat. Schön daher, dass dieser britische Klassiker nun auch auf DVD erschienen ist.
Harold Shand (Bob Hoskins) steht vor dem vielleicht wichtigsten Tag seiner Karriere als unangefochtener Boss der Londoner Unterwelt. Ausgerechnet am Karfreitag trifft er sich mit einem Vertreter der amerikanischen Mafia (Eddie Constantine), die als Geldgeber für Shands größtes Projekt fungieren soll, die Erschließung der Londoner Docks. Kurz zuvor bricht jedoch die Hölle los: Shands Chauffeur wird per Autobombe in die Luft gejagt. Colin (Paul Freeman), einer seiner wichtigsten Männer, wird erstochen. Und in seinem Casino wird eine weitere Bombe gefunden. Wer will Shand an den Kragen? Mithilfe seiner Freundin Victoria (Helen Mirren) und seiner rechten Hand Jeff (Derek Thompson) versucht er im Verlaufe dieses immer länger werdenden Karfreitags den Grund für die Anschläge herauszufinden, ohne dass die amerikanischen Geldgeber Wind von seinen Problemen kriegen dürfen.... "The Good Long Friday" hat zwei Trümpfe auf seiner Seite, die ihn zumindest in Großbritannien zum Kultklassiker des Gangsterfilms machen: Eine exzellent geschriebene, geschickt aufgebaute Geschichte und einen explosiven Bob Hoskins in der Hauptrolle. Wer den Schauspieler nur als Eddie Valliant in "Falsches Spiel mit Roger Rabbit" oder gar als Klempner Mario in der fürchterlichen Videospielverfilmung "Super Mario Bros." kennt, dem sei versichert: Ja, Bob Hoskins war mal richtig cool. Seine Vorstellungen hier und sechs Jahre später in "Mona Lisa" machten ihn zum britischen Star, und man sieht deutlich, warum diese Rolle sein Leinwanddurchbruch war. "The Long Good Friday" ist ein stimmungsvoller, besonders durch seinen realistischen Touch einnehmender Gangsterfilm, der intelligente und spannende Unterhaltung bietet. Er ist allerdings nicht so brutal wie die Werbezeile "Der härteste Gangsterfilm aller Zeiten!" glauben machen will, auch wenn man das in Deutschland natürlich anders sah, so dass sich "Rififi am Karfreitag" - wie der Film hierzulande heißt - schnell auf dem Index wiederfand. Freigegeben ab 18 Jahren ist der Film immer noch, aber zumindest die völlig überzogene Indizierung wurde mittlerweile aufgehoben. Höchste Zeit, denn außer einer blutigen Erstechungsszene hält sich die Brutalität in sehr überschaubaren Grenzen. Aber ein Verlassen auf Kunstblut in rauen Massen hat der Film auch gar nicht nötig, dafür ist er schlicht zu gut. Mit einem für einen 25 Jahre alten Streifen sehr guten Bild ohne erkennbarere Verschmutzungen und solider Schärfe und Farbdarstellung sowie einem dynamischen Stereomix (die stimmungsvollere Originaltonfassung gibt es auch in 5.1, der Mix ist allerdings etwas flacher als die deutsche Tonspur) macht die DVD auch technisch einen guten Eindruck. Was das Bonus-Material betrifft, ist die DVD allerdings nicht so luxuriös ausgestattet wie Harold Shands Empfangsparty. So erweist sich das Feature "Die Handmade Story", welches sich mit der gleichnamigen Produktionsfirma von Ex-Beatle George Harrison beschäftigt, eher als langgezogene und nur leidlich unterhaltsame Trailershow für die entsprechenden Filme. |
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