Lieber Frankie

Originaltitel
Dear Frankie
Land
Jahr
2004
Laufzeit
105 min
Genre
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Kai Kollenberg / 27. Februar 2011

 

Lizzie (Emily Mortimer) ist alleinerziehende Mutter. Zusammen mit ihrer Mutter und ihrem tauben Sohn Frankie (Jack McElhone) lebt sie in der schottischen Provinz. Frankie schreibt seinem Vater, den er auf einem Schiff auf den Weltmeeren wähnt und noch nie gesehen hat, ständig Briefe. Was Frankie nicht weiß: Seine Briefe gelangen nicht auf ein Schiff, sondern werden an ein Postfach in Glasgow gesendet, und von seiner Mutter beantwortet. Als dann aber ein Schiff, dass den gleichen Namen wie das fiktive Schiff trägt, auf dem Frankies Vater angeblich arbeitet, in den Hafen von Frankies Heimatstadt einläuft, gerät Lizzie in Erklärungsnot. Sie beschließt einen Mann zu suchen, der die Rolle von Frankies Vater spielen soll.

"Lieber Frankie" ist ein Film, der sich von seinem Trailer total unterscheidet. Hatte man bei der Vorschau noch die Vorstellung, dass es sich bei diesem Film um eine Liebeskomödie handelt, die sich zwischen der Mutter und dem Fremden (Gerard Butler) entspinnt, schlägt er tatsächlich eine andere Richtung ein. Natürlich hätte "Lieber Frankie" auch als konventionelle Komödie funktionieren können, doch in seinem Mittelpunkt steht die Beziehung von Frankie und seiner Mutter.
Soll man sein Kind anlügen, wenn es zu seinem Besten ist? Wie viel kann man einem Kind zumuten? Diese Fragen bilden den eigentlichen Rahmen. Das große Plus des Films ist dabei das Fehlen von jeglicher Effekthascherei. Die Probleme einer allein erziehenden Mutter werden zwar en detail angesprochen, dennoch umschifft der Film fast vollkommen alle Tränen rührenden Klippen. Die Verhältnisse sind immer Thema, verkommen aber nicht zur puren Sozialromantik. Regisseurin Shona Auerbach gelingt es, sie lediglich zum Hintergrund und zum Motor der Handlung zu machen, wie es die Bergarbeiterstreiks in "Billy Elliott - I will dance" oder die Arbeitslosigkeit in "Ganz oder gar nicht" waren. Dass dies schon seit längerem ein Qualitätssiegel für britische Filme war, sollte sich dann auch bei uns herum gesprochen haben.

Dennoch bleibt "Lieber Frankie" ein wenig hinter seinen Vorbildern zurück. Denn das Aufeinandertreffen von Frankie und seinem vermeintlichen Vater nimmt doch weniger Spielzeit ein, als man es nach dem Titel, dem Filmplakat und dem Trailer vermuten durfte. Und es wirkt auch ein bisschen uninspiriert, da sich keine rechte Dynamik aus diesem Handlungsstrang entwickelt. Denn auch hier steht wiederum Frankies Beziehung zu seiner Mutter stärker im Vordergrund als sein Wunsch den Vater zu sehen. So ist der Film gewissermaßen eine Mogelpackung - wenn auch keine schlechte.
Ein weiterer Pluspunkt ist die hervorragende Darstellerriege. Es sind vor allem die weiblichen Protagonisten, die sich hier in den Vordergrund spielen und auch die stärkeren Charaktere auf dem Papier haben: Emily Mortimer als Lizzie, auch Mary Riggans als ihre Mutter sowie Sharon Small als ihre Freundin und Chefin Marie können überzeugen. Die männlichen Darsteller, von denen es ohnehin sehr wenige gibt, fallen da ein wenig ab: Gerard Butler schlägt sich als Fremder zwar wacker, einen einschneidenden Eindruck kann er aber kaum hinterlassen. Das mag auch daran liegen, dass seiner Figur dann doch zu wenig eigene Leinwandzeit gegönnt wird. Und auch Jack McElhone als Frankie wirkt zwar immer nett und sympathisch, Glanzpunkte setzt er aber nur wenig.

Dass einzige Manko, das man dem Film vorwerfen kann, ist, dass er sich nicht richtig entscheiden kann, welche Figur er denn in den Mittelpunkt stellen soll: Lizzie oder Frankie. So springt die Handlung immer zwischen den beiden hin und her, auch gerade in Momenten, wenn man sich wünscht, dass der eine oder andere Handlungsstrang dann doch weitergeführt würde. Frankies Handicap als tauber Junge in einer "normalen" Grundschule und seine Beziehung zu den Mitschülern, ebenso wie Lizzies Hadern mit ihrer Vergangenheit um Frankies Vater sind nur einige Beispiele.
Dadurch erreicht "Lieber Frankie" zwar nie die Klasse der oben genannten Vorbilder, kann sich aber dennoch von etlichen Filmen aus Hollywood abheben. Und das Motto, dass die besseren Filme ohnehin von der Insel kommen, wird zwar nicht vollends bestätigt, aber auch nicht gänzlich widerlegt.


Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.