Was sich liebt, das neckt sich. Diese alte Volksmund-Weisheit steht seit jeher im Zentrum beinahe jeder romantischen Komödie, vor allem für die legendären Screwball-Komödien aus den 40er Jahren, in denen sich die schlussendlich glücklich vereinten Protagonisten auf dem Weg zum Happyend im Stakkato-Tempo spitzzüngige Frotzeleien an den Kopf warfen, dass es nur so eine Freude war. An diese klassische Streitkultur versucht sich offensichtlich auch der deutsche Untertitel von "Laws of Attraction" anzubiedern, erinnert damit aber nur wehmütig an die große Klasse, die den Meisterwerken dieses Genres eigen war, und die diesem Film leider vollkommen fehlt.
Die hiesigen Streithähne sind die beiden New Yorker Scheidungsanwälte Audrey Woods (Julianne Moore) und Daniel Rafferty (Pierce Brosnan) - sie eine auf Korrektheit und Prinzipien bedachte Fleißarbeiterin, er ein linkischer und unkonventioneller Schlaufuchs. Als die beiden erfolgreichsten Vertreter ihres Metiers liefern sich Audrey und Daniel eine Serie von Gerichtsduellen, und stehen sich auch schließlich im Scheidungsfall zwischen Rockstar Thorne Jamison (Michael Sheen) und Mode-Designerin Serena (Parkey Posey) gegenüber. Wichtigstes Streitobjekt der Güterteilung: Ein malerisches Schloss in Irland, bei dessen Begutachtung - und dank eines hochprozentigen Volksfestes - sich die beiden Anwälte sehr viel näher kommen ….
Genau genommen sind sie sich bereits sehr nahe, denn schon nach weniger als 20 Filmminuten waren Audrey und Daniel nach dem ersten gemeinsamen Saufgelage zusammen im Bett, und die folgenden Querelen, Streitereien und Vertrauensbrüche sind nur die gänzlich unspannende Hinauszögerung von dem ohnehin offensichtlichen Schluss. Gut, romantische Komödien waren noch nie bekannt für sonderlich viel Innovation, aber in einem Genre mit generell wenig Einfallsreichtum ist "Laws of Attraction" der mit Abstand einfallsloseste Film seit Jahren.
Was dem Zuschauer hier an vorhersehbaren, hanebüchenen oder schlichtweg billigen Plotwendungen zugemutet wird, ist ein Paradebeispiel für amateurhafte Drehbuch-Strukturelemente und so talentlos ausgeführt, dass man sich ein weiteres Mal wundern muss, wie dieses Teil überhaupt durch irgendeine Qualitätskontrolle gekommen ist. Abgesehen von grundsätzlichen Verfehlungen wie der viel zu früh offensichtlichen (und dann viel zu umständlich verzögerten) Zuneigung der beiden Protagonisten macht sich das Skript gerade mit den zwei ultra-kurzen Irland-Episoden lächerlich. Die sind so schnell wieder vorbei, dass man eine Drehgenehmigung für weniger als eine Woche auf der Insel wähnt. Eine entsprechende Beschränkung durch die irische Regierung wäre allerdings nur allzu verständlich: In den wenigen Filmminuten auf der idyllischen grünen Insel tut "Laws of Attraction" nicht viel mehr, als sämtliche dummen Klischees über dauersaufende, arbeitsfaule Landeier zu zitieren - und machte sich damit kolossal unbeliebt: Eine große irische Tageszeitung opferte am Starttag des Films eine ganze Seite, um die beleidigende, stereotype Darstellung der Iren in dem Film bloßzustellen.
Angegriffen dürfen sich von diesem Film nicht nur alle Iren, sondern auch moderne, erfolgreiche Single-Frauen fühlen, denn das dargebotene Porträt von Anwältin Audrey ist so altmodisch-reaktionär, dass sogar die historischen Screwball-Vorbilder aus den 40ern dagegen wie Mahnmale der Emanzipation anmuten. Audrey wird vorgestellt als von Komplexen geplagter, neurotischer und unentspannter Kontrollfreak mit einer Schwäche für Süßigkeiten, die unverhohlen nur eins proklamieren soll: Diese Frau braucht Sex, und zwar dringend. Oder allgemeiner ausgedrückt: Sie braucht einen Mann, der ihr zeigt wo's langgeht.
Dass sich ausgerechnet die vierfach Oscar-nominierte Julianne Moore - bisher eigentlich abonniert auf starke Frauenrollen - für solch lächerlich vorgestrigen Nonsens zur Verfügung stellt, ist beinahe die größte Tragik an diesem Film, legt diese Rollenwahl - zusammen mit ihrem Auftritt im kaum minder enttäuschenden Schmock "Die Vergessenen" - doch bedenklich nahe, dass die gute Mrs. Moore sich zusehends für halbgaren Mainstream-Müll verheizen lassen muss, anstatt ihren längst überfälligen Oscar zu verfolgen. Umso trauriger ist es ihr dabei zusehen zu müssen, wie sie angesichts solch einer miesen Rolle sogar von Routinier Pierce Brosnan übertrumpft wird, der in substanzloser Unterhaltung zuhause ist und entsprechend souverän bleibt. Parker Posey wiederum - in den 90ern das absolute It-Girl des boomenden amerikanischen Independent-Films - scheint sich als einzige bewusst gewesen zu sein, in was für einem Quatsch sie hier mitspielt: Ihre Vorstellung als gehörnte Mode-Designerin ist so dermaßen überzogen trashig, dass sie fast schon wieder als subtiler Kommentar zur allgemeinen Qualität dieses Machwerks gesehen werden kann.
Nur für kurze Zeit können die wortreichen Streitereien zwischen Moore und Brosnan positiv an die klassischen Screwball-Komödien erinnern und halten ein entsprechendes Tempo. Das verliert sich jedoch augenblicklich, wenn Story und Dialogen schon nach dem ersten Filmdrittel die Luft ausgeht und sich der Film mühevoll und ohne einen Funken Kreativität auf normale Spielfilmlänge rettet, bis hin zum offensichtlichen und ebenfalls sterbenslangweiligen Ende. Verklagen sollte man da höchstens den Filmverleih, der unsere Kinoleinwände mit diesem Zombie aus einem ohnehin schon halbtoten Genre verstopft. Urteil: Schuldig der Ideenlosigkeit, Langeweile, Diffamierung und - am schwerwiegendsten - Verschwendung der Zeit des Publikums. Die Sitzung ist geschlossen.
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