Kraven the Hunter

Originaltitel
Kraven the Hunter
Land
Jahr
2023
Laufzeit
127 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 11. Dezember 2024

Eine Phase, in der die meisten Superhelden-Filme nur noch mit mäßigem Erfolg laufen, und ein um gut ein Jahr verschobener Kinostart sorgen von vornherein für Skepsis beim vorerst letzten Film von Sonys eigenem Marvel-Universum. Das ja sowieso auf dem etwas fragwürdigen Konzept basiert, einigen der bekanntesten Bösewichten aus den Spider-Man Comics ihren eigenen Film zu geben, ohne dass aber der Netzschwinger selbst darin auftaucht. Abgesehen von Publikumsliebling "Venom" funktionierte das bisher nicht so wirklich und auch der russische (Großwild-)-Jäger Sergei Kravonoff wird die Herzen des Publikums vermutlich nicht im Sturm erobern.

Was am wenigsten an der Wahl des Hauptdarstellers liegen dürfte, denn genau wie mit Tom Hardy als Eddie Brock/Venom hat man für die Titelfigur einen durchaus angesagten, echten Charismatiker verpflichten können: Aaron Taylor-Johnson ist ja aktuell immer noch nicht der neue James Bond und darf sich daher erstmal an einer anderen Franchise und in einer Story probieren, bei der sich ebenfalls einige üble Gangster rund um den Erdball jagen. Der Unterschied zum typischen Crime-Thriller liegt darin, dass hier ein paar der Beteiligten halt mit Superkräften durch die Gegend laufen, die ihnen dann einen leichten Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Gut oder böse? Eigentlich möchte Sergei (Taylor-Johnson) nur sein eigenes Ding machen, möglichst befreit und weit weg von seinem Vater, dem knallharten Drogendealer Nikolai (Russell Crowe). Der fordert von seinen Söhnen die gleiche Härte und Unnachgiebigkeit wie er sie selbst an den Tag legt und schert sich wenig darum, dass er damit vor allem Sergeis sensiblen Bruder Dimitri (Fred Hechinger) maßlos überfordert. Als Sergei bei einer Safari von einem Löwen attackiert und verletzt wird rettet ihn nur das mysteriöse Serum einer einheimischen jungen Schamanin, und in der Folge entwickelt er plötzlich übermenschlich Kräfte, die ihn extrem stark, schnell und nahezu unbesiegbar machen. Er kehrt seiner Familie den Rücken und sorgt fortan als urbane Legende „Kraven the Hunter“ für Angst und Schrecken in der Unterwelt.

Spoiler: Die Familie lässt sich nicht so einfach abschütteln. Und so erleben wir nach einem actionreichen Auftakt und einer auch noch einigermaßen interessanten Rückblende in die Vergangenheit im weiteren Verlauf immer wieder mehr oder weniger philosophische Diskussionen darüber, was denn im Leben von Wert ist und welchen Weg man wohl einschlagen sollte. Zudem werden nacheinander noch mehrere Gegenspieler eingeführt, die meist mit mal mehr, mal weniger interessanten Superkräften ausgestattet sind. Beides zusammen nimmt allerdings enorm Tempo aus der Geschichte und nach dem ersten Drittel des mehr als zwei Stunden langen Films stellt sich beim Betrachter daher zunehmend Langeweile ein und seine Geduld wird doch ordentlich auf die Probe gestellt.

Ein wenig lässt sich die quälend lange Zeit des Handlungsstillstands damit vertreiben, die für einen Superheldenfilm doch ziemlich ungewöhnliche Atmosphäre aufzusaugen, die hier nämlich alles andere als attraktiv und bunt daherkommt, sondern stattdessen eine karge, kalte und brutale Welt zeigt, die nur wenig einladend wirkt. „Brutal“ ist dabei wörtlich zu nehmen, denn die Zeiten der mit Macht auf jugendfrei getrimmten „Venom“ -Kloppereien hat man bei Sony nun hinter sich gelassen und schielt eher in Richtung R-Rating der "Deadpool" -Filme – allerdings ohne auch deren Humor und Selbstironie zu übernehmen.

Hier sind nämlich alle richtig grimmig drauf und sorgen für reichlich Leichenberge, wenn denn irgendwann endlich mal wieder gekämpft und gerannt wird. „Grimmig“ kann ein Russell Crowe bekanntlich gut und so gibt der „Altstar“ - wie man ihn wohl mittlerweile nennen muss – hier als Familienoberhaupt einen Unsympathen, der seinesgleichen sucht. Im Grunde zwar nur eine routinierte Performance von Crowe, aber dennoch sehr gelungen. Aaron Taylor-Johnson versteht es dagegen seine eigentlich gar nicht mal so beeindruckende Physis durch die Art seines Auftretens und seiner Bewegungen deutlich imposanter wirken zu lassen. Das klassische, aus den Comics bekannte „Kraven“- Outfit mit der Felljacke auf dem nackten Oberkörper ziert dabei zwar die meisten Werbeposter und Fotos, wird aber erst ganz am Ende des Films, NACH dem großen Schlusskampf angelegt, während er bis dahin optisch eher einem gewissen "Wolverine" ähnelt.

Ein kleiner Etikettenschwindel also, was auch für die groß angekündigten Auftritte weiterer aus der Vorlage bekannter Schurken gilt, die hier entweder nicht besonders beindrucken können (Rhino) oder eh nur kurze Cameo-Auftritte haben (Chamäleon). Als Fazit bleiben überdurchschnittliche Darsteller und eine ungewöhnliche Atmosphäre innerhalb einer eher öden Geschichte, die sich wenig vom typischen Gangsterfilm-Standard unterscheidet. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir diesen Jäger noch ein weiteres Mal im Kino zu sehen bekommen, dürfte daher wohl nicht allzu hoch sein.

Bilder: Copyright

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