Kiss the Coach

Originaltitel
Playing for keeps
Land
Jahr
2012
Laufzeit
105 min
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Frank-Michael Helmke / 4. März 2013

George (Gerard Butler) war früher ein erfolgreicher europäischer Fußball-Star, doch seit seinem Karriereende hat er es irgendwie geschafft, die angehäuften Reichtümer rum zu bringen, und nun quälen ihn nicht nur Geldprobleme, sondern auch das schlechte Gewissen, seine amerikanische Ex-Frau Stacie (Jessica Biel) einst mit dem gemeinsamen Sohn Lewis (Noah Lomax) sitzen gelassen zu haben. Mit dem guten Vorsatz, sich wieder mehr um den inzwischen neunjährigen Sprössling zu kümmern, aber ohne ein vernünftiges Einkommen, Kiss the Coachübernimmt George spontan den Trainer-Posten von Lewis' Kinder-Fußball-Mannschaft - und zieht damit nicht nur die Aufmerksamkeit des reichen Unternehmers Carl (Dennis Quaid) auf sich, der sich mit Geld und Gefälligkeiten die Freundschaft des ganzen Kerls George erkauft, sondern wird vor allem auch von den diversen Soccer Moms registriert (Catherine Zeta-Jones, Uma Thurman, Judy Greer), denen bei Georges Anblick ganz warm im Schlüpfer wird und die sich nun in ihrer jeweiligen Mischung aus Einsamkeit, Verzweiflung und Ehefrust an seinen Hals bzw. in sein Bett werfen. Dabei will George doch nur ein guter Vater sein, irgendwie seinen Traumjob als TV-Sportmoderator ergattern und vielleicht auch noch seine Ex zurückerobern, die kurz vor der Hochzeit mit einem anderen steht.

Man könnte angesichts der eindrucksvollen Besetzungsliste dieses Films dem falschen Eindruck aufsitzen, dass es sich um einen lohnenswerten Streifen handelt. Um das gleich klar zu stellen: Tut es nicht. Tatsächlich funktioniert "Kiss the Coach" nur in einer Hinsicht gut: Als Paradebeispiel dafür, wie ein Film vor die Hunde gehen kann, wenn in Hollywood mal wieder jemand versucht, ein Projekt möglichst mainstreamig glatt zu bügeln - und mit dem vermeintlichen Allheilmittel "Familienfreundlichkeit" einen Filmstoff aufpäppeln will, der nun wirklich nichts für Familien ist.

Schon die Inhaltsangabe lässt deutlich erahnen, wo hier die Probleme liegen: Eigentlich ist hier ziemlich viel Sex im Spiel und die Hauptfigur ist ein Mann mit dem "bedauernswerten" Schicksal, leider so gutaussehend, charmant und sexy zu sein, dass alle Frauen von ihm flachgelegt werden wollen - und alle Männer gern sein Kumpel sein möchten. Wenn man so einen Burschen als Spielball in einen solchen kleinstädtischen Intrigantenstadl wirft, Kiss the Coachwie er zu Beginn des Films angedeutet wird, umringt von zynischen reichen Egomanen und verzweifelten Hausfrauen mit komplett korrumpiertem Moralbewusstsein - dann kann daraus eine durchaus lustige Angelegenheit werden, wenn man sich traut, das Spel passend frivol und sarkastisch durchzuziehen. Aber ach, dann wäre da ja noch der süße Sohnemann und die anständige Moralinstanz von Ex-Frau, und dank den beiden ist leider von vornherein klar, wie dieser Hase laufen wird. Und das tut er dann auch. Derart vorhersehbar und formelgetreu, dass man als halbwegs versierter Filmkenner sogar Geld darauf setzen könnte, welche Szene als nächstes kommt.

Heraus gekommen ist jedenfalls ein komplett uneffektiver Zwitter von einem Film - für eine Lobeshymne auf Familienwerte viel zu moralisch verkorkst mit seiner Parade an fröhlich Ehebrechenden Vorstadt-Muttis, für eine gelungene Satire auf eben diese Verkommenheit dann wieder viel zu brav und einem streng konservativen Wertekosmos verschrieben mit seiner Reißbrett-artigen "Heute lerne ich, ein guter Vater zu sein"-Dramaturgie. Das gesamte Drehbuch ist so flach, formelhaft und verlogen, dass man sich kaum darüber wundert, warum Autor Robbie Fox zuvor zwei Jahrzehnte lang keinen screen credit verbuchen konnte. 

Kiss the CoachErnsthaft wundern darf man sich indes über Regisseur Gabriele Muccino. Der Italiener war nach starker Arbeit in seiner Heimat vor sechs Jahren nach Hollywood gekommen und reüssierte dort mit den beiden Will Smith-Vehikeln "Das Streben nach Glück" und "Sieben Leben" - zwar recht manipulative, aber definitiv wirkungsvolle Tränenschocker mit sozialrealistischer, tragischer Attitüde. Dass auf so etwas nun ein Stück belanglose, kalorienreduzierte Zuckerwatte wie "Kiss the Coach" folgt, passt so gar nicht ins Bild - und lässt erahnen, dass Muccino mit diesem Stoff letztlich ebenso wenig anfangen konnte wie sein Spalier an namhaften Schauspielern, die in ihren flachen Karikaturen von Charakteren ohne jegliche Subtilität agieren und allgemein eine Augen-zu-und-Gehaltsscheck-einstreichen-Mentalität versprühen.

Einzige Ausnahme ist Gerard Butler, der sich sichtlich Mühe gibt diesen Film davor zu bewahren, komplett auseinander zu fallen, und es mit seinem adretten Äußeren, smarten Charme und seiner (gut gespielten) Aufrichtigkeit tatsächlich schafft, diesen George halbwegs glaubwürdig wirken zu lassen. Was man von der Geschichte, durch die er sich bewegt, nicht gerade behaupten kann. 

Die wenigen Gags, an denen sich diese "Komödie" versucht, verpuffen dann auch noch wirkungs- und witzlos, und so gibt es wirklich gar nichts, was diesen Film irgendwie erinnerungs- oder überhaupt ansehwürdig macht. Das sah selbst das amerikanische Familien-Zielpublikum genauso und strafte "Kiss the Coach" mit miserablen 13 Millionen Dollar an der Kinokasse ab. Wenn er in zwei Jahren Sonntagsnachmittag auf SuperRTL läuft - ruhig was anderes einschalten. 

Bilder: Copyright

2
2/10

Top Besetzung ---> aber ein total langweiliger Film.
Hätte ich mir mein Geld mal gespart!
Hätte mal vorher hier die Filmbeschreibung lesen sollen.
:-/

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