Sie wacht seit rund 15 Jahren jeden Morgen in einer ihr fremden Umgebung auf. Seit Christine Lucas (Nicole Kidman) mit Mitte 20 einen schweren Autounfall hatte, kann sie keine neuen Erinnerungen mehr speichern und bekommt jeden Tag aufs Neue erzählt wer sie ist und wo sie lebt. Das erklärt ihr zumindest Ben (Colin Firth), der sich als ihr Ehemann vorstellt und das gemeinsame Haus mit jeder Menge Fotos aus der gemeinsamen Vergangenheit ausgestattet hat. Doch wenn Ben aus dem Haus geht, meldet sich seit Neuestem der Psychiater Dr. Nash (Mark Strong) bei Christine und berichtet ihr beunruhigende Einzelheiten, die nicht mit der Geschichte übereinstimmen, die Ben erzählt. Von ihm erhält sie auch eine Videokamera um sich bestimmte Fakten und Erlebnisse einzuprägen. Doch auch Dr. Nash scheint etwa zurückzuhalten und Christine muss sich fragen, wem sie denn überhaupt vertrauen kann.
Der Patient bei dem man jeden Tag von vorne damit anfangen muss sein Gedächtnis aufzufrischen, ist spätestens seit Christopher Nolans Frühwerk „Memento“ als Stoff für faszinierende Filme identifiziert. Doch nicht nur von diesem verschachtelten Meisterwerk ist „Ich.Darf.Nicht.Schlafen.“ mehrere Hirnschichten weit entfernt, selbst die Adam Sandler-Komödie „50 erste Dates“ bot noch wesentlich bessere Unterhaltung. Und kam sogar eine ganze Ecke glaubwürdiger daher als der Psycho-Schmarrn, den uns der Brite Rowan Joffe („Brighton Rock“) hier auftischt. Wirkt schon die Ausgangssituation extrem konstruiert, so fällt die Geschichte mit jeder weiteren „Enthüllung“ ein Stück mehr in sich zusammen. Da man zudem nicht darauf verzichten mag, auch noch ein paar falsche Fährten auszulegen, damit der Zuschauer die eigentlich recht offensichtliche Hauptwendung nicht ganz so schnell als sichere Entwicklung vorhersieht, ist das Gesamtwerk dann halt ein ziemlicher Mumpitz.
Da fällt auch das Logik-Defizit des deutschen Titels dann kaum noch ins Gewicht, welcher suggeriert, die Hauptfigur besäße irgendwie den Willen oder die Möglichkeit sich nicht mehr zur Ruhe zu begeben. Das ist jedoch nicht der Fall, es wird im Gegenteil hier noch nicht einmal der Versuch unternommen dauerhaft wach zu bleiben. Was allerdings für den Betrachter eine echte Herausforderung ist, denn trotz der recht schlanken Laufzeit von nur 92 Minuten kommt es zu mehreren Längen und Wiederholungen, da den Verantwortlichen nicht allzu viel Interessantes eingefallen ist um die Zeit bis zum großen Showdown kurzweilig zu füllen - was angesichts der mehr als 500 Seiten starken Romanvorlage „Before I go to Sleep“ von S.J. Watson schon verwundern darf. Und wenn es denn endlich an die Auflösung und ans bemerkenswert kitschige Finale geht, darf man sich schon mal fragen, was gewisse darin auftauchende Figuren eigentlich die letzten Filmhandlungsjahre über getrieben haben. Eine sehr dezent geschminkte Nicole Kidman spielt dabei genauso vergeblich gegen das inkohärente Drehbuch an wie der eigentlich clever gegen den Strich besetzte Colin Firth. Und beide zusammen können nicht verhindern, dass ihr Film leider gegen ein absolutes Grundgesetz des Kinos verstößt: Du.Darfst.Nicht.Langweilen.
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