Nach wie vor heißt die unangefochtene Nummer Eins im Bereich der Computer-animierten Kinofilme Pixar. Dort schmiedet man nicht nur die kommerziell erfolgreichsten, sondern auch die innovativsten Filme zusammen, vermeidet bisher, sich nur zu wiederholen und entdeckte zuletzt bei den "Unglaublichen" sogar eine im - immer noch sehr jungen - Genre bisher nicht gekannte Ernsthaftigkeit. Die Konkurrenz von Dreamworks und Fox ist dagegen erstmal froh, dass sie nach einigen vergeblichen Anläufen endlich auch ihren Hit landen konnten. Und der wird dann natürlich weiter ausgeschlachtet und möglichst zur einträglichen Franchise verarbeitet. Bei Dreamworks hat das mit "Shrek 2" schon mal ganz hervorragend geklappt, auch wenn das zweite Spektakel um den freundlichen Oger Einiges vom subversiven Humor des Erstlings vermissen ließ. Finanziell wird es sicher auch für die 20th Century Fox und ihr "Ice Age 2" funktionieren, aber auch dieser Fortsetzung mangelt es an einer Zutat, die zum Großteil für die Beliebtheit ihres Vorgängers sorgte, nämlich an Witz.
Das ist genauso enttäuschend wie überraschend, ist doch das bekannte Hauptpersonal wieder vollständig vertreten. Faultier Sid nervt seine Mittiere und giert nach etwas mehr Respekt, Mammut Mannie spielt weiterhin die Spaßbremse und Säbelzahntiger Diego ist einfach nur auch mit da. Bewegung kommt in die um eine bunte Schar weiterer Kleintiere angereicherte Gruppe nach der schockierenden Entdeckung, dass das sie umgebende "ewige" Eis offensichtlich doch eine Halbwertzeit hat. Es schmilzt nämlich in beängstigendem Tempo und droht das bisher so gemütliche Tal zu überfluten. Also setzen sich die Bewohner notgedrungen in Bewegung und marschieren in Richtung sicherer Gefilde. Es folgt eine ziemlich gefährliche Reise, auf der wir unter Anderem erfahren, dass Diego nicht schwimmen kann, Manni keineswegs das letzte Mammut und Sid in Wahrheit ein echter König ist.
Diese gemeinsame Reise einiger ziemlich ungleicher Charaktere mit sehr menschlichen Eigenschaften ist nun wahrlich keine neuer Einfall, hat aber schließlich auch im originalen "Ice Age" ausgezeichnet funktioniert. Allerdings sind die Beziehungen zwischen unseren drei Hauptfiguren mittlerweile geklärt und bieten jetzt nur noch Gelegenheit für ein paar mittelprächtig amüsante Kabbeleien. Deshalb müssen neue potentielle Konfliktherde her, und die verabreicht man uns in Form eines weiblichen Mammuts in Begleitung zweier Rotznasen von Opossum. Der Running Gag ist dabei, dass Mammutdame Elle mit den kleinen Rackern aufgewachsen ist, weshalb sie sich nun selbst für ein solches Beuteltier hält, was die aufkeimende Romanze mit Artgenosse Mannie doch erheblich erschwert.
Überschattet werden diese Geplänkel allerdings von einer alles andere als lustigen Bedrohung, denn was im Titel harmlos mit "Jetzt taut's" angekündigt wird, ist eine regelrechte kleine Apokalypse, die auch noch mit ein paar ziemlich gefräßigen Monsterfischen, spuckenden Geysiren und einer Horde Aasgeiern angereichert wird. Kindgerecht ist das Alles nicht gerade sondern ziemlich düster und bedrohlich, auch wenn wir unsere Kleinen und ihre Abgeklärtheit in dieser Hinsicht gerne mal etwas unterschätzen. Zusätzlich wird dann noch die Actionschraube deutlich angezogen, und die Trickspezialisten präsentieren diesmal ein wahres Spektakel aus Naturgewalten und Verfolgungsjagden.
Dies erweist sich aber vor allem zum Ende hin als recht ermüdend, was auch wenig verwunderlich ist, denn die besondere Stärke des "Ice Age" war bisher schließlich weder die gebotene Action noch die eher zweckmäßige und durchschnittliche Animationsleistung. Da hatte die Konkurrenz eh mehr zu bieten, der Fox-Blockbuster trumpfte dafür mit einigen genialen Dialogwitz- und Slapsticknummern auf, die einem aus dem Lachen gar nicht mehr herauskommen ließen. Das gelingt beim zweiten Aufguss leider nicht noch einmal, jedenfalls nicht durchgehend. Natürlich macht auch dieser Film noch Spaß und ist routiniert inszeniert, ein großer kreativer Wurf ist er aber nicht.
Es ist zu vermuten, dass dies auch den Autoren selbst aufgefallen ist und sie deshalb vermehrt auf ihren "Joker" zurückgriffen. Denn der heimliche Star der ganzen Chose war auch in der ersten Runde schon das Rattenhörnchen Scrat und dessen verzweifelte Versuche, seine geliebte Eichel in Sicherheit zu bringen. Dem wird nun in der Fortsetzung noch deutlich mehr Raum eingeräumt und der bedauernswerte Scrat wird noch wesentlich öfter härtesten körperlichen Belastungsproben ausgesetzt. Und von diesen Szenen ist wirklich jede Einzelne zum Brüllen komisch und gesammelt sind sie auch schon fast alleine das Eintrittsgeld wert. Trotzdem ist es aber ein wenig schade, dass der Rest des neuen "Ice Age" nicht so richtig zünden mag.
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