Helden des Polarkreises

Originaltitel
Napapiirin sankarit
Land
Jahr
2010
Laufzeit
92 min
Genre
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Volker Robrahn / 24. Oktober 2011

Polarkreis 1Janne (Jussi Vatanen) ist schon ein echter Schluffi. Gesegnet mit der hübschen Inari (Pamela Tola) als Freundin hängt der arbeitslose Finne in der heimatlichen Kleinstadt vorwiegend mit seinen Kumpels Ralle und Kanne ab, und als er auch noch die 50 Euro seiner Freundin statt für einen neuen Digital-Receiver in Alkohol investiert, stellt diese ihm ein Ultimatum: Da der analoge TV-Empfang am nächsten Tag abgeschaltet wird, hat Janne bis zum Morgen irgendwie eine Digi-Box zu besorgen oder Madame packt die Koffer. Für die drei Chaoten ohne Geld und ohne Plan beginnt somit eine nächtliche Odyssee, bei  der sie auf allerlei frag- und merkwürdige Gestalten treffen werden, darunter auch Inaris Ex-Freund Pikku-Mikku (Kari Ketonen), der sofort die Chance wittert  durch geschickte Intrigen seine Traumfrau zurückzuerobern.

Polrkreis 2Ein finnisches Roadmovie? Das klingt doch gleich schon mal recht sympathisch, verspricht doch der bekannt lakonische Humor der Nord-Europäer meist einen Spaß der schrägeren und derberen Art.  Doch leider entpuppt sich „Helden des Polarkreises“ als eine ziemlich flaue und zähe Angelegenheit, der es eindeutig an echtem Witz mangelt. Mehr als ein bemühtes Schmunzeln mag sich nicht einstellen bei den Abenteuern der vermeintlichen Loser. Was auch damit zusammenhängt, dass das, was man sich auf Drehbuchseite an Hindernissen und Zusammentreffen so ausgedacht hat, nicht besonders originell ist. Denn natürlich begegnen unsere Helden im Verlauf ein paar scharfen Models bzw. schon etwas älteren Damen mit eindeutigen Verführungsabsichten, ein paar rivalisierenden Nerds oder den unvermeidlichen Russen mit ordentlicher Waffen- und Alkoholausstattung.  Zwischendurch wird immer wieder umgeblendet zu den plumpen Annäherungsversuchen des biederen Pikku, doch auch dieser Handlungsstrang vermag wenig zu fesseln oder gar zu amüsieren.

Die Leistung der Darsteller lässt sich dabei nur schwer beurteilen, scheint doch diese Art Halbschlaf, in der sie meist agieren, durchaus gewollt zu sein um eine gewünschte Lässigkeit zu erreichen, die sich dann aber eher als Ödnis präsentiert, welche mit der des geschilderten Dorflebens allemal konkurrieren kann. So sorgen dann auch selbst haarsträubende Plotwendungen, die den Mittellosen immer mal wieder kurzfristig etwas Geld in die Hände spülen, kaum für erkennbare Emotionen bei denen, die davon betroffen sind. Was auch für die gelungenste und einzig wirklich originelle Szene der Geschichte gilt, die aber erst ganz zum Schluss kommt und daher auch nicht mehr viel retten kann.

Polarkreis 3Regisseur  Dome Karukowski betont  in seinen Presseanmerkungen ausdrücklich die Besonderheit des Landstriches, in dem sein Film spielt: „Im Winter sieht man kaum die Sonne, im Sommer geht sie nicht unter, so dass die Menschen nicht schlafen können und verrückt werden.  Wir wollen zeigen, wie man in so einer Gegend lebt“. Das ist ja durchaus interessant und lobenswert, aber warum spielt die Geschichte dann an einem Tag, wo es abends ganz normal dunkel und einige Stunden später auch wieder hell wird? Von irgendwelchen Finnland-spezifischen Merkmalen ist in diesem Punkt genauso wenig zu spüren wie beim Rest der formelhaften Odyssee, die man am ehesten noch als eine unlustige Version von „Ey Mann, wo ist mein Auto?“ bezeichnen könnte. Eine Pressestimme bei den Lübecker Nordischen Filmtagen bescheinigte dem Werk dennoch „viel Witz und hohes Tempo“ und dieser Werbespruch prangt nun auch auf dem offiziellen deutschen Filmplakat. Das Problem ist nur: Er trifft nicht zu.

Bilder: Copyright

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