
Mumble, unser liebenswerter steppender Pinguin, hat so etwas wie ein Déjà Vu. Einer seiner drei Sprösslinge, der kleine Erik mag so gar nicht vor und mit den anderen tanzen und singen und ist so auf dem besten Wege zu genauso einem Außenseiter zu werden wie es sein Vater einst war. Frustriert verlässt der Winzling seinen Stamm und zieht gemeinsam mit seinen beiden Brüdern und der ebenfalls unzufriedenen Quasselstrippe Ramon rüber ins Adelie-Land, wo der gute alte Lovelace zwar immer noch den weisen Guru gibt, sich mit dem fliegenden Pinguin Sven aber auch längst eine neue Attraktion eingefunden hat. Die Begegnung mit dem scheinbar heldenhaften und von den Menschen geflohenen Sven gibt Erik neues Selbstbewusstsein, welches aber schon bald auf eine ernsthafte Probe gestellt wird. Denn eine gewaltige Erdverschiebung schneidet plötzlich sein Volk vom Rest der Welt und vor allem dem Meer ab. Hilfe tut Not und so machen sich Erik und sein Vater auf die Suche nach Unterstützung.
Es erfordert einige Mühe, die Handlung von „Happy Feet 2“ komprimiert wiederzugeben, denn der Bogen um die eingeschlossenen Pinguine ist nur deshalb halbwegs als Hauptstrang zu identifizieren, weil dafür sonst kein anderer in Frage kommt. Denn die eindeutig ziemlich unnötige Fortsetzung des erfrischenden und zu Recht mit Oscar-Ehren geadelten Überaschungshits von 2006 mäandert ansonsten anstrengende 100 Minuten lang zwischen diversen Geschichten und Schauplätzen hin und her.
Echte Spannung mag dabei genauso wenig aufkommen wie gute Laune, denn zu lachen gibt es diesmal nicht mehr allzu viel. War der erste Film über die stolzen und edlen Pinguine vorwiegend ein großer Spaß mit toller Musik und einem Tupfer Umweltkritik, so holt der erneut auf dem Regiestuhl Platz nehmende und auch am Drehbuch beteiligte Australier George Miller diesmal zum großen gesellschaftskritischen Rundumschlag aus: Da sind nicht nur Klimawandel und Erdbeben für die Probleme der Pinguine verantwortlich, wir bekommen es zusätzlich auch noch mit in Ölteppichen schwimmenden Vögeln, sich nach dem Genuss gebratener Hähnchen vulgär den Mund abwischenden Menschen und einigen ziemlich unfreundlichen fleischfressenden Tieren zu tun. Dass die beiden mit der Haupthandlung nicht weiter in Verbindung stehenden Krills (einer Art Garnelen) sich dann noch ihrer recht armseligen Existenz als Futter am unteren Ende der Nahrungskette bewusst werden, passt da dann nur noch folgerichtig ins Bild, auch wenn die philosophisch angehauchten Gespräche zwischen den in der Originalfassung von Brad Pitt und Matt Damon gesprochenen Bill und Will noch zu den amüsanten Momenten dieses ziemlich depressiven Films gehören. Amüsant für Erwachsene wohlgemerkt, denn die Kleinen werden diesen Hintersinn kaum erfassen können und bekommen auch sonst eben wenig zum Lachen serviert, aber dafür Einiges zum Angst bekommen.
Nun ist ja ein mit ernsthaftem Anliegen auftretender Animationsfilm prinzipiell nichts Schlechtes, allerdings passt der angeschlagene düstere Ton nur wenig zu dem, als was das Werk ansonsten in Werbung, Trailer und Plakat vermarktet wird, nämlich als der übliche fröhlich-lustige Familienfilm. Um dem wenigstens im Ansatz gerecht zu werden, kommt es somit zu einigen Slapstick- und Musikeinlagen an eher unpassenden Stellen, was schließlich in dem wohl am grässlichsten gesungenen Song mündet, der je zu einer unglaubwürdigen Plotwendung geführt hat (ja, wir schauen auf dich, putziger kleiner Erik!). Auch der neue Soundtrack fällt daher im Vergleich zu den schmissig arrangierten Popsongs des Erstlings deutlich ab.
Das Einzige, was den ansonsten rundum misslungenen „Happy Feet 2“ vor dem Totalverriss rettet, ist die unbestreitbar hervorragende visuelle Komponente. Sah die Antarktis schon im Vorgängerfilm oft atemberaubend aus, so tut sie das jetzt erst recht. Serviert werden uns hier die vielleicht klarsten und überzeugendsten 3D-Bilder, die das Animationsgenre bisher hervorgebracht hat. Wenn das junge Publikum förmlich aufspringt um die auf es zu schwebenden Luftblasen mit den Händen zu greifen, dann ist das natürlich großartig gemacht, mutet hier aber angesichts der mäßigen Attraktivität des Gesamtprodukts ein wenig an wie die berühmten „Perlen vor die Säue“. Vor allem unsere beiden durchsichtig schimmernden Garnelen-Freunde sind ein animiertes Meisterstück, doch muss wohl auch diese Entscheidung für eine bisher so noch nicht gezeigte Tierart ein wenig in Frage gestellt werden, was ihre Wirkung auf die Hauptzielgruppe angeht. Denn das Urteil der bei der Vorführung anwesenden Kinder zu den vielleicht sogar etwas zu real geratenen Krustentieren fiel leider recht eindeutig aus: "Total eklig“.
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