Good Woman - Ein Sommer in Amalfi

Originaltitel
A Good Woman
Land
Jahr
2005
Laufzeit
93 min
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Anna Sola / 29. Januar 2011

 Nach "An Ideal Husband" und "The Importance of Being Earnest" kommt jetzt mit "Good Woman" erneut eine Oscar Wilde-Verfilmung ins Kino. Hinter dem Titel verbirgt sich nämlich kein anderes als dessen Stück "Lady Windermere's Fächer", das im Original den Untertitel "A Play about a Good Woman" trägt. Nichts bereitete Oscar Wilde mehr Freude, als über die gesellschaftlichen Verpflichtungen und Moralvorstellungen seiner Zeit herzuziehen. Selbst ein Opfer der biederen Doppelmoral (man warf ihn aufgrund seiner Homosexualität ins Gefängnis), nutzte er seine Stücke, um eben diese bloßzustellen. "Gut und böse" sind bei Wilde überflüssige Kategorien, da fast nichts so ist, wie es am Anfang scheint.

Irgendwann in den 1930er Jahren verbringen Robert und Meg Windermere, wie es sich für Angehörige der New Yorker High Society gehört, den Sommer in Europa. Nach außen hin glücklich verheiratet, bröckelt es jedoch mächtig hinter der Fassade. Gelangweilt von seiner stets adretten und braven Frau, beginnt Robert (Mark Umbers) eine Affäre mit der zweifelhaften Mrs. Erlynne (Helen Hunt, "Besser geht's nicht"), die nach ihrem gesellschaftlichen Verfall aus den Staaten nach Europa geflüchtet ist, um hier noch einmal neu anzufangen. Schnell wird ihr klar, dass ihr schlechter Ruf ihr vorauseilt und auch die Society in Italien sie nicht gerade mit offenen Armen empfängt. Das gilt auch für Robert, der sie zwar unterhält, sich aber nie öffentlich zu ihr bekennen würde. Die gutgläubige Meg (Scarlett Johansson, "Lost in Translation") vergöttert ihren Mann und hält ihn für ähnlich moralisch wie sich selbst, allerdings verunsichern sie auch Lord Darlingtons (Stephen Campbell Moore) Komplimente. Vielleicht hätte Meg nie etwas von Roberts Affäre geahnt, wenn der "Playboy" Darlington kein gesteigertes Interesse daran hätte, sie gegen ihren Mann aufzubringen.

"Good Woman" verfügt über ein großartiges Schauspieler-Ensemble, das zudem in den Genuss kommt, vom Regisseur vor dem malerischen Hintergrund Amalfis in Szene gesetzt zu werden. Die italienische Küstenstadt ist mehr als nur Kulisse und fördert die Atmosphäre des Films sehr, dessen Vorlage sich fast nur in Salons abspielt. Auch das Verlegen in eine andere Epoche steht dem Stück gut. Die Produzenten erhofften sich von dieser Maßnahme eine höhere Relevanz hinsichtlich heutiger Probleme. Dies ist ihnen auch gelungen, denn auch heute noch gibt es Gewinner und Verlierer, Leute die dazu gehören und Außenseiter. Ehefrauen werden immer noch betrogen und Geliebte mit Geschenken überhäuft.
Trotzdem bewegt sich der eigentlich kurze Film eher schleppend voran. Obwohl es einige großartige schauspielerische Leistungen gibt, will sich keine richtige Spannung einstellen. Überzeugen tun vor allem Tom Wilkinson ("Separate Lies") und Stephen Campbell Moore, was vielleicht daran liegt, dass ihre Figuren als einzige ehrlich mit sich selbst sind, anstatt sich zu verstellen. Besonders Scarlett Johansson gelingt es nicht, den moralischen Konflikt, mit dem Meg sich konfrontiert sieht, glaubhaft darzustellen. Das gilt auch für Mark Umbers, dem man nicht wirklich abnimmt, dass er sich ernsthaft für Mrs. Erlynne interessiert. Die Dialoge sind zudem wenig geistreich synchronisiert, was den Film in der deutschen Version einiges an Charme kostet.

Für den Film sprechen vor allem die wundervolle Ausstattung und die romantische Kulisse. Wer sich also an schönen Kleidern, Accessoires und Landschaft erfreuen möchte, ist bei "Good Woman" genau richtig. Auch sonst hat der Film genug für einen netten Kinoabend zu bieten, Fans von Oscar Wilde und seiner Sprache hätten im Theater aber sicherlich mehr Freude.


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