Flintstones in Viva Rock Vegas

Originaltitel
Flintstones in Viva Rock Vegas
Land
Jahr
2000
Laufzeit
91 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
2
2/10
von Frank-Michael Helmke / 6. Januar 2011

Man fragt sich ja bei sehr vielen Fortsetzungen, ob sie denn wirklich nötig waren. Die meisten sind um einiges schlechter als das Original und kauen nur die alte Storyline wieder. Das führt dann meistens zu sehr uninspirierten und konventionellen Machwerken wie „Speed 2“. Verglichen aber mit dem neuen Flintstones-Film ist sogar dieser Film ein wahrer Segen.
„Flintstones in Viva Rock Vegas“ ist ein wirklich wahnsinnig schlechter Film. Seine Entstehung lässt sich noch nicht einmal mit einer halbwegs vielversprechenden Grundidee entschuldigen. Ein Prequel (seit „Episode 1“ ist so etwas ja wahnsinnig in Mode), daß uns zeigt, wie sich die Feuersteins und Geröllheimers kennengelernt haben, wer braucht so etwas denn? Die ultradünne Story ist dann auch dementsprechend einfallslos:

Barney und Fred haben so eben ihr Dino-Kranführer-Diplom erhalten, was ihnen jetzt noch zu einem gemütlichen Leben fehlt, sind zwei nette Mädels. Da laufen ihnen die Kellnerinnen Betty und Wilma über den Weg. Was zu diesem Zeitpunkt keiner der drei anderen weiß: Wilma ist so eben aus ihrem reichen Elternhaus ausgebrochen, um der aufgezwungenen Heirat mit dem Schnösel Chip Rockefeller zu entkommen. Der heckt aber einen teuflischen Plan aus, um Wilma für sich zu gewinnen (und ihr Familienvermögen zu bekommen), und lädt die vier Turteltäubchen nach Rock Vegas ein.
Wer das schon für wenig überzeugend hält, der sei gewarnt: In dieser sehr knappen Inhaltsangabe verbirgt sich bereits das retardierende Moment (wie der Dramatiker sagt) des Films, womit der (nicht vorhandene) Spannungsaufbau bereits ausreichend dokumentiert wäre.

Der gesamte Film ist grandios unkomisch. Die Macher hielten es anscheinend für ausreichend, die Darsteller durch knallbunte Pappmaché-Kulissen stapfen zu lassen und so viele prähistorische Wortspiele wie möglich einzubauen. So arbeiten Wilma und Betty bei Bronto King, Fred träumt von einem Cadirock, man wohnt am Melrock Place, und Chip ging zur Princestone University. Wer das schon nicht sonderlich witzig findet, sei gewarnt: Komischer wird’s nicht. Mal abgesehen von einer Szene, wo ein Dinosaurier Barney direkt ins Gesicht furzt. Wenn man so etwas witzig finden kann.
Ganz schlimm ist auch die Besetzung: Bei einer Verfilmung der Feuersteins kann man mit Schauspielkunst nicht mehr viel machen, da ist einzig eine möglichst hohe Ähnlichkeit mit den Zeichentrickfiguren von Nöten. Im ersten Feuerstein-Film gelang das mit John Goodman, Rick Moranis und Elizabeth Perkins sehr gut, einzig Rosie O’Donnell als Betty wirkte etwas fehl am Platze. Bei „Flintstones in Viva Rock Vegas“ dreht sich dieses Bild genau um: Mark Addy (der Dicke aus „Ganz oder gar nicht“) ist als Fred noch ganz okay. Wenn man allerdings den dauergrinsenden Stephen Baldwin als Barney sieht, wünscht man sich sehnlichst die Zeichentrickserie zurück. Barney Geröllheimer ist vielleicht dämlich, aber wenigstens dabei auch noch nett und sympathisch. Dank Baldwin ist er nur noch dämlich. Ein völlig debiler Auftritt, der keine positiven Vermutungen über Baldwin’s eigene Intelligenz zuläßt. Ähnlich verheerend besetzt ist Kristen Johnston (halbwegs bekannt aus der TV-Serie „Hinterm Mond gleich links“). Ihre einzige Qualifikation als Wilma sind die langen roten Haare. Ansonsten ist sie für diese Rolle zu groß, zu breit, zu imposant. Kurz gesagt: Ein echtes Mannweib mit tiefer Stimme, das ungefähr so sehr an Wilma Feuerstein erinnert wie Ottfried Fischer an Superman. Als einzig positiver Faktor erweist sich wenig überraschend Jane Krakowski, bekannt als gutmütige Sekretärin Elaine aus der Serie „Ally McBeal“. Mit ihr bekommt Betty endlich etwas, was Rosie O’Donnell definitiv nicht geben konnte: Erotik. Schon Wayne und Garth von „Wayne’s World“ hielten Betty Geröllheimer für die erotischste Zeichentrickfigur, die es gibt. Mit Jane Krakowski kann man das jetzt auch in der Realverfilmung erkennen.
Ab und zu begleitet von einem kleinen grünen Außerirdischen namens Gazoo, der die menschlichen Paarungsrituale studieren soll, stolpert diese Totalkatastrophe von Besetzungsliste durch einen Plot, dessen Wendungen so billig und vorhersehbar sind, daß selbst der hirnlose Barney jedes Komplott sofort durchschauen müßte.
Der Außerirdische Gazoo ist bezeichnend für die gesamte Handlung: Er dient keinem näheren Sinn, taucht ebenso unmotiviert auf wie er wieder verschwindet, und in jeder seiner Szenen ist der Selbstzweck fast schon mit der Hand greifbar: Eine Figur, die nur dazu da ist, um ein paar schlechte Gags zu liefern. Symptomatisch für die grauenhafte Einfallslosigkeit, die den gesamten Film durchzieht.

„Flintstones in Viva Rock Vegas“ gelingt tatsächlich die Meisterleistung, die Künstlichkeit der Kulissen noch mit der Künstlichkeit des Plots zu überbieten. Dieser Film ist in jeder Hinsicht völlig unkreativ und ideenlos heruntergespult, und wenn die Feuersteins nicht gerade ihr 40jähriges Jubiläum feiern würden, hätte es ihn wahrscheinlich auch nie gegeben. Das wäre auch besser so.


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