Die Herzen der Männer

Originaltitel
Le Coeur des hommes
Land
Jahr
2003
Laufzeit
105 min
Genre
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Volker Robrahn / 1. Januar 2010

Es ist ihnen wohl gar nicht bewusst, dass sie sich in einer beneidenswerten Situation befinden, die vier Männer aus Mark Espositos "Die Herzen der Männer". Denn für das Quartett im "besten Alter" ist ihre lange Freundschaft beinahe eine Selbstverständlichkeit. Seit sie als Jugendliche gemeinsam Fußball spielten, bilden sie eine verschworene Gemeinschaft. Beruflich haben alle ihren Weg gemacht: Alex und Jeff sind die Gründer einiger gut laufender Sportzeitungen und Antoine ist Sportlehrer. Lediglich Manu muss sich als Inhaber einer Metzgerei ab und an die Frotzeleien seiner "intellektuellen" Kumpane anhören. Doch während Manu eines Tages in seinem Geschäft endlich wieder eine Frau kennen lernt, mit der sich eine viel versprechende Beziehung entwickelt, stehen die Freunde an weniger erfreulichen Wendepunkten ihres Lebens: Alex spürt, dass er seine ständigen Affären nicht mehr lange vor seiner Frau geheim halten kann und der Lebemann Jeff fragt sich, ob er überhaupt zu einer festeren Bindung fähig ist. Zum größten Problemfall der Gruppe entwickelt sich aber schließlich Antoine. Nachdem ihm seine Frau einen Seitensprung gebeichtet hat kann er ihr nicht verzeihen und beginnt eine Phase selbstquälerischer Abkapselung. Die Freunde versuchen ihn aufzumuntern und haben dabei doch eigentlich viel zu viel mit sich selbst zu tun.

Sie sind alle keine Engel, doch sie haben schließlich noch genug "Herz" in sich um zu bewegen - und zwar sich selbst und das Publikum. Sehr schnell wachsen einem diese vier völlig normal gestörten Franzosen tatsächlich ans Herz und wir leiden gemeinsam an ihrem falschem Stolz, ihren falschen Entscheidungen und kleinen Erfolgserlebnissen. Dabei gelingt dem Drehbuchautor und Regie-Neuling Marc Esposito das Kunststück, vier völlig unterschiedliche Persönlichkeiten zu erschaffen, mit denen man sich trotzdem ganz übergreifend identifizieren kann. Jeder von uns war schon mal so schüchtern wie Manu und so arrogant wie Alex. Wir tun Dinge, von denen wir genau wissen, dass wir sie eigentlich nicht tun sollten. Wir verletzen andere, uns oft nahe stehende Menschen und machen uns das Leben oft unnötig schwer. Wie beruhigend ist es da, zumindest ein paar Freunde zu haben, die einem auch mal einen Ausraster und eine völlig unangebrachte Beschimpfung verzeihen. Weil sie einen kennen und weil es nichts zu bedeuten hat, denn die Freundschaft hält. Der verklärte Traum von einer "echten Männerfreundschaft"? Vielleicht, aber in diesem Film bleiben Kitsch und aufgesetzte Dramatik immerhin so weit außen vor, dass wir bedenkenlos eine Urkunde für weitgehende Authentizität unterschreiben.
Denn Esposito idealisiert seine Figuren nicht. Sie entwickeln sich zwar weiter, aber die Probleme lösen sich deshalb nicht in Wohlgefallen auf. Na gut, zumindest nicht alle, denn ein bisschen aufs große gemeinsame Happyend arbeitet natürlich auch dieser Film hin. Aber auch wenn Jeff es nach Jahren doch noch schafft, wieder ein gesundes Verhältnis zu seiner Exfrau aufzubauen, heißt das nicht, dass die Beiden deswegen gleich wieder ein Paar werden. Und wenn Alex sich letztendlich zu seiner Familie bekennt, macht dass seine Fehltritte weder ungeschehen, noch wird er dafür angemessen zur Rechenschaft gezogen, wie es eine Geschichte mit "Moral" eigentlich verlangt. Aber das ist auch im richtigen Leben schließlich nicht immer so und es ist irgendwo sogar fast egal, wenn es um grundsätzliche Übereinstimmungen geht. Um die Gemeinsamkeit, die alle vier Hauptdarsteller mit ihrem leichten, zurückhaltenden Spiel voll kleiner Gesten und manchmal derbem Humor überzeugend präsentieren. Einem Humor, der vor allem bei den Diskussionen über den wöchentlichen Ergebnistipp der Meisterschaftsspiele hervor tritt und wieder einmal deutlich macht, dass der Fußball als Basis für eine dauerhafte Männerfreundschaft wirklich bestens geeignet ist.

Warmherzig und leicht, mit charmantem französischem Flair und dabei doch voller Wahrheiten über das ganz normale Leben. Nicht mehr, aber zumindest all das ist "Die Herzen der Männer". Und es wäre durchaus interessant, den vier Musketieren in ein paar Jahren noch einmal zu begegnen und ihren weiteren gemeinsamen Weg zu verfolgen.

Bilder: Copyright

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