Die Daltons gegen Lucky Luke

Originaltitel
Les Daltons
Land
Jahr
2004
Laufzeit
86 min
Genre
Release Date
Bewertung
2
2/10
von Frank-Michael Helmke / 19. Juni 2010

Mit den wackeren Galliern Asterix und Obelix schuf der französische Texter René Goscinny zusammen mit seinem zeichnenden Kollegen Uderzo wahre Nationalheiligtümer der Grande Nation, die nach insgesamt sieben Kino-Animationsfilmen nun bereits die dritte Realverfilmung auf den Leib geschnitten bekommen - Filme, für die sich kein Megastar Frankreichs zu schade ist, im nächsten Asterix-Kinoabenteuer spielt immerhin Alain Delon den römischen Kaiser. Etwas anders verhält es sich da mit Goscinnys zweitberühmtester Schöpfung, dem ironischen Westernhelden Lucky Luke, den er zusammen mit Zeichner Morris schuf. Dessen einziger und ziemlich peinlicher Leinwandauftritt von 1991 war ausgerechnet dem italienischen Klamauk-Western-Alteisen Terence Hill zu verdanken. Und auch bei der ersten französischen Adaption sucht man eindrucksvolle Namen und Talente vergebens. Das Ergebnis ist entsprechend mies - und dank der deutschen Synchronisation noch ein bisschen schlechter.
Eric Judor und Ramzy Bedia heißen die zwei französischen TV-Komiker, die mit ihren bisherigen Kollaborationen noch keinen Ruhm jenseits ihrer Landesgrenzen ernten konnten - und das wäre wohl auch so geblieben, wenn sie sich nicht durch billige Besetzungsstrategien gleich zwei weitere veritable Filmmärkte geöffnet hätten: Den mexikanischen Ober-Gegner der Daltons gibt der spanische Komiker Javivi, und als Lucky Luke tritt hier kein Geringerer als uns Til Schweiger auf - und schon interessiert man sich auch in Deutschland für einen Film, der eigentlich nichts mehr als vollkommene Ignoranz verdient hat. Denn hier ist schon der deutsche Verleihtitel reinster Etikettenschwindel: "Die Daltons gegen Lucky Luke" vermittelt fälschlicherweise und bewusst den Eindruck, als würde es genau darum gehen. Tut es aber gar nicht: Eric & Ramzy scheren sich nämlich reichlich wenig um den Cowboy, der schneller zieht als sein Schatten.
Wie der Originaltitel verrät, geht es hier eigentlich nur um die Gebrüder Dalton - und wie schon in den Comics sind die "mittleren" zwei aus dem Quartett, Jack und William, kaum mehr als Staffage. Einzig wichtig sind der jähzornige kleine Joe (Eric Judor), und der strunzdoofe Lulatsch Averell (Ramzy Bedia). Letzterer ist trotz seines offensichtlichen Mangels an Hirnmasse der ewige Liebling von Ma Dalton (Marthe Villalonga), und darum will Joe sowohl ihr als auch allen anderen Kollegen, die sich ständig über ihn amüsieren, endgültig beweisen, was für ein großartiger Bankräuber er ist. Das Ziel der Daltons: Eine Hochsicherheitsbank in Mexiko (sprich: Spanien).
Was das jetzt mit Lucky Luke zu tun hat? Richtig, gar nichts. Til Schweiger als Revolverheld ist für die Handlung vollkommen unerheblich, taucht in insgesamt sechs Szenen auf und hat wahrscheinlich für die Anprobe seines "authentischen" (also: Comic-knallbunten) Kostüms mehr Zeit gebraucht als für seinen gesamten Dreh. Immerhin: Bei weniger als drei Minuten Leinwandpräsenz schafft es der dumm grinsende Til noch, sich von seinem Schatten an die Wand spielen zu lassen - muss man auch erstmal hinkriegen.
Ansonsten bieten "Die Daltons" 86 Minuten purste Langeweile, in denen man Eric & Ramzy bei ihren verkrampften Slapstick-Versuchen zusehen muss, während sich der ohnehin nur marginal vorhandene Ansatz einer richtigen Handlung leise zum Fenster heraus stiehlt und sich auf die Suche nach einem richtigen Film macht. Bekannte Elemente aus den Comics wie das sprechende Pferd Jolly Jumper oder Rantanplan, "der dümmste Hund westlich des Mississippi" (hier ein Computer-animierter Wauwau, dem man anscheinend eine Clownsnase aufmontiert hat), werden kurz abgehakt aber überhaupt nicht sinnvoll eingebunden - wahrscheinlich hatte man Angst, sie könnten den beiden Hauptdarstellern die Show stehlen.
Was im Original vielleicht einmal an dialogischem Witz vorhanden war (und es kann wirklich nicht sehr viel gewesen sein) wird schließlich komplett ruiniert von einer deutschen Synchronübersetzung wie aus den schlimmsten Tagen dieser Zunft. Wieder einmal scheint ein Synchron-Autor seine große Stunde als Gag-Schreiber gekommen gesehen zu haben, und schrieb großzügig die Original-Dialoge in völlig sinn- und witzfreien deutschen Nonsens um, der nur noch eines ist: bodenlos peinlich.

"Die Daltons gegen Lucky Luke" ist für deutsche Kinozuschauer also ungefähr so komisch und empfehlenswert, wie eine Synchron-Fassung von Tom Gerhardts "Siegfried" für unsere französischen Nachbarn wäre. Dass es dieser Film ohne die Drei-Minuten-Beteiligung von Herrn Schweiger wohl nie über die Grenze - geschweige denn ins hiesige Kino - geschafft hätte, kann man daher wohl nur als nachhaltiges Argument gegen europäische Zusammenarbeit werten. Und "Die Daltons gegen Lucky Luke" als absoluten Bodensatz der an sich großen Filmnation Frankreich.

Bilder: Copyright

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