De-Lovely - Die Cole Porter Story

Originaltitel
De-Lovely
Land
Jahr
2004
Laufzeit
126 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Miriam Flüß / 14. Februar 2011

Je näher die Oscars rücken, desto gehäufter erobern Biopics die Leinwände - weisen Filme über reale Persönlichkeiten doch traditionell eine hohe Siegerquote bei Preisverleihungen auf. Dieses Jahr sind es auffallend viele Musiker, die ins Rennen um die begehrten Trophäen geschickt werden: Kevin Spaceys Regiedebüt "Beyond the Sea" über Bobby Darin, "Ray" über den im Sommer 2004 verstorbenen Ray Charles und "De-Lovely" über Komponisten-Legende Cole Porter. Kevin Kline und Ashley Judd, die beiden Protagonisten aus "De-Lovely" wurden für ihre Darstellung denn auch bereits für die Golden Globes nominiert. In Irwin Winklers ("Schuldig bei Verdacht", "Das Netz") Film über Cole Porter und seine Frau und Muse Linda laufen Kline und Judd tatsächlich zu Höchstleistungen auf - über die Schwächen des Films können sie jedoch nicht hinweg täuschen.

New York, 1964. Der weltberühmte Komponist Cole Porter (Kevin Kline) steht einsam am Ende eines ereignisreichen Lebens. Zusammen mit dem Regisseur Gabe (Jonathan Pryce) lässt er die wichtigsten Stationen für ein Musical Revue passieren - und findet sich selbst mitten in der Vergangenheit, zu Beginn seiner Karriere in Paris, wieder. Ungeachtet des Ersten Weltkrieges amüsiert sich die High Society hier auf unvermindert hohem Niveau. Auf einer Jet-Set-Party lernt Porter 1918 die elegante, geschiedene Linda Lee (Ashley Judd) kennen. Porter stammt aus reichem Elternhaus und ist ein begnadeter Musiker, doch erst als Linda die Fäden geschickt in die Hand nimmt, bekommt seine Karriere Formen und wandelt sich schließlich zum kometenhaften Aufstieg. Dass der extravagante, lebenshungrige Songwriter auch Affären mit Männern hat, nimmt Linda unter der Bedingung absoluter Diskretion seinerseits hin. Zusammen werden die Beiden zum schillerndsten Paar der High Society, residieren in mondänen Palazzi in Paris und Venedig und Porter schreibt eine Unzahl von Werken über fast ausschließlich eine einziges Thema: die Liebe.
Als der amerikanische Star-Komponist Irving Berlin (Keith Allen) auf Porter aufmerksam wird, beginnt ein neuer, glamouröser Lebensabschnitt in der Neuen Welt. Porter erhält seine erste Broadway-Show und legt den Grundstein für zahlreiche erfolgreiche Musicals wie "Paris", "The New Yorkers" und "Kiss me, Kate". Doch der Ruhm hat auch seine Schattenseiten - und diese beginnen nicht nur Porters künstlerische Produktivität und sein öffentliches Image, sondern auch die große Liebe seines Lebens zu gefährden. Diverse Schicksalsschläge warten noch auf den Komponisten, der den Gipfel seines Ruhms noch gar nicht erlangt hat ….

Irwin Winkler verzichtet bei "De-Lovely" ausdrücklich auf einen dokumentarischen Charakter. Die Songs sind in der linearen Handlung anachronistisch arrangiert, und wie in Porters Werk steht auch hier ein Thema im Zentrum: Die Liebe und die Musik. Musikalisch ist dies zweifellos ein Gewinn - die Aha-Erlebnisse bei der Erkenntnis, welche unerschöpfliche Vielfalt auf das Konto dieses Komponisten geht, nehmen kein Ende, und allein die Gast-Auftritte der zahlreichen Musik-Performer sind das Kinoticket wert: Robbie Williams, Elvis Costello, Diana Krall, Alanis Morissette, Sheryl Crow und Mick Hucknall geben sich quasi die Klinke in die Hand.
Dieser Schwerpunkt auf eine musikalische Love-Story geht leider auf Kosten der Komplexität der Persönlichkeit Porters. Über seine Haltung und inneren Dämonen würde man gern mehr erfahren - und Kevin Kline ist zweifellos der richtige Darsteller für abgründige Konturen. Über biographische Eckdaten wird der Zuschauer jedoch völlig im Unklaren gelassen - darüber, dass die rauschende Party, auf der Porter seine zukünftige Frau kennen lernt, mitten im Paris des Ersten Weltkriegs stattfindet und was den Amerikaner überhaupt an diesen Ort trieb, schweigt Winkler sich aus.
So haben wir es in der ersten Filmhälfte mit einem grandios ausgestatteten und besetzten Musical zu tun, das die spannenden Protagonisten zu einem schablonenhaften Paar degradiert, welches aus einem x-beliebigen Andrew Lloyd Webber-Musical entsprungen sein könnte. In der zweiten Hälfte löst die Tragödie Porters das leichte Lebensgefühl der goldenen Ära ab und passt mit dem Genre Musical nicht mehr so recht zusammen.
So bleibt "De-Lovely" insgesamt ein unentschlossener Film, der mit wunderbaren Künstlern eine Ahnung von dem ebenso ereignisreichen wie abgründigen Leben seines Protagonisten vermittelt, diesem aber keinen Schritt näher kommt. Hätte Winkler ein leichtfüßiges Musical über einen schillernden Komponisten inszenieren wollen, wäre dies verzeihlich - doch die missglückt-metaphysische Rahmenhandlung mit dem himmlischen Spielleiter Gabe(riel) zeigt unmissverständlich, dass Winkler eigentlich viel mehr wollte.


10
10/10

dieser film war einer der besten filme die ich in letzter zeit gesehen habe. ashley judd ist in diesem film so großartig...keine andere schauspielerin hätte linda porter, meiner meinung nach, besser verkörpern können. der soundtrack ist der wahnsinn!! ich empfehle jedem musik- und filmliebhaber dieses meisterstück anzuschaun!

Permalink

9
9/10

wer sich, wie ich, schon seit langem mit cole porter - seinem leben und seiner musik - beschäftigt, kann nur begeistert sein über diese visualisierung. der regisseur braucht bei informierten zuschauern nicht mehr zu zeigen und zu deuten!!!

Permalink

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.