Das Leben des David Gale

Originaltitel
The life of David Gale
Land
Jahr
2002
Laufzeit
113 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Heide Fuhljahn / 27. Februar 2011

 

Drei Tage vor seiner Hinrichtung gewährt Todeskandidat David Gale (Kevin Spacey) der ehrgeizigen New Yorker Journalistin Elizabeth "Bitsey" Bloom (Kate Winslet) gegen ein Honorar von einer Million Dollar ein Exklusiv-Interview. Der ehemals hoch angesehene Philosophie-Professor und engagierte Todesstrafengegner soll seine befreundete Kollegin Constance Harraway (Laura Linney) vergewaltigt und ermordet haben. Innerhalb von drei Tagen erfährt Bitsey vom tiefen Fall des ehemals so honorigen Intellektuellen in einen Strudel aus Scheidung, Alkoholproblemen und Verleumdung; dieser endet in der Verurteilung als grausamer Mörder. Doch der Mord an Constance weist jede Menge Ungereimtheiten auf. Von Gale insistiert beginnt Bitsey, zusammen mit ihrem Kollegen Zack (Gabriel Mann), bald eigene Nachforschungen anzustellen....
Was nach einem Film mit dem Strickmuster "Kann der Journalist den Kandidaten in der Todeszelle noch retten?" klingt, ist nur der Auftakt zu einem raffiniert inszenierten Thriller, bei dem das politische Statement gegen die Todesstrafe lediglich den Hintergrund für eine spannende Story bildet. Der eigentliche Tenor des Films lautet: Bis wohin sind Menschen, unter bestimmten Umständen, bereit für ihre Überzeugungen zu gehen? Die Parallelen zu Filmen wie "Dead Man Walking" oder "Ein wahres Verbrechen", und damit die mögliche Voreingenommenheit seiner Zuschauer, werden geschickt für die unerwarteten Entwicklungen des Films genutzt, und finden ihren Höhepunkt in einem verblüffenden Ende, weshalb an dieser Stelle auch nicht weiter über die Handlung berichtet werden kann.

Nach eigenen Angaben wollte Regisseur Alan Parker mit "Das Leben des David Gale" sowohl das große Publikum als auch die Intellektuellen erreichen. Ein Spagat, der ihm gelungen ist. Denn der wohl größten Schwierigkeit der Kunst, Klasse für die Masse zu kreieren, begegnet hier jemand, der mit beidem langjährige Erfahrung hat. Alan Parker drehte in den letzten 25 Jahren Filme wie "Midnight Express"(Zwei Oscars), "Fame" (Zwei Oscars), "The Wall", "Mississippi Burning" (Ein Oscar), "The Commitments", "Willkommen in Welville", "Evita" und zuletzt "Die Asche meiner Mutter". Sein Faible für Musik wird diesmal von seinen Söhnen Alex und Jake ausgelebt, sie schufen die Filmmusik für "Das Leben des David Gale". Mit Nicolas Cage als einem der Produzenten und drei hochkarätigen Schauspielern, mit dem packenden Drehbuch (das Erstlingswerk von Charles Randolph), der politischen Botschaft und Parkers geschickter, pointierter Verknüpfung entsteht hier eine intelligente Verbindung von Kunst und Kommerz. Glaubwürdigkeit mit allen cineastischen Mitteln zu erzeugen ist dabei Parkers Credo, und so erfahren die Zuschauer viele Details über das weite Feld der Todesstrafe (wie zum Beispiel das letzte Mahl, welches der Todeskandidat sich wünschen darf).
Wie schon bei den Oscar-prämierten Hauptrollen in "Die üblichen Verdächtigen" und "American Beauty" verkörpert Kevin Spacey auch hier die extremen Facetten einer Persönlichkeit, die eindimensional erscheint, sich dann aber vielschichtig auffächert, einfach meisterhaft.
Seine Kollegin Kate Winslet, die schon für drei Oscars ("Sinn und Sinnlichkeit", "Titanic", "Iris") nominiert war, musste dennoch auch hier gegen das Image der "englischen Rose" ankämpfen, und, nachdem sie dann doch engagiert wurde, sich einen amerikanischen Ostküsten-Akzent antrainieren. Laura Linney, die Dritte im hervorragenden Hauptdarsteller-Bund, war in "Absolute Power" noch auf die Rolle der entzückenden blonden Tochter von Clint Eastwood beschränkt, hat hier aber wieder einmal Gelegenheit ihre darstellerischen Fähigkeiten in einer Charakterrolle aufzuzeigen und tut dies mit Bravour.
Durch die Begnadigung aller zur Hinrichtung bestimmten Verurteilten und die Umwandlung ihrer Strafen in lebenslängliche Haft durch US-Gouverneur George Ryan (Illinois) am Ende seiner Amtszeit und die Abschaffung der Todesstrafe in der Türkei kommt der Film, ähnlich wie "Bowling for Columbine", gerade in ein passendes gesellschaftliches Klima. Wer nach dem Kinobesuch dieses überaus sehenswerten Films - der gesellschaftliches Drama, mitreißender Thriller und politisches Bekenntnis in einem ist - über die Inhalte diskutiert, wird quasi zum Wunschzuschauer des Regisseurs. Denn wenn im Anschluss an den Film, so Parker, Diskussionen entstehen, dann ist das eigentlich das Beste, was ein Filmemacher sich wünschen kann.


ist schon mal jemand aufgefallen dass es in deutschland keine todesstrafe gibt und es deshalb auch nicht logisch ist dass irgendjemand für irgendetwas hingerichtet wird!? soll ich jetzt für diesen aufruf zum mord die todesstrafe fordern oder mich einfach nicht provozieren lassen??

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