Crocodile Dundee in Los Angeles

Originaltitel
Crocodile Dundee in L.A.
Jahr
2001
Laufzeit
88 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Simon Staake / 10. Februar 2011

Dies ist der Film auf den wir alle jahrelang gewartet haben. Vergiß "Tomb Raider" oder "Final Fantasy" und pfeif auf "Herr der Ringe", fanboy, denn jetzt ist ER wieder da. Die Erinnerung wandert zurück, weit weit zurück in die Vergangenheit, als man noch kaum groß genug war, über den

Die Dundees: Paul Hogan und Linda
"Ich will mal schlanker" Kozlowski

Kinotresen zu schauen und die ganze glückliche Familie ins Kino pilgerte, um familienfreundliche Unterhaltung zusammen zu genießen. 1986 war das und "Crocodile Dundee" war einer der Filme, die den Begriff "Überraschungserfolg" neu definierten (und gleichzeitig die erfolgreichste Produktion aus "Down Under"). Frisch und spritzig kam sie daher, die Geschichte um den gutmütigen Krokodiljäger Mick "Crocodile" Dundee, der sich mit den Tücken der modernen Zivilisation herumschlagen musste. Natürlich musste bei einem so gigantischen Erfolg eine Fortsetzung folgen, aber als zwei Jahre später "Crocodile Dundee 2" in die Kinos kam, hatte die Geschichte schon viel von ihrem ursprünglichen Charme verloren und wirkte wie ein unbeholfener Nachschlag, der offenbar nicht so wirklich wusste, was genau am Original eigentlich so gut funktioniert hatte. Und nun, ganze dreizehn (!) Jahre später eine erneute Fortsetzung:

Mick Dundee (Paul Hogan) lebt mit Dauerfreundin Sue (Linda Kozlowski) und dem gemeinsamen Söhnchen Mickey (Serge Cockburn) friedlich im australischen 20-Seelennest Walkabout Creek, aber die Zeichen der Zeit gehen auch an ihm nicht spurlos vorbei: Krokodile fängt er hauptsächlich zur Touristenbelustigung und mittlerweile legt ihn auch das eine oder andere der Reptilien mächtig aufs Kreuz. Kein

"Got Milk?" Vater und Sohn Dundee
bewundern die lokalen Sehenswürdigkeiten

schlechter Zeitpunkt für einen Tapetenwechsel also, zumal Sue kurzfristig in der Los Angeles-Zentrale der Zeitung ihres Vaters einspringen soll. Kaum in L.A. eingetroffen, machen Vater und Sohn erst mal in Tourist, während Sue einer Geschichte nachspürt die sie zu dem schmierigen Filmproduzenten Armon Rothman (Jere Burns) führt. Und wo etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, da ist Mick Dundee mit seinen unkonventionellen Methoden die richtige Geheimwaffe...

Dies ist der Film auf den niemand gewartet hat, niemand gewartet haben kann. Und schon gar nicht dreizehn Jahre. Warum es überhaupt eine Fortsetzung zu dieser toten Kinoreihe gibt ist denkwürdig, der beste Tip wahrscheinlich eine Reihe roter Zahlen auf dem Bankkonto des Ehepaars Hogan / Kozlowski. Anders ist dieses um Jahrzehnte verspätete Hervorkramen eines Markennamens nicht zu erklären. Was aber kaum die entsetzlich fade und lustlose Umsetzung entschuldigt: Da sind offenbar schon einige Zähne ausgefallen, denn dieses altersschwache Krokodil hat keinen Biss mehr.

Ein echter Pfadfinder: Dundee rettet ein Stinktier,
was die örtliche Polizei gar nicht gut findet.

"Crocodile Dundee in Los Angeles" will witzige und spannende Familienunterhaltung darstellen. Das winzige Problem dabei: Der Film ist weder witzig noch spannend. Gerade die nahezu völlige Abwesenheit wirklichen Humors schmerzt ob des starken Erstlings und der liebgewordenen Figuren besonders. Man braucht nicht mal Mick Dundees geschärfte Outback-Sinne um jede Pointe - aber auch wirklich jede - zehn Meilen gegen den Wind zu riechen. Was vermutlich daran liegt, dass über die Hälfte der Gags aus den Vorgängerfilmen kopiert wurden. Im Gegensatz dazu hat man bei den restlichen humoristischen Einlagen ganz auf Pointen oder Witz verzichtet, auch mal eine interessante Taktik. Dazu kann man auch dem naivsten Zuschauer kein Grinsen mehr entlocken, wenn man ihm erzählen will, dass Mick Dundee nach drei Filmen immer noch von so etwas "Hochmodernem" wie einer Fernbedienung ins Bockshorn gejagt wird.

Der Krimiplot ist fadenscheinig und offensichtlich nur dafür da, die restliche Leinwandzeit zu füllen. Wie schon im ziemlich misslungenen zweiten Teil lädt die Gangsterhatz eher zum Gähnen ein, als dass so etwas wie Spannung aufkommt. Dementsprechend schablonenhaft kommen auch die Gangster, wie allerdings alle Figuren hier, daher. Für den albernen Aufhänger um das von der UNO

Großes Talent zur Blamage: Mike Tyson wirkt bei
Gastauftritten im Kino immer ein bißchen peinlich.

zerstörte Museum gibt's immerhin einen Kreativpunkt. Was es sonst noch gibt: Eine recht gelungene "Twister"-Anspielung, ein paar lachhafte Versuche der Selbstreferenz und einen unglaublich peinlichen Promotionauftritt von Mike Tyson, der uns den lispelnden Schläger als braves Schaf verkaufen will. Und gaaanz viel Leerlauf.

Für Filme wie diese gilt als eiserne Regel in etwa das, was auch für Band-Reunions gilt: Das Original ist ein Spaß, aber der kommerzielle Nachschlag stinkt. Gegen den ersten Teil wirkte Nummer Zwei bereits wie eine traurige Clownsnummer und mit Nummer Drei sind wir beim Kleingeld haschenden Straßenkünstler angekommen. Was "Crocodile Dundee in Los Angeles" mehr schlecht als recht aber immerhin gerade noch so an einem Debakel vorbeirauschen lässt ist pure Nostalgie. Bei aller Langeweile und Vorhersehbarkeit freut man sich irgendwie doch, daß es Figuren wie Crocodile Dundee noch mal mit einem Anlauf auf die große Leinwand versuchen. Auch wenn man eigentlich nur an vergangene bessere Tage erinnert wird, so hat die Wiederbelebung von "Crocodile Dundee" fast etwas rührendes. Aber auch nur fast. Denn der Film versucht ähnliches wie beim bereits erwähnten Tyson-Auftritt. Man will uns "Crocodile Dundee in Los Angeles" als gefährlichen Alligator verkaufen, dabei ist er nicht mehr als eine Eidechse. Eine ganz kleine.


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