Die Jagd

Originaltitel
Jagten
Land
Jahr
2012
Laufzeit
115 min
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Margarete Prowe / 23. März 2013

Dass ein ganzes Dorf innerhalb kürzester Zeit der Hysterie verfallen kann, zeigt der dänische Regisseur Thomas Vinterbergs mit „Die Jagd“ dem Publikum eindringlich. Wie auch in seinem ersten und bisher wichtigsten Film „Das Fest“, mit dem Vinterberg in Cannes 1998 die Goldene Palme gewann, ist auch hier das Thema Pädophilie, allerdings aus der Perspektive eines Mannes, der unschuldig ist, was ihm aber niemand glauben will. „Die Jagd“ ist zwar ein guter Film, besonders aufgrund der fantastischen schauspielerischen Leistungen und der Kameraarbeit, doch mal wieder nicht das neue Meisterwerk nach „Das Fest“, auf das die Kritiker bei jedem neuen Film Vinterbergs hoffen.
 

Lucas (Mads Mikkelsen) ist glücklich: Er arbeitet seit neuestem als Erzieher im Kindergarten, seit er seine Stelle als Lehrer verloren hat. Nach seiner Scheidung zeichnet sich eine neue Liebe am Horizont ab und auch sein Sohn soll bald wieder bei ihm leben. Die Kindergartenkinder lieben ihn, allen voran die kleine Klara (Annika Wedderkopp). Doch als Klara ihm ihre Liebe zeigen will und er sie sanft zurückweist, kommt sie nicht damit zurecht und sagt der Kindergartenleiterin, Lucas hätte ihr sein erigiertes Glied gezeigt. Da ihr Bruder ihr am Vortag ein solches auf seinem iPad gezeigt hat, kann sie es sogar beschreiben. Ihre Lüge wird geglaubt und bald wendet sich nicht nur das Dorf gegen Lucas, sondern auch seine langjährigen Freunde und Verwandten.
 

Vinterberg verharmlost Pädophilie hier nicht und verweilt nicht zu lange damit, dass das Mädchen hier zum Täter wird. Klara versteht nicht so richtig, was sie angestellt hat und als sie versucht, alles wieder gut zu machen und ihre Lüge zugibt, glaubt ihr trotzdem niemand, dass nichts passiert ist. Eine überforderte Psychologin, die es gut meint, führt dazu, dass die anderen Eltern auch plötzlich glauben, dass ihre Kinder alle Anzeichen von Trauma zeigen und so wird der vermutete Einzelfall zur von allen geglaubten Tatsache. 

Vinterberg zeigt kein Gerichtsverfahren, sondern konzentriert sich hier komplett auf die Interaktion zwischen Dorf, Freunden und Familie mit dem angenommenen Täter. Für den Zuschauer kaum aushaltbar, versucht Lucas lange, sich ruhig zu verhalten und abzuwarten, bis sich alles aufgeklärt hat, doch wird er so lange mit Anschuldigungen und Gewalt konfrontiert, bis sogar dieser freundliche und liebevolle Erzieher ausrastet. 

Der in Cannes 2012 mit dem Preis für den Besten Schauspieler ausgezeichnete Mikkelsen ist der Grund, weswegen man „Die Jagd“ sehen sollte. Auch Wedderkopp ist als überforderte Klara wunderbar. Doch ihre Geschichte an sich ist erzählerisch einfach gestrickt und auch die Zeichnung der Figuren eher klischeehaft. Dafür sind immerhin die Bilder des winterlichen Dänemarks herausragend.

Der facettenreiche Mikkelsen spielt übrigens bald eine nicht ganz so unschuldige Rolle: Er verkörpert ab April 2013 im amerikanischen Fernsehen die Figur des Hannibal Lecter in der NBC-Serie „Hannibal“.

Bilder: Copyright

9
9/10

Selten so eine undifferenzierte, knappe, einfallslose Kritik auf Filmszene gesehen. Mich hat der Film umgehauen. Durch und durch - die Figuren sind bis ins kleinste Detail ausgeleuchtet, jede Handlung passt perfekt zum Charakter und die Story hat einen Drive den man selten gesehen hat. Meine beiden Begleiter haben zu Heulen begonnen. Ich konnte bei den intensiven Szenen kaum mehr atmen... soll ich noch weiterschwärmen?

Mads Mikkelsen in Höchstform, dänisches Kino in Perfektion und ein unglaublich eingehendes Thema. Bis jetzt mein Filmerlebnis 2013.

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7
7/10

Ein sehr spannender, sehr unterhaltsamer und in Bezug auf die Bildästhetik künstlerisch gemachter Film.
Man kann sich darüber streiten wie glaubwürdig der Film in dem Punkt ist, daß ein beleidigtes Kind aus "gutem Hause" einen Freund der Familie derart anschwärzt. Der Film wirkt dennoch glaubwürdig und die Charaktere sind gut gewählt.

Insgesamt wieder einmal ein guter eurpäischer Film. Dank der staatlichen Filmförderung die es erlaubt, auch intensive Filme zu produzieren, die nicht primär dem Profit dienen...

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8
8/10

Hm. Ich bin etwas hin- und hergerissen bei diesem Film. Der Film nimmt sich am Anfang etwas Zeit um die Charaktere einzuführen und man fragt sich wie dieser Mann denn aus diesem kleinen Paradies hinaus gestoßen werden kann. Alle Vorwürfen gegen ihn werden von außerhalb wortlos geschluckt und selbst seine beste Freunde suchen nicht erst das Gespräch. Das kam mir während des Films etwas komisch vor. Aber ich denke gerade davon lebt dieser Film. Jeder versucht sich ja ein Stück weit in die Person hinein zu versetzen und zu überlegen wie er denn wohl damit umgehen würde. Der Film lebt von der herrlich düsteren Winteratmosphäre in Dänemark und von dem wirklich sehr kleinen Dorf welches ja komplett in eine kleine Kirche hinein passt.
Schauspielerisch wirklich gut und auch wirklich mitreißend und nicht langweilig und dadurch kommen auch einige Überraschungsmomente auf. Allerdings ist nach Ende des Films die Emotion bei mir relativ schnell wieder vergangen was ich komisch finde....

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6
6/10

Atmosphärisch ungemein dichtes Drama aus Dänemark mit exzellenten Darstellern, das aber leider irgendwie im zugegebenermaßen sehr guten Ansatz stecken zu bleiben scheint. Man hätte aus dem brisanten Thema weitaus mehr herausholen können und müssen. Dennoch sehenswertes europäisches Kino !

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