Filmszene Special : Interview mit "Ice Age" - Synchronsprecher Otto Waalkes

von Volker Robrahn / 1. Juli 2012

Fast schon in guter Tradition lud Otto Waalkes Filmszene auch zur neuen „Ice Age“-Episode wieder zum Interview, diesmal in einen eigens dafür hergerichteten Raum im Hamburger Hyatt Hotel, wo der Entetainer zwischendurch auch immer wieder zur Gitarre griff um spontan das eine oder andere Liedchen anzustimmen. Im Gespräch ging es dann natürlich um die erneute Arbeit mit seiner Stammfigur „Sid“, aber auch um Ottos eigene neue Filmpläne sowie seine früheren Erfolge in diesem Metier.

Otto

Filmszene: Otto, als wir uns ein paar Wochen nach dem Start des letzten „Ice Age“-Teils trafen, da warst Du selbst erstaunt, dass der Film schon wieder mehr als 8 Millionen Zuschauer erreicht hatte. Es scheint sich da eine Marke entwickelt zu haben, bei der man eigentlich gar nicht viel falsch machen kann.

Otto Waalkes: Es scheint so und was ich so mitkriege sind die Leute auch weiterhin richtig „heiß“ auf neue Abenteuer mit Manni, Diego und Sid. Es ist sogar so, dass viele Jüngere mich mittlerweile hauptsächlich damit identifizieren, da sie meine alten Sachen gar nicht so kennen. Ein praktisches zweites Karrierestandbein für mich, aber natürlich mache ich das auch weiterhin einfach furchtbar gerne. Nach zehn Jahren fühlt man da nämlich schon eine gewisse Verbundenheit.

 

Weil man Dir da auch ausreichend Raum lässt um eigene Elemente einzubringen?

Das spielt natürlich auch eine Rolle, klar. Ich hatte ja vorher schon mal als Synchronsprecher für Disneys „Mulan“ gearbeit, wo ich den Drachen gesprochen hatte. Aber das war nicht ganz so befriedigend wie jetzt mit „Sid“, bei dem man zwar natürlich einen Rahmen hat, den die Amerikaner vorgeben, wo man aber auch nichts dagegen hat, dass ich trotzdem ab und zu ein otto-spezifisches Lachen oder andere kleine Dinge einbringe. Im Gegenteil, das ist sogar ausdrücklich gewollt, den ich soll dem alten Faultier sogar meinen Stempel aufdrücken, der – zumindest hier bei uns in Deutschland – eben auch mit zur Marke gehört. Wobei man da gar nicht immer denken soll „da spricht jetzt Otto“, denn mittlerweile haben sich die Figuren da doch ein Stück weit vereint.

 

Wie viel Arbeit steckt denn zeitlich für diesen Film da drin?

Ein paar Tage sind das schon, mehrere hundert Takes, die meisten furchtbar klein und kurz. „Ja“, „nein“ - Stop. Das erfordert ein sehr exaktes und konzentriertes Arbeiten, was ja so ziemlich das Gegenteil ist von dem Spontanen mit dem ich sonst arbeite. Aber so holt man eben das beste aus den einzelnen Szenen raus.

 

Du hast vorhin gesagt, dass Dich Jüngere jetzt eher durch „Ice Age“ kennen, aber ich stelle doch immer wieder fest, dass auch davon Viele sehr wohl mit den klassischen Otto-Gags und Sketchen vertraut sind. Wenn man da mit „Hänsel und Gretel“ oder „Leber an Großhirn“ anfängt, sprechen die das oft sofort weiter.

Ja gut, das mag einerseits an den Eltern liegen, durch die die das dann mitgekriegt haben oder auch daran, dass meine Sachen ja seit einigen Jahren über „You Tube“ abrufbar sind und sich von der Länge her auch ziemlich gut für solche Portale eignen. Da haben einige Sketche in der Tat Abrufzahlen von mehreren Millionen. Ist natürlich schön, dass die Sachen so erhalten bleiben und weitergeben werden, auch wenn sie im Fernsehen selbst kaum noch mal zu sehen sind. Aber sie sind auf diese Art schnell und problemlos erreichbar, was ich persönlich nur positiv sehe.

Otto

Und damit anscheinend also doch in gewisser Weise zeitlos...

Es scheint so. Was natürlich erstaunlich ist, wenn man bedenkt wie die meisten Sachen damals entstanden sind, Ich war ja eigentlich Musiker, bzw. wollte ich das gerne sein und nur meine Songs vorstellen und spielen. Das lief aber nur so mittelprächtig und um meine Unsicherheit zu überspielen, hab ich dann halt kleine Witze und Geschichten eingebaut. Die kamen viel besser an und irgendwann kamen die Leute dann hauptsächlich deswegen und ich musste einsehen, dass das Rumblödeln wohl eher meine Stärke ist. Schon faszinierend, was sich daraus dann entwickelt hat.

 

Der neue „Ice Age“ startet mitten im Sommer, was heutzutage auch nichts Ungewöhnliches mehr ist. Allerdings war es in Deutschland lange Zeit völlig unüblich große Filme in der Ferienzeit zu starten, der Erste der das gemacht hat...

...das war ich, genau. Hatte sich vorher keiner getraut und uns auch alle für verrückt erklärt, als wir damals den ersten „Otto“-Film im Sommer rausbrachten. Doch als der dann zum damals erfolgreichsten deutschen Film aller Zeiten wurde setzte da ein Umdenken ein. Und heute prügeln sich die Verleihfirmen ja geradezu um die besten Plätze in diesem Zeitraum.

 

Dein letzter eigener Film „Otto's Eleven“ startete allerdings im Winter und hatte – für Otto-Verhältnise – auch nur eine recht bescheidene knappe Million Zuschauer.

Weil man die Zahlen immer an meinen Erfolgen aus den 80ern misst, ja. Auch heute erreichen nur wenige deutsche Produktionen überhaupt ein Millionenpublikum, aber bei mir gilt das dann eher als Misserfolg. Das ist aber nicht schlimm, denn ich bin durchaus zufrieden. Woran es genau lag, dass speziell das erste Wochenende bei „Otto's Eleven“ nicht optimal lief hatte unterschiedliche Gründe: Das miserable Wetter, die relativ zurückhaltende Werbung und die Tatsache, dass auch das eigentlich eher ein Sommer-Film war. Am Wichtigsten ist für mich aber, dass wir uns mit dem Film sehr viel Mühe gegeben haben und ich das Endergebnis auch für ziemlich gelungen halte – es war halt kein reiner Kinderfilm.

 

Dein nächster Film wird dann aber von einem anderen Studio produziert werden, richtig?

Ja, es wird einen weiteren Film mit den „Sieben Zwergen“ geben, ein „Prequel“ sozusagen, das dann zu Weihnachten 2013 starten soll. Und produzieren wird das die 20th Century Fox, mit der ich ja auch bei „Ice Age“ zusammenarbeite – da kam ein Verantwortlicher aus Amerika rüber, hörte sich meinen Pitch an und sagte „I Like it“. So schließt sich also ein Kreis und wir sprechen uns dann vermutlich bald wieder.


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