
Es gab Zeiten, in denen es doch sehr, sehr ungewöhnlich war, daß eine verwitwete Frau mit ihrem Sohn an den Arsch der Welt reist, um dort die 58 Kinder des örtlichen Regenten zu unterrichten. In dieser Zeit spielt "Anna und der König". Die junge englische Lehrerin Anna Leonowens (Jodie Foster) reist mit ihrem Sohn in ein Land, welches für die westliche viktorianische Welt fast vollkommen unbekannt und unverständlich war, nämlich Siam. Als sie dort ankommt, erscheint ihr alles wie ein großes Abenteuer, aber schon bald bemerkt sie, daß in diesem fremden Land alles ganz anders ist als in der Heimat. Sie hat immer wieder mit den Vorurteilen des Hofes und des Königs (Chow Yun-Fat) gegenüber Frauen und der westlichen Kultur zu kämpfen, aber macht es dem König auch nicht leicht, mit ihr umzugehen, da auch sie ihre Vorurteile gegen über den Siamesen hat. Mit der Zeit aber nähern sich Anna und der König an und die Lehrerin entdeckt, daß ihr Auftraggeber ein Mann voller Visionen ist, der sein Land an einen Platz unter den großen Nationen der Welt führen will. Währenddessen sieht dieser, daß Anna einen ganz wichtigen Einfluß auf Siam und seine Zukunft hat.
Das Team um Andy Tennant beschloß, sich möglichst genau and die Tagebücher Anna Leonowens' zu halten. Herausgekommen ist ein wunderbarer Film über Zivilcourage, Mut, Toleranz, Freundschaft und Weltoffenheit, eingerahmt von traumhaften Bildern aus dem fernen Siam und von klasse Dialogen. Und genau dort liegt das Problem begraben, für Leute, die mit solchen Filmen nicht viel anfangen können, schlägt "Anna und der König" doch sehr auf das Sitzfleisch. Denn im Gegensatz zum großen Bruder "Titanic" bietet dieser Film keine Spezialeffektorgie oder ein spektakulär sinkendes Schiff. Dieser Streifen lebt einzig und allein von seinen Schauspielern, Bildern und Dialogen und ist somit klassisches großes Kino. Deswegen sollte man sich für diesen Schmachtschinken einen ganzen romantischen Abend Zeit nehmen, denn romantischer als in dieser Geschichte geht es kaum noch. Ansonsten bietet der Film wenig Neues, aber das ist hier fast vollkommen egal, macht "Anna und der König" vielmehr zu einer erfreulichen Abwechslung im Horror-, SciFi-, Endzeit- und Bombast-Hype der letzten Monate.
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