Die Buchverfilmung „Die Tribute von Panem“ ist einer der meist erwarteten Filme des Jahres und die Deutschlandpremiere in Berlin mit rund 1.000 Fans am roten Teppich vermittelte bereits einen guten Eindruck von der Begeisterung der meist jugendlichen Fans. Am Morgen nach der Premiere sprach Filmszene mit allen drei Hauptdarstellern und dem Regisseur über den Film und die öffentliche Erwartungshaltung.
Filmszene: Jennifer, bist Du denn vorbereitet auf das was jetzt kommen könnte? Ich meine damit, die große öffentliche Aufmerksamkeit und leidenschaftliche Fans, die in Zukunft vielleicht alles über Dich wissen wollen.
Jennifer Lawrence: Sagen wir mal so: Ich bin darauf, denke ich, so gut vorbereitet wie man es denn sein kann. Es hört sich vielleicht komisch an, aber bisher war noch nicht so viel anders oder neu: Die Vorbereitung, die Dreharbeiten, das hat sich alles nicht groß anders angefühlt als etwa bei den „X-Men“ im Jahr davor. Das hier ist neu, die vielen Leute bei der Premiere gestern, die riesige Nachfrage bei den Journalisten, die Interviewrunden. Aber mir ist schon klar, dass ich wohl demnächst auch zu einer Art „Role Model“ werde, dass die Leute viel mehr darauf achten, was ich denke, sage oder trage. Aber ein wenig ging das ja schon letztes Jahr los, als ich für den Oscar nominiert war.
Und wie ist das Leben inmitten all der Hollywoodgrößen so?
Keine Ahnung, denn ich hänge ja nicht mit denen rum oder unternehme privat was gemeinsam. Da hat sich wirklich überhaupt nichts verändert, ich bin nach wie vor die meiste Zeit zuhause mit meiner Familie zusammen und liege auf der Couch rum. Ich hab nicht allzu viele Freunde aus der Filmwelt.
Hast Du denn die „Gefahr“ eine ziemlich öffentliche Person zu werden bei der Entscheidung, Schauspielerin zu werden, von vornherein mit einkalkuliert oder war das eigentlich nicht geplant?
Nun ja, ich bin eine Schauspielerin, dafür hab ich mich bewusst entschieden, weil es das ist was ich liebe, und da besteht natürlich immer zumindest die Möglichkeit, dass man dann irgendwann ein recht berühmtes Gesicht hat und auf der Straße erkannt und angesprochen wird. Es gibt auch sicher nicht so schöne Aspekte als Nebeneffekte dieser Bekanntheit, aber die gibt es ja in jedem Job. Wenn mich heute jemand fragt, ob ich meinen eingeschlagenen Weg deshalb schon bereue, dann lautet die Antwort deshalb „Nein“. Bisher hält sich alles im Rahmen und die positiven Seiten überwiegen eindeutig.
Wann bist Du denn für die Hauptrolle in „Panem“ besetzt worden, war das direkt nach „Winter’s Bone“?
Genau, ja. Meine Darstellung in „Winter’s Bone“ hatte zumindest schon mal Interesse geweckt, aber man hat mir die Rolle der Katniss nicht gleich angeboten, ich musste schon noch vorsprechen. Und dann hat man mich schließlich genommen.
Und Du hast sofort zugesagt?
Nicht sofort, nein. Das ist auch keine Entscheidung, die man mal eben schnell am Telefon fällt. Das war eher eine der seltenen, großen Entscheidungen die dein Leben verändern können und nach der man eventuell nicht einfach wieder „back to normal“ sagen kann. Letztlich hat mir dann meine Mutter aber ganz klar die Argumente dafür aufgezählt und mich sogar eine Heuchlerin genannt: „Such nicht nach Ausflüchten. Du liebst das Buch, Du interessierst dich für die Figur, Du magst den Regisseur. Das Einzige was Dich zögern lässt, ist die Größe des Projekts“. Damit hatte sie natürlich recht und ich wollte es schließlich auch nicht irgendwann bereuen, diese Chance nicht ergriffen zu haben.
Deine Rolle ist auch physisch sehr fordernd, ich nehme an, Du musstest recht viel trainieren?
In der Tat, ich bin dadurch ganz gut in Form gekommen und habe breite Schultern bekommen. Aber obwohl ich auch sehr viel rennen und kämpfen musste, war das immer noch weniger als das was die Jungs zu tun hatten. Aber klar, Katniss ist stark, sie ist eine Jägerin und ich musste natürlich auch lernen einigermaßen gut mit dem Bogen umzugehen. Grundsätzlich mag ich es aber sehr gern zu trainieren. Was ich dagegen überhaupt nicht mag, sind Diäten.
Hat der Film eine Message, vor allem an die Jugend?
Vielleicht die, zu erkennen, wie stark und mächtig man doch sein kann, wenn man sich zusammen mit anderen gegen etwas Ungerechtes auflehnt. Das haben wir ja zum Beispiel gerade in den nordafrikanischen Staaten gesehen, wo viele Menschen sich vernetzt und erfolgreich gewehrt haben. Und eine etwas kritischere Einstellung gegenüber Casting-Shows wäre sicher auch nicht verkehrt, vor allem gegenüber denjenigen, bei denen die Leute vorgeführt und lächerlich gemacht werden. Ich denke, in dieser Richtung setzt unsere Geschichte ein ganz klares Ausrufezeichen.
Bist Du selbst ein sehr ehrgeiziger Mensch, willst Du bei Wettkämpfen immer gewinnen?
Ja, aber nur bei völlig sinnlosem Kram. Wenn wir etwa beide aus einem Auto aussteigen kann es sein, dass ich rufe „Wer zuerst auf der anderen Straßenseite ist!“ und mich dann diebisch freue wenn ich gewinne. So kleine Spielchen und Wettbewerbe im Alltag, das mag ich. Aber das überträgt sich dann nicht auf Rollen, die ich nicht bekomme sondern jemand anders. Weil mir völlig klar ist, dass auch mal ein ganz anderer Typ gefragt und geeigneter dafür sein kann, ohne dass das dann was Persönliches gegen mich ist.
Stimmt es, dass Du sogar auch mal für die Rolle der Bella in „Twilight“ vorgesprochen hattest?
Ja, aber ich hatte damals überhaupt keine Ahnung um was es eigentlich ging und was für eine große Nummer das dann werden würde. Ich hab das gemacht und eine Szene gespielt, es dann schnell vergessen und erst als ich ein Jahr später genau diese Szene auf der Leinwand wiedersah, kam das „Oops, das kenn ich doch“-Erlebnis. Aber ich hab jetzt ja meine eigene Franchise und ich glaube auch, die ist besser, hehe.
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