Ach, die gute alte Schulzeit. Im Tiefschlaf die erste Stunde durchdösen, auf dem Pausenhof den Spickzettel für den anstehenden Religionstest schreiben und anschließend mit dem blonden Mädchen aus der Parallelklasse flirten. Zumindest ältere Semester werden beim Erstlingswerk des französischen Regisseurs Riad Sattouf mit einem Lächeln in solchen alten Erinnerungen schwelgen. Mit "Jungs bleiben Jungs" gelingt Sattouf zwar nicht unbedingt ein sonderlich tiefgründiges, dank reichlich Wortwitz und interessanten Nebenfiguren aber durchaus unterhaltsames Werk rund um die erste große Pausenhof-Liebe. Natürlich hat der eher schüchterne 14-jährige Hervé (Vincent Lacoste), so wie es sich für einen Protagonisten in diesem Genre gehört, zu Beginn des Films scheinbar aussichtslose Karten beim weiblichen Geschlecht. Das liegt sicher auch an Hervés Freundeskreis, der alleine schon durch die 80er Jahre-Frisur des Heavy Metal-Fans Carmel (Anthony Sonigo) jegliche Anflüge von Romantik zerstört. Zuhause muss sich Hervé dann auch noch mit seiner alleinerziehenden Mutter (Noémie Lvovsky) und deren Liebhabern herumschlagen. Es scheint fast so, als ob sich die ganze Welt gegen den jungen Mann verschworen hat und nur noch ein Wunder ihn aus seiner Misere befreien könnte. Vorhang auf für Aurora (Alice Trémolière), die nicht nur verdammt hübsch ist, sondern aus rätselhaften Gründen doch tatsächlich beginnt, Interesse an unserer bis dato so erfolglosen Hauptfigur zu zeigen. Nein, das ist wahrlich nicht eine sonderlich neue Geschichte, die hier präsentiert wird. Zu dieser gesellen sich dann gleich auch noch jede Menge Klischees. Der schüchterne Haufen rund um Hervé sieht natürlich genauso aus wie man sich das von einem Haufen "Looser" vorstellt und vertreibt sich seine Freizeit selbstverständlich mit durchgeknallten Rollenspielen. Aber wie das so oft ist mit Komödien rund um die Liebe, einem unterhaltsamen Filmvergnügen stehen ein allzu vertrautes Storygerüst und manch dummes Klischee nicht unbedingt im Wege. Dialoge, das ist überhaupt die große Stärke dieses Films. Die drehen sich zwar zu 80 Prozent nur um Sex und wie scheiße die Schule ist, sind aber oft erfrischend sarkastisch und eingebettet in eine schwungvolle Inszenierung. Wie gesagt, sonderlich tiefsinnig ist das Ganze allerdings meistens nicht. Das ist ein bisschen schade, denn in den wenigen Momenten, wo der Film dann doch mal ein bisschen tiefgründiger wird, macht er das auf ziemlich geschickte und intelligente Weise. So fertigt Hervé, kaum dass er selbst seine große Liebe gefunden hat, eine in ihn verliebte pummelige Mitschülerin so gnadenlos ab, das man schon richtig schlucken muss. Es gibt eben immer zwei Seiten einer Medaille. Gegen Ende folgt dann auch noch eine Szene, in der Hervé und Aurora in einem Café eine für ihr Alter sehr reife Diskussion über das mögliche Aussehen einer gemeinsamen Zukunft führen. |
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