Der Staatsstreich 1970 im arabischen Sultanat Oman ist ein Paradebeispiel für die geheime Wirtschafts- und Außenpolitik der westlichen Mächte in der Zeit des Kalten Krieges: Mit zumeist bis heute nie offiziell eingestandenen Hintergrundmanövern feuert man einen Staatsstreich in einem unterentwickelten und in wirtschaftlichen Fragen (z.B. beim Thema Erdölexport) etwas „unkooperativen“ Staat an, zum Beispiel durch den ambitionierten Sohn des herrschenden Sultans. Einfach ausgedrückt setzt der dann in tatkräftigem Reformgeist die Öffnung des Handels und massive Infrastruktur-Investitionen durch – und die Bauaufträge dafür gehen dann nach Westen. Was man für das Öl ausgibt, wird so postwendend in die eigene Wirtschaft zurückinvestiert. Praktisch, nicht wahr?
Originaltitel
Killer Elite
Land
Jahr
2011
Laufzeit
116 min
Regie
Release Date
Bewertung
Damit der Coup des Wunsch-Staatsoberhaupts auch klappt, schickt man unter dem Deckmantel der geheimdienstlichen Vertuscherei gern auch ein paar Hilfstruppen, die in der heißen Phase die Drecksarbeit erledigen. So wurden quasi im Gleichklang mit dem Staatsstreich Sondereinheiten des britischen Special Air Service (SAS) in Oman stationiert, die „unterstützend“ dabei halfen, eine Provinzrebellion nieder zu schlagen. Inwieweit die Truppen dabei tatsächlich in Kampfhandlungen verwickelt waren, hat die britische Regierung bis heute nicht vollständig aufgedeckt.
In seinem angeblich auf wahren Begebenheiten beruhenden Tatsachen(?)-Roman „The Feather Men“ erzählte der ehemalige SAS-Mann Ranulph Fiennes die Geschichte eines Rachefeldzugs, der in dieser Zeit seinen Ausgang nahm: Die drei Söhne eines Stammesfürsten wurden damals von SAS-Soldaten getötet. Gut zehn Jahre später erzwingt sich der sterbende Scheich nun die Dienste des ehemaligen Spezialagenten und Auftragskillers Danny Bryce (Jason Statham), der eigentlich schon vor Jahren aus Gewissensgründen aus dem Geschäft ausgestiegen ist. Aber weil er nun mal so verdammt gut ist, kidnappt der Scheich Dannys alten Mentor und Weggefährten Hunter (Robert de Niro) und droht mit dessen Ermordung, sollte Danny nicht tun wie verlangt: Die drei ehemaligen SAS-Leute ausfindig machen und töten. Aber so, dass es wie ein Unfall aussieht. Dafür sollen die Opfer vorher noch ein Geständnis ihrer Tat in eine Videokamera sprechen. Klingt kompliziert? Ist es auch. Zumal Danny und sein aus alten Kumpanen zusammengesetztes Hilfsteam bald die Aufmerksamkeit der „Feather Men“ auf sich ziehen, ein Geheimbund ehemaliger SAS-Leute, die gegenseitig auf sich aufpassen und womöglich unliebsam werdende Personen wie mit dem sanften Strich einer Feder (statt quasi mit dem Holzhammer) entsorgen: Eben mit Morden, die wie Unfälle aussehen. Die „Feather Men“ setzen Spike (Clive Owen) darauf an, Danny zu kriegen, bevor er seine Opfer kriegt. Knifflig.
Um wirklich eine wahre Geschichte zu sein, wirkt diese ganze Kiste ein bisschen zu bemüht konstruiert. Ein spannender Thriller und eine durchaus komplexes Drama um politische und moralische Fragen hätte trotzdem daraus werden können. Leider gelingt der Kinoadaption „Killer Elite“ davon leider nur die erste Hälfte, und das auch nur so leidlich gut.
Wie sehr es diesem Film trotz eines Überangebots an möglichen Themen und Konflikten an Dramatik mangelt, dafür ist sein Hauptdarsteller symptomatisch. Stathams in ewiger, ungerührter Coolness erstarrtes Gesicht ist perfekt für eine ganze Reihe typischer Actionrollen, doch in diesem Film ist er komplett fehl am Platz und mit seinem sehr beschränkten Spiel schlicht überfordert.
Es wäre an ihm, diesem Film ein emotionales Zentrum zu verleihen, das den Zuschauer auf mehr als nur der plotgetriebenen Spannungsebene mitgehen lässt. Man kann dem Drehbuch nicht vorwerfen, dass es nicht ausreichende Ansätze dafür bietet: In seinem „Vorruhestand“ hat Danny Bryce sich in eine Australierin verliebt, was zu einem emotionalen Druckpunkt wird, als die „Feathermen“ auf ihn und damit auch auf sein Privatleben aufmerksam werden. Außerdem ist Danny bemüht, eine notdürftige Moral aufrecht zu erhalten: Er will keine Unschuldigen töten. Nur die drei Namen auf der Auftragsliste. Dieser Versuch, in einem zutiefst unsauberen Geschäft noch irgendwie sauber zu bleiben, bietet einige Reibungsfläche. Doch Statham kann nichts davon angemessen transportieren.
Zugegeben, man hat das Gefühl, dass Regisseur und Co-Autor Gary McKendry auch nicht viel in diese Richtung gefordert hat. Er verlässt sich auf das Tempo und die Thriller-Verwicklungen seiner Geschichte und bedient die emotionalen und persönlichen Untertöne der Figuren eher wie eine lästige Pflichtübung. Trotzdem wird in den duellartigen Dialogszenen zwischen Statham und Clive Owen immer noch überdeutlich, dass hier quasi Verbandsliga gegen Bundesliga spielt.
So geht man ohne echte Bindung an den Protagonisten bei den sich entspinnenden Verwicklungen nie wirklich involviert mit, und das konstante Abgehake von Plot- und Wendepunkten wirkt wie eine eher sterile Übung in Spannungskurvenbau.
Gut, hätte man diesen Film ernsthaft mit mehr Betonung auf seine dramatischen und politischen Elemente machen wollen, wäre man vielleicht beim poetischeren Romantitel geblieben, „The Feather Men“. Doch solche Subtilitäten sind nicht wirklich das Ding dieses Films, der mit seinem Titel „Killer Elite“ lieber eine starke Ansage macht, dass hier mit großem Stil getötet wird. Was ja auch stimmen mag, doch für einen wirklich überzeugenden und mitreißenden Film ist das Wechselspiel aus Töten, Beschatten und Bekämpfen auf die Dauer einfach zu eintönig.
Fürs genügsame Videotheken-Publikum, das sich für die samstägliche Zerstreuung gern in der Action-Ecke bedient, mag das noch okay sein. Für einen Kinofilm ist es definitiv zu wenig. Was bei so einer Besetzung und so einem Thema eigentlich ziemlich peinlich ist.
Bilder: Copyright
Concorde Filmverleih
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