Nehmen Sie doch bitte teil an einer mehr als anderthalb stündigen Power-Point-Präsentation. Wer diesen Satz liest, wird wohl sofort nach Ausflüchten, Fluchtwegen oder dem nächsten Kopfkissen suchen. Doch Davis Guggenheims ("Deadwood", "24") Dokumentarfilm über Al Gores Aufklärungskampagne über den Klimawandel ist nicht nur thematisch wichtig, sondern auch frei von langweiligen Wegschnarchmomenten. Und schlafen sollte bei diesem Thema wirklich niemand, denn globale Klimaerwärmung ist nicht bloß ein Randthema für wissenschaftliche Fachkreise, sondern betrifft alle - weltweit und nicht nur in den USA, dem Land Gores, der seinen Vortrag beginnt mit den Worten "Ich bin Al Gore. Ich war der nächste Präsident der Vereinigten Staaten." Seit seiner umstrittenen Niederlage gegen den wiedergeborenen Christen aus Texas, George Bush Jr., widmet Al Gore seine Energie der Aufklärung über globale Klimaerwärmung, um die trägen Massen dazu zu bekommen, diese "unbequeme" Wahrheit endlich wahrzunehmen und somit auch politisch und persönlich anzugehen. Um es mit Gores Worten auszudrücken: "Einige Wahrheiten hört man nicht gerne. Denn wenn man sie sich anhört und weiß, wie richtig sie sind, dann muss man sich verändern. Und Veränderung kann ziemlich unbequem sein." "Eine unbequeme Wahrheit" ist eher ein Monolog als eine Dokumentation, da nur an gewissen Stellen Bilder des reisenden Gore oder Interviewausschnitte mit ihm gezeigt werden, die ihn zwar als Figur nicht vollständig beleuchten, aber seine Motivation für diesen Kampf passend in den Film einflechten. Doch vielleicht ist dies auch ein Grund, warum dieser Film für eine kleine Dokumentation ein so großes Publikum in den USA anzog, denn viele interessierten sich wahrscheinlich eher für das fast präsidiale Zugpferd denn für die Umweltaufklärung dahinter. Klimaerwärmung ist zwar bei uns allseits bekannt, doch in den USA, dem Land der in jedem Zimmer laufenden Fernseher und der benzinfressenden Autos, mit denen man auch Strecken fährt, für die man zu Fuß drei Minuten braucht, ist sie immer noch ein gern abgewiegeltes Thema, welches auch in den Medien häufiger als Theorie denn als Tatsache dargestellt wird. Doch Gore ist nicht nur national, sondern auch international unterwegs, getrieben von dem Glauben an die Rettung der Welt. Dies hatte sogar Auswirkungen auf die Dreharbeiten. Gerade als das Team nach New Orleans reisen wollte, traf der Hurrikan Katrina die Golfküste. Regisseur Guggenheim erinnert sich: "Wir hatten schon unsere Flüge gebucht, als Katrina über New Orleans hereinbrach, ironischerweise wollten wir dort mit Versicherungen darüber sprechen, wie Schäden durch globale Erwärmung ihre Geschäfte bedrohen. Diese Termine mussten abgesagt werden wegen der größten Naturkatastrophe in der Geschichte von Amerika. Das machte uns erneut sehr deutlich, dass wir nicht über eine abstrakte Bedrohung sprachen, sondern über etwas, das jeden Tag um uns herum geschieht." |
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