Die vierte Macht

Jahr
2012
Laufzeit
115 min
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Volker Robrahn / 7. März 2012

Es beginnt mit einem großen Knall, doch welche Hintergründe dazu führten, dass ein mehrstöckiges Wohnhaus in den 90er Jahren in die Luft gesprengt wird, werden wir erst viel später erfahren. Das Leben des Szenejournalisten Paul Jensen (Moritz Bleibtreu) verläuft dagegen absolut unpolitisch, interessiert sich dieser doch vorwiegend für Geld und Partys. Die vierte MachtDen neuen Job bei einem Moskauer Boulevard-Magazin hat ihm sein Mentor Alexej (Rade Serbedzija) verschafft, ein alter Weggefährte seines unter Medienleuten hoch angesehenen Vaters. Statt in die Welt von Klatsch und Tratsch gerät Paul jedoch sehr schnell in die von Gewalt und Aufruhr, als er die Aktivistengruppe um die attraktive Katja (Kasia Smutniak) kennenlernt. Ein Mord an einem unbequemen Journalisten auf offener Straße führt zu dramatischen Verwicklungen, in deren Folge der eigentlich immer noch ziemlich ahnungslose Deutsche schließlich des Terrorismus verdächtigt und in eines der berüchtigten russischen Gefängnisse transportiert wird. Von diesem Moment an beginnt für ihn ein Kampf auf Leben und Tod, in dem er praktisch niemandem trauen kann.

Der Regisseur und Drehbuchautor Dennis Gansel hat sich mit seinen letzten Filmen einen guten Namen gemacht, seine Parabel „Die Welle“ wurde zum großen Zuschauererfolg und sein kühl stilisierter Vampir-Thriller „Wir sind die Nacht“ kam zumindest bei den meisten Kritikern gut an, auch wenn das Publikum bei diesem Genre-Film made in Germany wohl eher aus prinzipieller Skepsis stark fremdelte und weitgehend fernblieb. Mit dem Thriller „Die vierte Macht“ liefert Gansel nun erneut eine sehr professionelle und visuell mehr als solide inszenierte Kinoproduktion ab, vergaloppiert sich aber leider ziemlich mit seiner Geschichte.

Die vierte MachtDenn was uns hier aufgetischt wird und in sämtlichen Produktionsnotizen das Bemühen um einen besonders großen Realismus beschwört, ist in Wahrheit schon ein ziemlich wilde und weit hergeholte Räuberpistole. Ein geradezu anstrengend klischeebeladenes Stück, bei dem auch so ziemlich kein russisches Stereotyp ausgelassen wird. Denn die ermittelnde Polizei verteilt finstere Blicke und dient irgendwelchen korrupten höheren Mächten, lästige Zeitgenossen werden fast im Stundentakt gemeuchelt oder in die Luft gesprengt, auch wenn das bei nüchternem Verstand eigentlich gar nicht unbedingt nötig wäre – der Russe an sich ist da aber nicht so genau, mordet es sich doch so leicht. Natürlich sind auch die Gefängniswärter allesamt sadistische Unmenschen, während die Mitgefangenen eher aus der Schublade „raue Schale, weicher Kern“ gezogen wurden. Vor allem dieser viel zu ausführliche Mittelteil, in dem die Geschichte vorübergehend zu einem typischen Gefängnisdrama mutiert, wirkt wie ein eigener kleiner Film im Film, bevor es dann mit der vorübergehend aus den Augen verlorenen, eigentlichen Haupthandlung weitergeht.

Worauf man sich neben dem schnellen Ableben nahezu aller Nebenfiguren sonst noch stets verlassen kann ist dann der Kollege Zufall, der dem planlosen Paul immer wieder zuhilfe kommt und ihn auf die richtigen Personen treffen lässt. Schon praktisch, wenn man genau mit dem Mann im gleichen Knast landet, der den eigenen Vater kennt und verehrt und der auch die entscheidenden Hinweise geben kann um die große Verschwörung aufzudecken (oder hatte etwa jemand vermutet, dass es hier eine Nummer kleiner zugehen würde?). Die vierte MachtDas alles ist so dick aufgetragen und von Unwahrscheinlichkeiten geprägt, dass auch ein paar philosophische Worte zum Tschetschenien-Krieg oder die gewollte Parallele zum tatsächlichen Mord an der Kreml-kritischen Journalistin Anna Politkowskaja nicht ausreichen, um dem Geschehen eine wirkliche Erdung in der Realität zu verleihen.

Was alles noch irgendwie akzeptabel wäre, wenn eben nicht die Filmemacher selbst hier einen Anspruch vorgaukeln und behaupten würden, den „Die vierte Macht“ bei weitem nicht erfüllen kann. Auch weil es zu allem Überfluss dann auch noch der im Grunde völlig überforderte Fisch in fremdem Wasser ist, der sich anschickt das schmutzige Spiel der Mächtigen zum Einsturz zu bringen. Moritz Bleibtreu schlägt sich inmitten von hierzulande sonst größtenteils unbekannten Schauspielkollegen solide durch das haarsträubende Geschehen und wirft dabei seine mittlerweile umfangreiche Erfahrung aus diversen Gangsterfilmen in die Waagschale - womit er dann zumindest überzeugender wirkt als ein Max Riemelt in seiner undankbaren Rolle als Reporter mit albernem Bart und unechtem russischen Akzent. Wirklich retten kann aber leider auch Bleibtreu diesen groben Unfug nicht.

 

 

Bilder: Copyright

4
4/10

Irgendwie belangloser, klischeebehafteter Film.
Habe ihn vor 1 Woche gesehen und könnte nun gar nicht mehr sagen, um was es eigentlich genau ging.

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