Der Killer

Originaltitel
The Killer
Land
Jahr
2023
Laufzeit
118 min
Genre
Release Date
Streaming
Bewertung
7
7/10
von Frank-Michael Helmke / 16. November 2023

Wer sich das Leben als Auftragskiller aufregend vorstellt, wird zu Beginn von David Finchers zweitem Spielfilm exklusiv für Netflix (nach "Mank") erstmal eines Besseren belehrt. Die erste Viertelstunde von "Der Killer" ist nämlich eine sehr bewusste Geduldsprobe fürs Publikum, das der namenlosen, von Michael Fassbender mit kühler Präzision dargestellten Titelfigur bei ihrer Routine des Zeit-Totschlagens zusehen muss. In tagelanger Warteposition gegenüber der Wohnung eines Attentatsopfers, das einfach nicht auftauchen will, ist der Killer mit sich und seinen Gedanken allein. Und so tut man auch als Zuschauer erstmal nichts anderes, als dieser Eintönigkeit beizuwohnen und sich die nihilistische Weltsicht und den strikten Arbeitskodex dieses professionellen Mörders in sehr ausgiebigen Voice-Overn erläutern zu lassen. 

Da muss man erstmal durch. Zum Glück wird es dann sofort deutlich aufregender, als das erwartete Opfer endlich eintrifft - und die Sache dann nicht ganz so läuft, wie geplant. Der Killer muss sich danach jedenfalls sehr schnell aus dem Staub machen, und hat nun das Problem, dass er selbst zum Ziel geworfen ist. Denn ein vermasselter Auftrag hat in seiner Welt offensichtlich zur direkten Konsequenz, dass man dafür mit dem Leben zahlen muss. 

Warum eigentlich? Naja, ist halt so. Viel mehr Erklärung als das liefert "Der Killer" für sein Plot-Grundkonstrukt leider nicht, und ein bisschen unbefriedigend ist das schon. Vor allem, da die gesamte Resthandlung des Films darauf aufbaut, dass der Killer nun seinerseits alle Leute ausfindig und unschädlich machen will, die etwas damit zu tun haben, dass er selbst aus dem Weg geräumt werden soll. 

Und mehr Handlung ist dann auch nicht. Da der vorhandene Plot zudem auch noch sehr gradlinig und mehr oder weniger vollständig überraschungsfrei abläuft, muss man leider konstatieren: So wirklich packend ist der neue Film von Regie-Ikone David Fincher leider nicht. Und irgendwie hatte man sich da schon ein bisschen mehr erwartet, bei dieser erneuten Zusammenarbeit von Fincher und Drehbuchautor Andrew Kevin Walker, die einst einmal schließlich mit "Sieben" gemeinsam einen unvergesslichen Klassiker erschufen. 

"Der Killer" bleibt aber natürlich dennoch ein Fincher-Film, mit allem, was an typischer Bildsprache und hochgradig versierter technischer Umsetzung dazu gehört. Der "Fincher-Touch" sowohl in visueller wie auditiver Gestaltung (Soundtrack von Trent Raznor und Atticus Ross, natürlich) ist auch hier unverkennbar und hebt den Film fast automatisch über übliche cineastische Durchschnittsware empor.

Die akribisch-gewissenhafte Inszenierung spiegelt dabei das nicht weniger akribisch-gewissenhafte Vorgehen des Protagonisten, und dieser Einblick in Arbeitsweise und -welt eines solchen Auftragsmörders hat schon eine gewisse Faszination. Auch und vor allem, wenn sie wie hier durch eine immer währende, kühle Nüchternheit im erklärenden Voice-Over begleitet wird. Die Sache gewinnt auch einen gewissen Reiz dadurch, dass der Killer in seinem Voice-Over immer wieder gebetsmühlenartig seine persönlichen Leitsätze runterbetet - was von Seiten der Filmemacher wie eine augenzwinkernde Einladung zu einem Spiel "Finde den Fehler" wirkt, so dass man fast unwillkürlich auf Jagd nach Momenten geht, in denen der Protagonist von eben diesen Leitsätzen abweicht. 

So wird man immerhin ein bisschen mehr bei der Stange gehalten von einem Film, der das Prinzip Spannung wirklich nicht neu erfindet und seinen größten Reiz durch den Einblick in das extrem methodische Vorgehen eines echten Berufsprofis gewinnt, der halt zufällig Auftragskiller ist. Für ein wirklich faszinierendes Charakterporträt fehlt es dem Herrn allerdings an Facetten. Und für einen wirklich denkwürdigen Eintrag in Finchers beeindruckendes Gesamtwerk diesem Film leider auch.      

Bilder: Copyright

8
8/10

Fincher wieder in sehr guter Form ... ein straighter und unprätentiöser Thriller.
Keine Twists, keine Gimmicks, einfach von a nach b, mit klassischen filmischen Mitteln erzählt.
Michael Fassbender füllt seine Rolle großartig aus ... außerdem hört sein Charakter ausschließlich "The Smiths" ... das finde ich sehr sympathisch.
Tilda Swinton hat einen denkbar kleinen, aber auch denkwürdigen Auftritt.
Meiner Meinung nach unbedingt sehenswert ...

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