Bin ich sexy?

Jahr
2004
Laufzeit
89 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Frank-Michael Helmke / 16. Januar 2011

 

Mareike (Marie-Luise Schramm, "Die Bluthochzeit") will Model werden. Das ist für ein Teenie-Mädel nicht außergewöhnlich, allerdings ist Mareikes Moppeligkeit nicht gerade förderlich für die Realisierung dieses Ziels. Unbeirrt will sie trotzdem eine kostspielige Schnell-Ausbildung an einer Model-Schule machen, dafür fehlt aber das Geld, denn Mareikes Mutter Jutta (Birge Schade) ist geschieden, allein erziehend und hat noch zwei jüngere Kinder zu füttern. Keine einfache Situation, in der Jutta zugleich eine vorsichtige Beziehung mit einem Kollegen zu beginnen versucht, ohne das Andenken an ihren verstorbenen zweiten Ehemann zu verraten. Mareike geht indes beim Opa auf dem Markt arbeiten, um Geld für die Modelschule zu verdienen, verliebt sich dort in den jungen Jordanier vom Nachbarstand und nimmt seinetwegen Bauchtanzunterricht - denn da stehen Araber schließlich drauf.

Viele Probleme also, und dabei ist Mareikes schlussendlich größtes Problem noch nicht einmal angeschnitten worden. Das wird allerdings auch erst nach einer Filmstunde aufgedeckt und markiert so bereits ziemlich deutlich den entscheidenden Schwachpunkt von "Bin ich sexy?": Vollkommene Überfrachtung, resultierend in einem Plot, der sich permanent selbst im Weg steht. Denn mit der Einführung jedes neuen Aspekts wechselt die komplette Aufmerksamkeit des Skripts dorthin, und alle vorherigen Storylines versumpfen in stiefmütterlicher Nicht-Beachtung. So verschwinden zum Beispiel Mareikes Model-Träume beinahe komplett aus dem Fokus, als sie mit ihren Bauchtanz-Stunden beginnt, die wiederum auch postwendend erledigt sind, als der Film seine entscheidende Wendung erreicht. Die mühselige Abarbeitung der resultierenden losen Enden im Schlussteil erweist sich dementsprechend als unbefriedigend und überhastet - zuviel soll hier unter eine Haube gebracht werden, nichts wird dabei wirklich anständig abgehandelt.
Zudem nervt "Bin ich sexy?" mit einem Übermaß an politischer Korrektheit, präsentiert mannigfaltige Sozialromantik und moralische Werte in eben jener Weise, die das Prädikat "pädagogisch wertvoll" verdient und dabei gleichbedeutend mit unkontrovers und kreuzbrav ist: Auch Dicke können eine tolle Ausstrahlung haben; meine beste Freundin ist Ausländerin; mit Verständnis und Einfühlungsvermögen lässt sich jeder Streit überwinden; eine Familie hält zusammen und ist immer füreinander da; man muss sich so akzeptieren, wie man ist. Kurz: Eigentlich haben wir uns alle lieb, sind nie ernsthaft böse zueinander und an unseren Problemen ist nur die Welt um uns herum schuld. Was hier fehlt ist ein echter Konflikt, ein Hindernis, dass es zu überwinden und/oder besiegen gilt. Zum Beispiel als Model zu bestehen, obwohl die eigenen Körperformen es eigentlich unmöglich machen. Aber das ist halt nicht die Geschichte, die "Bin ich sexy?" erzählen will - nur die Geschichte, die er besser erzählt hätte.

Es ist bezeichnend und auch ziemlich offensichtlich, dass dieser Film eigentlich für die ZDF-Reihe "Das kleine Fernsehspiel" produziert wurde, denn mit seiner überkorrekten Personenkonstellation, Sozialproblematik, starren Inszenierung, leicht hölzernen Dialogen und preiswerten Produktion (der Soundtrack besteht aus genau einem Lied) ist "Bin ich sexy?" ein Paradebeispiel für öffentlich-rechtliche Standardkost, die im besten Einvernehmen mit ihrem staatlichen Bildungsauftrag die gesellschaftliche Realität problematisiert, dabei aber jedes Risiko scheut. Verwunderlich ist darum nur, warum ausgerechnet diese Produktion herausgepickt wurde, um die einwöchige Ehrenrunde als Kino-Release drehen zu dürfen, bevor sie ihren vorgesehenen Platz im ZDF-Programmschema einnimmt. Nichts an diesem durch und durch durchschnittlichen Film prädestiniert ihn für diese Sonderbehandlung, gerade angesichts der Masse an weit überlegenen Fernsehfilmen, die weit weniger beachtet in den öffentlich-rechtlichen Programmen laufen.

Kurz und knapp: "Bin ich sexy?" ist eine ebenso stabile wie konventionelle TV-Produktion, die im Kino nicht wirklich etwas zu suchen hat, und bei der man ergo - wenn man sie überhaupt sehen will - getrost auf die Fernsehausstrahlung warten kann.

 

Bilder: Copyright

10
10/10

Ich fand den nicht schlecht.Zumindest für einen Deutschen film ;-)

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9
9/10

ich fand ihn gut...
weiß vielleicht einer wie die lieder
heißen die immer gespielt werden???

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