Apollo 18

Originaltitel
Apollo 18
Land
Jahr
2011
Laufzeit
86 min
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Frank-Michael Helmke / 11. Oktober 2011

Als 1999 das „Blair Witch Project“ die Filmwelt in hellen Aufruhr versetzte, wird sich so manch ein Regisseur ob des genial-einfachen Konzepts dieses medialen Gesamtkunstwerks in den Hintern gebissen haben: Warum ist man nicht schon längst auf so etwas gekommen? Für einen Filmemacher ist es in der Tat eine prickelnde kreative Apollo 18Herausforderung: Das Material eines Films so zu inszenieren, dass es überhaupt nicht mehr inszeniert erscheint, sondern vermeintlich absolut echt und authentisch, und diesen Eindruck durch eine entsprechende Aufbereitung im Internet (damals mit der völlig fiktiven Legendenbildung um die Blair-Hexe) so weit zu verstärken, dass das Publikum es wirklich für echt hält – das ist schon ein Coup, nach dem sich so ziemlich jeder Filmemacher die Finger leckt.

Kein Wunder also, dass das „Found Footage“-Konzept (also ein Film, der vermeintlich aus „gefundenen“, absolut authentischen Aufnahmen zusammengesetzt ist) seitdem immer wieder Anwendung fand und gerade bei Horrorfilmen ein gern verwendetes Mittel ist, um die Intensität des Schreckenserlebnisses zu erhöhen oder einem Subgenre wie dem Monster-Invasionsfilm eine neue Perspektive abzugewinnen (siehe „Cloverfield“). Der neueste Versuch dieser Art widmet sich nun einem bei Verschwörungstheoretikern sehr beliebten Sujet: Dem Mond und dessen Erkundung. Doch während manch ein Online-Paranoiker fest davon überzeugt ist, dass die erste Mondlandung 1969 in einem Hollywood-Studio inszeniert wurde und die Amerikaner überhaupt nie auf dem Erdtrabant gewesen sind, spekuliert der spanische Regisseur Gonzalo López-Gallego in seinem ersten englischsprachigen Film über die angeblich niemals stattgefundene Mission „Apollo 18“ und den wahren Grund, warum die Amerikaner ihr Raumfahrtprogramm zum Mond damals eingestellt haben.

Apollo 18In bester „Found Footage“-Manier tut „Apollo 18“ dabei so, als würde der Film ein ungeheuerliches Geheimnis aufdecken, indem er vermeintlich authentische Aufnahmen von der geheimen, letzten Mondmission in den 1970er Jahren montiert, die erst vor kurzem publik geworden sind (soweit die Legendenbildung). So sieht man zu Beginn die drei Astronauten Walker, Anderson und Grey, wie sie über ihre anstehende Mission sinnieren und über die massive Geheimhaltung, wegen der sie nicht einmal ihren Familien sagen dürfen, dass sie zum Mond fliegen werden. Nach dem Flug dorthin und dem pflichtgemäßen Aufstellen einer ganzen Reihe von Überwachungskameras (womit denn auch etabliert wäre, woher das ganze, nun folgende Filmmaterial angeblich stammt) fängt es dann langsam an, unheimlich zu werden. Und das hat noch relativ wenig mit der Entdeckung zu tun, dass die Amerikaner doch nicht die einzigen waren, die es auf den Mond geschafft haben….

Auch nur ein Wort mehr über den (dürftigen) Inhalt oder gar den entscheidenden Clou von „Apollo 18“ zu verraten, wäre ein massiver Spoiler und würde das einzige bisschen Spaß und Spannung, das dieser Film zu bieten hat, zerstören. Dementsprechend soll darüber Schweigen herrschen. Es sei indes die Feststellung erlaubt, dass dieser Clou eben leider das einzige ist, was „Apollo 18“ zu bieten hat, und er darum trotz seiner geringen Laufzeit immer noch ziemlich langatmig und mühsam gestreckt daher kommt.

Von einem Spannungsbogen im klassischen Sinne mag man hier gar nicht reden, ähnlich wie beim „Blair Witch Project“ geht es hier harmlos los, dann schwant langsam das Unheimliche hinein und verdichtet sich immer weiter bis zum schockierenden Crescendo, welches gleichzeitig das Ende ist. Nur: So wirklich unheimlich wird es hier leider nie. Man Apollo 18kann es López-Gallego zugute halten, dass er sich wirklich sehr viel Mühe gegeben hat mit der (vermeintlichen) Authentizität seines „found footage“, der original 70er Jahre-Look des Filmmaterials ist wirklich gut gelungen und das ständig wackelige, sprunghafte und von allerlei atmosphärischen Störungen beeinträchtigte Bild erzeugt permanent und effektiv ein Gefühl von Wahrhaftigkeit (von wegen: Originalmaterial von Mondlandung in den 70ern). Das ist zugleich aber natürlich auch die gewohnte Krux dieser Inszenierungsweise: Große Teile des Publikums wird das ständige Gewackel und die visuelle Unruhe der zerhackstückelten und abrupt abbrechenden Filmschnipsel ziemlich nerven.

So oder so kann „Apollo 18“ über seine gesamte Laufzeit nie wirklich das Gefühl einer inszenatorischen Fingerübung ablegen; ein Film, der nur aus Gimmicks besteht, ein Experiment der Art „Lasst uns mal schauen, ob wir das so hinkriegen, das es echt aussieht“, ohne sich wirklich darum zu scheren, ob man hier eigentlich wirklich eine effektive (Horror-)Story vorliegen hat. Über weite Strecken wirkt der Film einfach nur wie eine Ansammlung von Schall und Rauch, halbwegs clever in Szene gesetzte Tricksereien mit Kamera und Tonspur, die sich jedoch nie zu einem überzeugenden Ganzen zusammensetzen.

Eine nette Clou-Idee (die immerhin für einen zynischen Lacher bei den Endtiteln gut ist) und eine handwerklich saubere Ausführung sind daher leider nicht genug, um „Apollo 18“ als funktionierenden Film wirklich abheben zu lassen. Ein Konstrukt ohne echte Wirkung und ein Horrorfilm ohne echten Schrecken.

Bilder: Copyright

Hat doch nicht wirklich jemand den Dreck gesehen, oder?

Allein der überbemühte Werbefeldzug ohne auch nur das geringste Echo....

Sind eben Welten zwischen "Moon"/ "Apollo 13"/ "Blair Witch Project" und solchem zusammenstopften Nachgeäffe.

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