Filmszene: Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer ersten Regie-Arbeit. Es passiert ja nicht jeden Tag, dass der vorheige Visual Effects-Experte nun Regisseur wird. Wie ist es dazu gekommen, hat die Produktionsfirma sich umgeschaut und Sie haben dann die Hand gehoben?
Cedric Nicolas-Troyan: Sie haben weniger direkt auf mich gezeigt, es ist schon so, dass ich am Ende tatsächlich die Hand gehoben habe. Das aber voller Freude und Begeisterung. Und auch im Nachhinein bin ich natürlich dankbar, dass man mir diese Chance gegeben hat. „The Huntsman & „ The Ice Queen“ ist ohne Zweifel die bisher wichtigste und großartigste Erfahrung in meinem Berufsleben.
War das denn vorher überhaupt eine realistische Aussicht, aus der zweiten Reihe in den Regiestuhl aufzusteigen?
Eigentlich nicht, nein, Ich persönlich fühlte mich nach der Arbeit am ersten Film und nach meiner Erfahrung als Second Unit-Regisseur zwar dafür bereit, aber ich konnte natürlich nicht ernsthaft davon ausgehen, dass ich diese Möglichkeit bekomme. Es stand zwar relativ schnell fest, dass ich bei der Fortsetzung dabei sein würde, aber noch nicht genau in welcher Funktion. Als dann tatsächlich das Regie-Angebot kam musste ich selbstverständlich zugreifen.
Wie viel Druck verspüren Sie nun?
Nicht allzu viel, weil ich nicht der Typ Mensch bin, der sich um so etwas viele Gedanken macht. Das ist wie beim Surfen, wenn die Welle kommt musst Du sie einfach nehmen und darfst nicht zögern. So arbeite ich, ich sehe nicht den Druck oder die Möglichkeit des Scheiterns sondern nur die Möglichkeiten und stürze mich mit voller Hingabe in die Aufgabe.
Ihr Film kommt heller und leichter daher als der erste „Huntsman“-Film.
Ja, das liegt daran, dass wir das Märchen von der „Schneekönigin“ mit eingebaut haben und da wollte ich mich nah an der Vorlage von Hans-Christian Andersen orientieren, weniger am ersten „Huntsman“-Film – daher gibt es diesmal also weißes statt schwarzem Haar. Es gab schon viele verschiedene Interpretationen dieser Geschichte und es wird sicher noch weitere geben, aber dies ist nun unsere. Wir haben uns dabei übrigens auch nicht an der „Eiskönigin“ von Disney orientiert, auch wenn das jetzt viele vermuten. Denn das Konzept für unseren Film standen schon fest bevor dann der Animationsfilm so ein Welterfolg wurde.
Es ist recht ungewöhnlich, dass Ihr Film sowohl Vorgeschichte als auch Fortsetzung zugleich ist.
Ach, so ungewöhnlich ist das eigentlich gar nicht, das gab es ja in der Filmgeschichte schon öfter, selbst „Der Pate“ hat mit dieser Struktur gearbeitet. Unser Film erzählt rund 40 Minuten lang die Vorgeschichte und springt dann in die Zeit nach dem ersten „Huntsman“-Film- ich denke nicht, dass wir damit das Publikum überfordern. Das Drehbuch war jedenfalls von vornherein so angelegt und ich sah keinen Anlass daran etwas zu ändern. Das einzige Argument gegen so eine Vorgehensweise ist eventuell das Marketing, denn der Film lässt sich halt jetzt nicht ganz so einfach in eine Schublade mit der Bezeichnung „Prequel“ oder aber „Fortsetzung“ stecken.
War es Ihnen wichtig, den Film in 3D zu drehen?
Ich verstehe auch da den Marketing-Aspekt, denn viele Leute mögen 3D und es ist einfach ein weiteres Verkaufsargument, ein nettes Extra, ein Stück Sahnetorte oben drauf. Der erste Film war nicht in 3D und mir persönlich ist es nicht wichtig, nein. Offen gesprochen, habe ich darauf beim Drehen auch keine besondere Rücksicht genommen. Ich sehe den Mehrwert von 3D in erster Linie bei Animationsfilmen.
Was sind Ihre Zukunftspläne, soll es den jetzt weitergehen mit dem Regie führen?
Auf jeden Fall, ein absolutes Ja auf diese Frage. Sehen Sie, Ich stamme aus einem kleinen Dorf in Frankreich und für mich waren Hollywood und die Idee einmal in der amerikanischen Filmindustrie zu arbeiten im Prinzip unerreichbar weit entfernte Träume. Jetzt sitze ich hier, was mir ein wenig surreal vorkommt, aber ich möchte doch sehr gerne bleiben. Ich schaue mir gerade ein paar Projekte an, habe mich aber noch nicht entschieden welches konkret mein nächster Film werden wird.
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