Monster
sind out, Fische sind in: Mit ihrem fünften abendfüllenden
Film entführen die Oscar-prämierten Jungs von der
führenden Computeranimations-Schmiede Pixar ("Toy
Story", "Das große
Krabbeln", "Die
Monster AG") ihr Publikum nun in das Great Barrier
Reef vor der australischen Küste mit seiner kunterbunten,
marinen Bevölkerungsschar. Der Erfolg des Films in den
USA hat bereits dafür gesorgt, dass "Findet Nemo"
in die Geschichte eingeht: Vor kurzem hat er in Sachen Einspielergebnis
die führenden "Shrek"
und "Der König der Löwen" überholt
und gilt somit als der erfolgreichste Animationsfilm aller
Zeiten (was ohne Inflationsbereinigung und bei ständig
steigenden Ticketpreisen zwar kein so großes Wunder
ist, aber Schwamm drüber). Pixar ist somit Hollywoods
größter Erfolgsgarant für computeranimierte
Komödien, eine Tatsache, die die derzeit laufenden Vertragsverhandlungen
mit Disney, die bisher alle Pixar-Filme vertrieben haben,
sehr interessant macht: Sollte Disney die enormen Forderungen
von Pixar für eine Vertragsverlängerung nicht erfüllen,
könnte sich mit einer Abwanderung der Computerkünstler
urplötzlich ein neuer Animationsriese auf dem Markt etablieren,
und Disney in arge Probleme stoßen, denn selbständig
hat der Mäusekonzern schon seit Jahren keinen Hit mehr
produziert.
Aber
weg vom Geschäftlichen und zurück zu Nemo, einem
kleinen neugierigen Clownfisch (und nein, es ist nur ein Gerücht
das Clownfische die Komiker unter den Meeresbewohnern sind),
der an seinem ersten Schultag von einem Taucher gekidnappt
- oder besser gefishnappt - wird. Nemo plumpst kurz darauf
in ein Aquarium: Hier kann er durch die Glasscheibe mit anderen
gefangenen Fischen beobachten, was in einer australischen
Zahnarztpraxis so alles vor sich geht. Dann allerdings droht
ein Unheil: Nemo sieht sein baldiges Ende nahen, weil er einer
fünfjährigen Fischkillerin geschenkt werden soll.
Es muss also schleunigst ein Fluchtplan her.
Währenddessen
macht sich Nemos überängstlicher und alleinerziehender
Vater Marlin auf die Suche nach seinem verschollenen Sohnemann.
Bei seiner chaotischen Expedition durch den detailgetreu und
liebevoll computeranimierten Ozean begegnet er coolen Schildkröten,
fresssüchtigen Haien in einer Selbsthilfegruppe und vor
allem der alzheimerigen Doktorfischdame Dory, während
es immer wieder gilt, seine neurotischen Ängste vor allem
und jedem zu überwinden. Dass der abenteuerliche Road-Trip
unter Wasser rund um diese Familienzusammenführung ein
Happy End hat, muss man bei Pixar und Disney nicht extra betonen.
Brillante
Farben, tadellose Animation, gewohnt putzige Charaktere, schwungvolle
Dialoge und nicht zuletzt die deutschen Stimmen von Anke Engelke,
Erkan & Stefan und Christian Tramitz machen diesen Film
zu einem kurzweiligen Familien-Muss. Wenn er auch leider nicht
ganz an die skurrile "Monster AG" oder die brillante
"Toy Story 2" heranreicht - mit den ebenso rasanten
wie stets stimmigen Bewegungen ihrer fischigen Helden erweisen
sich die Jungs von Pixar nicht nur ein weiteres Mal als das
Maß aller Dinge, was die handwerkliche Seite des Animationskinos
betrifft, sondern untermauern mit ihrem unschlagbaren Gefühl
für ein einfalls- und abwechslungsreiches Szenario auch
einmal mehr ihre nicht zu leugnende kreative Marktführerschaft.
Wahrlich ein Quell von Inspiration, der als Konkurrenz für
Disney wesentlich interessanter wäre denn als Geldmaschine
für den Mäusekonzern.
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