Interview mit "Johnny English “-Hauptdarsteller Rowan Atkinson

von Volker Robrahn / 4. Oktober 2011

Filmszene:  Mr. Atkinson, in Ihrem neuen Film gibt es das schöne Zitat „Mit dem Alter kommt die Weisheit“. Ist das von Ihnen oder gilt es zumindest für Sie?

Rowan Atkinson:  Ich weiß leider nicht mehr, wer das geschrieben hat, aber es ist in der Tat ein sehr wichtiges Motto für den Film und alle daran Beteiligten. Mir ist natürlich sehr bewusst, dass ich älter werde und das wollten wir auch reflektieren, möglichst mit einer komischen Note natürlich. Unser Held ist also nicht mehr so ganz im Besitz der körperlichen Kräfte die er früher mal hatte und diese Tatsache führt zu einigen Witzen auf seine Kosten.

Rowan Atkinson in BerlinHalten Sie es denn für wichtig, dass man als Schauspieler Rollen spielt, die dem eigenen Alter entsprechen?

Nach meiner Philosophie ist das so, ja. Was natürlich für den klassischen romantischen Liebhaber etwas schwerer zu ertragen ist als für jemanden wie mich, der sich im komischen Fach bewegt. Ich kann ja praktisch alles tun und mich darüber lustig machen. Was ich aber nicht kann, bzw. was ich nicht will, ist das ein „Mr. Bean“ altert. Der ist eine Kunstfigur, die sich eigentlich nicht verändern darf, im Grunde alterslos und unsterblich. Ich dagegen bin das nicht und dem muss man halt ins Gesicht sehen. Ich  möchte „Mr. Bean“ gerne so in Erinnerung behalten, wie er vor 5-10 Jahren war. Allerdings gilt da trotzdem „Sag niemals Nie“, was übrigens der Name des Bond-Film ist, in dem ich ganz zu Beginn meiner Karriere mal einen kleinen Part hatte.

Haben Sie sich mit Ihrer Version eines „James Bond“ denn eine Art Jugendtraum erfüllt?

Auf jeden Fall, ja. Natürlich hab auch ich als kleiner Junge nur davon geträumt mal so etwas  zu spielen und darstellen zu können und nun habe ich es ein zweites Mal getan. Na gut, zumindest tue ich so als sei ich ein James Bond und das gilt ja auch für Johnny English, der es ziemlich genießt in so einem Umfeld aktiv zu sein und der vermutlich nur durch verdammt viel Glück da hinein gerutscht ist, als gerade keiner richtig hingeschaut hat.  Ich will damit sagen, dass die Figur „Johnny English“ selbst eigentlich nur eine fiktionale Fantasie auslebt.  Und das haben wir beide dann gemeinsam.

Und vermutlich brauchen wir ihn jetzt sogar, wo ein James Bond sich so verändert hat, grimmig geworden ist und kaum noch technische Spielereien und Ausrüstung benutzt.

Stimmt, das ist dort weniger geworden, während Johnny immer noch jede Menge technisches Spielzeug dabei hat, meist allerdings ohne zu wissen wie es funktioniert.  Aber es ist natürlich heutzutage auch viel schwerer einen neuen Bond-Film fürs 21. Jahrhundert zu entwerfen, wo doch so ziemlich alles schon mal gemacht wurde und die Zeiten des kalten Krieges lange vorbei sind. Keine einfache Aufgabe, so eine Franchise am Leben zu erhalten und ich habe höchsten Respekt vor denjenigen die das probieren.  Dagegen ist das was ich mache, so eine kleine Parodie auf dem Publikum vertraute Manierismen, doch ein Kinderspiel.

Seit dem ersten „Johnny English“-Film sind immerhin acht Jahre vergangen. Was hat sich in dieser Zeit am meisten verändert?

Gerade im Komödienbereich gibt es meiner Meinung nach einen Trend zu immer erwachseneren Filmen. Mit „erwachsen“ meine ich allerdings die Altersfreigabe, also die Produktion von immer deftigeren und obszöneren Werken.  Vor allem bei einigen amerikanischen Filmen bin ich wirklich immer wieder überrascht, wie heftig die sind.  Das geht von „American Pie“ über „Hangover“ bis zu aktuellen Filmen wie „Wie ausgewechselt“. Ich bin zwar keinesfalls auf einem Kreuzzug gegen diese Entwicklung, aber ich mag sie auch nicht so besonders.  Ich bin da doch eher ein Freund von Komödien für die ganze Familie und von Filmen die einen gewissen Stil haben.

Rowan Atkinson in BerlinWas sich ebenfalls geändert hat und stark gewachsen ist,  ist die Bedeutung  neuer Märkte wie Russland oder China. Spielt Ihr Film deshalb (oder trotzdem) auch in Tibet und involviert den chinesischen Premierminister?

Nein, deshalb nicht, aber das Ganze ist in der Tat sehr irritierend. Unser Film läuft bisher NICHT in China und zwar weil man dort überhaupt nichts davon hält, dass jemand einen Anschlag auf einen  chinesischen Politiker planen könnte.  Allein die bloße Idee erscheint ihnen völlig absurd.  Ihnen gefiel außerdem auch nicht, dass unser chinesischer Premierminister kahlköpfig ist.  Das hätte ich alles niemals vorausgesehen und wir haben sogar auf einen Handlungsstrang mit chinesischen Verschwörern verzichtet, gerade um die Verbreitung in China nicht zu gefährden.  Das kommt also davon wenn man solche künstlerischen Kompromisse eingeht - man wird  leider selten dafür belohnt.  

Aber sie hatten zumindest noch die Ruhe und Zeit Ihre künstlerische Begabung zu entwickeln, während ein „Comedian“ heutzutage doch sofort  funktionieren und Erfolg haben muss, will er nicht gleich wieder abgesetzt werden.

Das stimmt, ich hatte das große Glück in den 80er und frühen 90er Jahren im Fernsehen arbeiten zu können, Dinge auszuprobieren und ein paar Risiken einzugehen. Es ist sehr schade, dass das kaum noch möglich ist, denn es ist ein ziemlich gnadenloser Markt in den Medien heutzutage, viel komplizierter und geradezu überfüllt. Das macht es wesentlich schwieriger aufzufallen und sich zu positionieren.

Sind Sie als Brite eigentlich gerade besonders froh Ihr Geld NICHT innerhalb der Euro-Zone zu verdienen?

Oh ja, damit bin ich durchaus zufrieden. Was aber nichts daran ändert, dass auch unsere Regierung - so sie denn irgendwann einmal zu den wahren Ursachen des irgendwie nicht funktionierenden Systems durchdringt – sich den grundsätzlichen Problemen des Landes zuwenden muss.  Was aber erst geschehen wird, sobald sie aufgehört haben sich hauptsächlich mit sich selbst und  ihrer eigenen Rolle zu beschäftigen.


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