
"Keine Fortsetzungen meiner Kinofilme".
Das war die eigentlich unmissverständliche Maxime von Firmengründer
Walt Disney zu dessen Lebzeiten. Zwar pfeift das Mäuseimperium
mittlerweile auf diese Regel und veröffentlicht eine Fortsetzung
nach der anderen, doch gab es da zumindest bisher noch eine Art
Schamgrenze: Von vielen Fans zurecht kritisierte
Werke wie "König der Löwen 2" oder gar "Susi
und Strolch 2" wurden von Disneys TV-Abteilung von vornherein
nur für den Videomarkt produziert, die große Leinwand
ließ man damit unbehelligt (von dem erfolglosen Ausrutscher
"Bernhard & Bianca im Känguruhland" in den frühen
Neunzigern mal abgesehen). Doch dann kam "Toy Story 2",
war unverschämt erfolgreich und ließ die Bedenkenträger
innerhalb des Konzerns offensichtlich endgültig verstummen.
Und deshalb erwartet uns jetzt die Fortsetzung des rund 50 Jahre
alten Klassikers "Peter Pan" im Kino. Ein Film auf den
wohl niemand wirklich gewartet hat, der aber immerhin ein Stück
besser ausfällt als die oben genannten Totalgurken.
Zu Beginn der Fortsetzung wird der Zuschauer gar in ein recht düsteres
Szenario entführt: London während der Bombenangriffe des
zweiten Weltkriegs, die kleine Wendy ist längst erwachsen und
hat selbst zwei Kinder zu versorgen. Ihre Tochter Jane hat in diesen
Zeiten schon früh lernen müssen Verantwortung zu übernehmen
und ist daher
- im Gegensatz zu ihrem kleinen Bruder - auch ziemlich unempfänglich
für die Geschichten ihrer Mutter über deren sagenhafte
Kindheitserlebnisse in Nimmerland. Doch eines Nachts wird sie eines
Besseren belehrt, als der böse Captain Hook mit seinem Piratenschiff
am Himmel auftaucht. Eigentlich wollte der ja Wendy entführen,
erwischt stattdessen aber Jane und nimmt sie als Geisel mit nach
Nimmerland. Jane wird dort zwar recht fix von Peter Pan und seinen
Kameraden wieder befreit, der Weg zurück nach Hause erweist
sich jedoch als schwierig und auch für die albernen Späße
von Peter Pan mag sich die ernste Jane so gar nicht erwärmen.
Eine Haltung, die angesichts der für jeden halbwegs Erwachsenen einfach nur entsetzlich nervtötenden Kindereien des Herrn Pan und seiner "Lost Boys" auch durchaus verständlich ist. Die haben nämlich keine weitere Persönlichkeit und Eigenschaft außer "Spaß haben" und das ist wohl nur für die Kleinsten auf Dauer ein Genuss. Aber gut, diese eindimensionale Charakterisierung entspricht immerhin dem "Geist" des Originals und das ist dann nun mal so. Allerdings ist das ewige "Jane, Du bist eine von uns" versus "Nein, das bin ich nicht" auch nicht abendfüllend und so weist die "Rückkehr nach Nimmerland" dann doch so einige Längen und Füller auf - trotz einer von vornherein straff kalkulierten Laufzeit von gerade mal 64 Minuten (ohne Abspann).
Wirklich
gelungen sind daher auch nur die ersten 20 Minuten des Films, die
ein fast schon beklemmend realistisches Bild des Lebens im vom Krieg
geschundenen London zeigen. Da wirkt der Wechsel ins kunterbunte
Nimmerland dann fast schon befremdlich, und von diesem Zeitpunkt
an ist das Ganze eigentlich auch nur eine Wiederholung der Originalgeschichte,
wobei das gefräßige Krokodil diesmal eben durch einen
eben solchen Kraken ersetzt wird. Handwerklich und tricktechnisch
ist das alles durchaus akzeptabel umgesetzt, die Computereffekte
halten sich in Grenzen und das Original wird hier immerhin nicht
verraten. Aber wirklich gesehen haben muss man diese "Rückkehr
nach Nimmerland" nicht. Und wirklich machen musste man diesen
Film eigentlich auch nicht.
Neuen Kommentar hinzufügen