Buried - Lebendig begraben

Originaltitel
Buried
Jahr
2010
Laufzeit
93 min
Genre
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Maximilian Schröter / 31. Oktober 2010

Das Licht im Kino geht aus, es wird still im Saal, vertraute Dunkelheit umgibt die Zuschauer - und lässt sie erst einmal nicht wieder los. Zu Beginn von "Buried - Lebendig begraben" bleibt die Leinwand schwarz. Dann ist ein Husten zu hören, ein Kratzen und schweres Atmen, das in panisches Keuchen umschlägt. Schließlich wird ein Feuerzeug entzündet und man kann zum ersten Mal einen Blick auf den Schauplatz werfen, den dieser Film für den Rest seiner Laufzeit nicht mehr verlassen wird: das Innere eines hölzernen Sarges, der mehrere Meter unter der Erde begraben liegt. Darin eingeschlossen ist Paul Conroy (Ryan Reynolds), der soeben zu Bewusstsein gekommen ist und keinen blassen Schimmer hat, wie er in diese missliche Lage geraten ist oder wem er sie zu verdanken hat. Paul, so viel sei an dieser Stelle verraten, ist Amerikaner. Doch mehr Informationen zu seiner Person und seiner Geschichte sollen hier nicht preisgegeben werden, denn die Spannung des Films speist sich zu einem Großteil daraus, dass sich über die Handygespräche, die Paul in seinem hölzernen Gefängnis führt, allmählich das Puzzle seiner Vorgeschichte zusammensetzt.

Moment mal - Handygespräche? Richtig, neben der neunzigminütigen Konzentration auf das Sarginnere als Handlungsschauplatz ist das der zweite wesentliche Aspekt der Story. Bereits Alfred Hitchcock hatte die Idee, einen kompletten Film mit nur einem sichtbaren Protagonisten an einem einzigen Schauplatz spielen zu lassen und hatte dabei eine Telefonzelle im Sinn. Das hätte es ermöglicht, zwar die ganze Zeit über die Kamera auf denselben Ort gerichtet zu lassen, aber über die telefonische Verbindung zum Rest der Welt trotzdem Kommunikation und damit eine Geschichte und Spannung aufzubauen (später griff Joel Schumacher dieses Konzept für "Nicht auflegen!" wieder auf). Hätte es zu Hitchcocks Zeiten bereits Mobiltelefone gegeben, wer weiß auf welche anderen in sich geschlossenen Räume der Master of Suspense noch gekommen wäre, um diese zu Filmschauplätzen zu machen? Ein Film, der eineinhalb Stunden lang in einem geschlossenen Sarg spielt, wäre damals jedenfalls nur schwer denkbar gewesen, schließlich bietet eine in einer Holzkiste eingeschlossene Person für sich allein noch nicht besonders viele erzählerische Möglichkeiten.
Doch inzwischen schreiben wir das Jahr 2010 und es gibt so gut wie keinen Ort auf der Erde mehr, an dem man nicht mehr in ständiger Verbindung zum Rest der Welt stehen kann. Nach Paul Conroys ersten vergeblichen Versuchen, die sich nur wenige Zentimeter über seinem Gesicht befindliche Holzdecke aufzubrechen, nimmt er plötzlich den Vibrationsalarm eines Handys wahr, das sich bei ihm im Sarg befindet. Um den eingehenden Anruf anzunehmen, bekommt er das Telefon zwar zu spät zu fassen, aber immerhin steht ihm nun ein Kommunikationsmittel zur Verfügung, über das er Hilfe rufen kann.
Sein erster Anruf geht dann auch gleich an die US-Notrufnummer 911, und verpasst Pauls Hoffnung auf Rettung erst einmal einen Dämpfer, als er feststellt, dass es nicht so leicht ist, anderen seine Lage begreiflich zu machen und vor allem seine genaue Position mitzuteilen. Rückfragen wie "Befinden Sie sich in einem Beerdigungsinstitut?" oder "Wie lautet Ihre Sozialversicherungsnummer?" lassen ihn jedenfalls der Verzweiflung wieder ein Stück näher kommen. Und so beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn die Ladeanzeige des Handyakkus senkt sich langsam aber sicher dem Nullpunkt entgegen und auch die im Sarg zur Verfügung stehende Atemluft reicht nur für wenige Stunden…

Die Ausgangssituation der Geschichte ist also wirklich originell, die Qualität des Films und die durch seine Geschichte vermittelte Spannung hängen jedoch in erster Linie davon ab, ob "Buried" mehr zu bieten hat, als nur einen interessanten Aufhänger - was zum Glück der Fall ist. Mehrere Faktoren sind in diesem Zusammenhang zu nennen: Da wäre zum einen die Abwechslung, mit der das Drehbuch und die Inszenierung den doch recht eintönigen Schauplatz immer wieder aufpeppen. Von verschiedenen Gesprächspartnern werden Paul und dem Zuschauer immer wieder wohldosierte Informationshäppchen serviert, die nach und nach eine Antwort auf die Fragen geben, wo Paul sich eigentlich genau befindet, wie er in seine missliche Lage geraten ist und vor allem, wer dafür verantwortlich ist und was die Motivation dabei war. So wird immer wieder gezielt Spannung aufgebaut, die natürlich nicht nur einmal auch dadurch verstärkt wird, dass ein Gespräch gerade an einer wichtigen Stelle plötzlich abbricht. Und auch die oben erwähnte Annahme, in einem geschlossenen Sarg könne eigentlich nicht allzu viel Spannendes passieren, wird hier gleich mehrmals widerlegt - Paul hat über die Laufzeit des Films jedenfalls nicht nur mit sturen Gesprächspartnern zu kämpfen.
Damit wären wir auch schon bei den handwerklichen Qualitäten von Regisseur Rodrigo Cortés, der hier nach "The Contestant" seinen zweiten Spielfilm abliefert. Cortés nutzt die Möglichkeiten des Kinos voll aus und präsentiert die Handlung visuell und akustisch trotz der Beschränkung auf das Innere einer öden Holzkiste so abwechslungsreich wie möglich. Nicht nur zeigt er Paul aus den unterschiedlichsten Perspektiven; da lediglich ein Feuerzeug und das Handydisplay als Lichtquellen dienen, zeigt er ihn immer wieder auch überhaupt nicht, so dass man manchmal ganz auf die wahrgenommenen Geräusche angewiesen ist und diese im Kopf automatisch mit Bildern versieht. Das Sounddesign und die wirklich gelungene Filmmusik unterstützen die Spannung dabei hervorragend.
Bleibt also noch ein letzter, aber alles andere als unwichtiger Punkt zu besprechen: Wie macht sich der einzige sichtbare Darsteller in "Buried" denn so? Ryan Reynolds ("Blade: Trinity", "Smokin' Aces"), der aufgrund seiner eingezwängten Lage ja eines guten Teils seiner schauspielerischen Ausdrucksmöglichkeiten beraubt ist, schafft es zum Glück, Paul Conroys Panik glaubhaft zu vermitteln. Man fühlt ihm seine Verzweiflung an, man hofft mit ihm auf Rettung und seine Gefühlsausbrüche wirken niemals überzogen.

Insgesamt ist "Buried" also ein wirklich unterhaltsamer Film geworden, der zwar bestimmt nichts revolutionär Neues auf die Leinwand bringt, aber dennoch mehr zu bieten hat als lediglich eine originelle Ausgangsidee. Das Ende der Handlung ist ab einem gewissen Zeitpunkt zwar etwas zu vorhersehbar, doch dies tut dem Spaß am Film nur wenig Abbruch. Und vielleicht sieht der ein oder andere Kinogänger nach dem Besuch dieses Films sein Handy ja mit ganz anderen Augen.

Bilder: Copyright

Danke, danke, danke!
In Zeiten, wo manche Produzenten sich mit dem (gefühlten) 17. Aufguss von erbärmlichen Videogame-Horror-Zombie-Filmchen zufrieden geben oder dem zigsten Klassiker-Remake, darf man sich als Zuschauer über jedes neue Setting und Grundidee eines Filmes freuen. Thriller im Sarg - das hat doch nun wirklich mal was!
Ich würde sagen: sargt den anderen 08/15-Schrott ein und holt solche Innovationsperlen ans Tageslicht; dann wird die Kinolandschaft auch bald wieder bunter (wenn in diesem Fall auch erst einmal "dunkler")!

Permalink

Hi.Klar ist man heutzutage auch in der Kino-Welt dankbar für jede neue Idee. Aber ich finde den Film ziemlich öde und aufgebauscht. Ein Kurzfilm darüber hätte gereicht. Zum Beispiel: Am Anfang - 3 Minuten schwarz auf dem Bildschirm - dann wird 1 Minute ordentlich gestöhnt ... (Man glaubt sich in einem Porno-Film wiederzufinden)
Dann erscheint die Flamme eines Feuerzeugs ...
---
Später klingelt das Handy im Grab!
Und es wird ein großes Palaver gemacht!
"Oh, ich darf nicht sterben. Liebst du mich noch, Linda?!" Usw.
Das ist also großes Kino!

Permalink

6
6/10

Recht beklemmender Wettlauf gegen die Zeit, der stimmig umgesetzt wurde, der Begriff Kammerspiel ist hier noch viel zu groß gedacht.

Die darstellerische Leistung von Ryan Reynolds ist super.

Hinterlässt einige Stunden später allerdings das schale Gefühl das es durchaus gereicht hätte sich den Film auf DVD anzuschauen.

Permalink

5
5/10

Teilweise echt beklemmender Minimalistenfilm mit einem recht überzeugenden Ryan Reynolds. Insgesamt aber eindeutig zu hoch gelobt. 93 Minuten Laufzeit sind für den doch ziemlich begrenzten Handlungsort einfach zu viel. Das Ende wiederum ist überraschend gut gelungen :).

Permalink

3
3/10

90 Minuten wirklich keine Aussenszene, nur im Sarg. Schon mal klasse. Die Idee ist super. Langweilig wurd´s nicht, aber ein spannender Film war´s auch nicht. Spannungsbogen eher schlaff gespannt. Das Gespräch mit dem Arbeitgeber, der sich rechtlich absichern wollte, war albern. Sand dürfte den Sarg recht luftdicht abschließen...Logikfehler? Zu oft und zu lange Feuerzeug an...Ob das wirklich geklappt hätte? Entführer nimmt Tod des Entführten in Kauf....geschäftstüchtig? Hmmm.... alles ein wenig zu schnell auf´s Papier bzw. auf die Filmrolle gebracht.

Permalink

8
8/10

Mehr Stress in einem Sarg geht wirklich nicht! Auch wenn einige Elemente ziemlich unglaubwürdig (tierischer Besucher) oder masslos überzogen waren (Gespräch mit dem Arbeitgeber) leidet die Glaubwürdigkeit des Szenarios dank variantenreicher Kameraperspektiven zu keinem Zeitpunkt darunter. Die Spannung hält sich zwar in Grenzen, aber hier dominiert eindeutig das Interesse am Fortlauf der Geschichte. Immer wenn ich mich dabei ertappte die Handlungen des Protagonisten in Frage zu stellen agierte dieser dann doch noch zu meiner Befriedigung. Und das wie ich finde völlig unerwartete Ende hat mich dann doch noch ziemlich mitgenommen - weshalb ich mir jetzt erstmal eine Folge "SpongueBob" ansehen muss.

Permalink

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.