Fubar - Staffel 1

von Matthias Kastl / 26. Mai 2023

Mit seinen letzten Filmausflügen (“Terminator: Dark Fate“, “Killing Gunther“) hat Arnold Schwarzenegger ja nicht gerade ein glückliches Händchen bewiesen. Und wenn wir ehrlich sind, die Frage ob Arnie seinen Zenit überschritten hat ist ja schon vor vielen Jahren geklärt worden. Doch auch im hohen Alter zögert Arnie, wie viele andere Actionhelden der 1980er, sein Renteneintrittsalter weiter hinaus. Da so ein populärer Name für die um jeden Abonnenten buhlenden Streaming-Anbieter natürlich noch immer interessant ist, darf er stattdessen nun dem Kollegen Stallone, der für Amazon Prime aktuell den “Tulsa King“ gibt, nacheifern und mit “Fubar“ auf Netflix ebenfalls eine Serie anführen. Wer hier nun Schlimmstes befürchtet könnte von der ersten Staffel aber positiv überrascht werden. Deren plumpe Ausgangsidee wird hier nämlich glücklicherweise weder von den Machern noch dem Hauptdarsteller so richtig ernst genommen und stattdessen vor allem als Spielplatz für jede Menge alberne Einfälle genutzt, was “Fubar“ über weite Strecken zu einer nicht gerade intellektuell fordernden, aber doch kurzweiligen und unterhaltsamen Angelegenheit macht – zumindest, wenn man mit dieser Sorte Humor etwas anfangen kann.

Im Gegensatz zu dem ihn portraitierenden Darsteller plant die Figur des Luke (Arnold Schwarzenegger) in der Serie tatsächlich ihren actionreichen Dienst an den Nagel zu hängen. Die Arbeit als todbringender CIA-Agent hat Luke seiner Familie allerdings immer verheimlicht, was schließlich dazu führte, dass sich seine Frau Tally (Fabiana Udenio) von ihm scheiden ließ und seine Tochter Emma (Monica Barbaro) einen großen Groll auf ihn entwickelte. Ausgerechnet bei seinem letzten Einsatz vor der Pensionierung findet Luke dann aber heraus, dass auch seine eigene Tochter ihm nicht immer die Wahrheit gesagt und inzwischen ebenfalls bei der CIA als Agentin angeheuert hat. Zusammen mit ihr und einem Team aus jungen Hitzköpfen soll Luke nun ausgerechnet den brandgefährlichen Waffenhändler Boro (Gabriel Luna) schnappen, was angesichts der emotional aufgeladenen Vater-Tochter-Beziehung so gar nicht nach einer cleveren Idee klingt.


So gar nicht clever klingt auch das Ausgangsszenario der Serie. Dafür aber umso vertrauter, schließlich musste Schwarzenegger schon als Harry Tasker in “True Lies“ den Job als cooler CIA-Agent vor seiner Familie verheimlichen. Nicht nur inhaltlich bedient man sich dabei aber bei früheren Schwarzenegger-Streifen. Man besetzt die Rolle des Bösewichts einfach auch gleich noch mit Gabriel Luna, der diese Funktion bereits schon im letzten “Terminator“-Film innehatte. Richtig kreativ und eigenständig klingt das alles nicht und angesichts der Tatsache, dass man hier auch noch auf ein deutlich geringeres Budget und einen inzwischen noch älteren Hauptdarsteller zurückgreifen muss, auch nicht unbedingt vielversprechend.

So ist man dann auch nicht wirklich überrascht, dass in der ersten Folge einem angesichts der hanebüchenen Etablierung des Ausgangsszenarios immer wieder der Kopf brummt. Irgendeine Logik ist hier selbst mit dem Fernglas nicht zu entdecken und die Szene, in der Vater und Tochter von der wahren Identität des jeweils Anderen erfahren, ist so plump geschrieben und gespielt, dass man am liebsten in die nächste Armlehne beißen möchte. Das Bedürfnis hat man ein paar Mal in der ersten Folge, weil alles so hölzern und einfallslos daherkommt. Wenn dann aber Vater und Tochter auf einmal ihre Beziehungsprobleme diskutieren, während sie gleichzeitig mit ihrem Auto mehrmals über einen Bösewicht brettern, beginnt einem so ganz langsam ein erstes kleines Grinsen über die Lippen zu kommen. Und auf einmal fällt einem auf, dass viele Logiklöcher auch von den Figuren selbst ironisch kommentiert werden. Womit sich spürbar der Blick auf die Serie ändert, denn es ist schon ein großer Unterschied, ob die Beteiligten einer Serie genau wissen, was für einen Mumpitz sie da veranstalten und diesen entsprechend ironisch präsentieren oder ob sie ganz uninspiriert ihr Publikum für dumm verkaufen wollen.


Tatsächlich entwickelt sich “Fubar“ ab der zweiten Folge deutlich mehr in Richtung Agenten-Sitcom, in der niemand mehr irgendwas ernst nimmt und alle eigentlich nur Spaß haben möchten, während man die Welt vor einem Irren mit Atomwaffen rettet. Nach dem ruckeligen Start nutzt man nun für jede Folge die gleiche Struktur und kombiniert stets ein bisschen Familienzwist mit irgendeiner Mini-Mission, bei der unser Team dem Bösewicht auf seinem zerstörerischen Weg zumindest einen kleinen Holzkeil zwischen die Beine wirft. Gerade diese kleineren Missionen sind meist so offensichtlich absurd geraten, dass spätestens nun klar wird, dass man sich hier einfach nur einen großen Scherz erlauben möchte. Was vor allem auch auf die vielen abstrusen Wendungen innerhalb der Missionen zutrifft, wo man schon mal auf trottelige Weise Atomwaffen verliert, Viagra-Pillen fast für den Weltuntergang sorgen oder eine Figur nur gerettet wird, weil für ein paar Sekunden deren eifersüchtige und von “ABBA“ besessene Ex-Freundin auftaucht. Das ist zwar total schwachsinnig, aber eben oft auf erfrischende Art und Weise, und sorgt so eigentlich in fast jeder Episode für einige wirklich richtig gute und vor allem auch überraschende Szenarios und Gags.

So zufällig zusammengemischt das alles wirkt, wer genau hinschaut wird merken, das die Macher diese Momente durchaus clever vorbereiten. Genauso einfallsreich ist deren Idee zu Beginn jeder Folge immer wieder den Serientitel auf unterschiedliche Arten und Weisen im Bild zu platzieren. Dass man hier einfach nur Spaß haben will merkt man auch an den Dialogen, die zum größten Teil aus Wortspielen, Ironie und derben Wortgefechten bestehen. Genau hier entscheidet sich dann auch ob man in den Spaßzug mit einsteigt oder lieber kein Ticket löst. Die Mischung aus Altherrenwitzen und vulgären Kommentaren ist nämlich schon teilweise arg an der Grenze und wird für einige im Publikum diese auch deutlich überschreiten. Die ironische Grundstimmung und die Tatsache, dass bei der hohen Frequenz an Gags trotzdem mindestens einmal pro Minute ein witziger Spruch rauskommt, machen die misslungeneren Entgleisungen aber eigentlich doch ganz gut verschmerzbar.


Angesichts vieler derber Zoten und total simpel konstruierter Figuren ist es ziemlich überraschend, dass der Serie trotzdem auch ein paar feinfühligere Charaktermomente gelingen. Dies liegt vor allem an Jay Baruchel (“Tropic Thunder“, “Das ist das Ende“), der als nachdenklich-liebenswürdiger Freund von Emma ein schönes Gegengewicht zu dem ganzen Macho-Unsinn abliefert. Dass die Serie sich tatsächlich soviel Zeit für diese scheinbar unbedeutende Randfigur nimmt und deren Leiden nicht für Gags sondern durchaus berührende Szenen nutzt, zeugt ebenfalls von deutlich mehr Intelligenz hinter der Kamera als man auf den ersten Blick vermuten möchte.  

Bevor wir uns hier aber falsch verstehen, von Shakespeare ist “Fubar“ so weit weg wie der FC Bayern dieses Jahr von einer hervorragenden Bundesligasaison. Und die Tatsache, dass man sich selbst nicht ernst nimmt, kann nur über einen Teil der Schwächen hinwegtäuschen. Die Kreativität hört nämlich zum Beispiel bei den Actionsequenzen auf, die ziemlich bieder und langweilig inszeniert sind und bei denen das Alter von Arnie schon sehr deutlich zu spüren ist. Viel Action gibt es sowieso nicht zu sehen, was viele klassische Schwarzenegger-Fans dann wohl doch enttäuschen wird. Stattdessen entscheidet man sich, lieber ganz auf Arnies begrenztes aber durchaus vorhandenes komödiantisches Talent zu setzen. Das wiederum funktioniert ganz gut, da Arnie einfach mit einem Lächeln jeden Unsinn vom Drehbuch über sich ergehen lässt und wie in alten Zeiten einen fast kindlichen Spaß dabei zu haben scheint. Er ist natürlich auch ganz in seinem Element, wenn er immer wieder ein paar aus der Zeit gefallene Zoten servieren und seine Gegenüber mit liebevoll formulierten Gewaltandrohungen beglücken darf.


Wer sich also von den derberen Passagen nicht abschrecken lässt und schon bei Arnies 90er-Jahre-Komödien zumindest ab und zu grinsen musste, der kann mit “Fubar“ über weite Strecken viel Spaß haben. Nur in den letzten beiden Folgen geht der Serie dann doch deutlich die Puste aus. Der Familienzwist zwischen Vater und Tochter wirkt dort dann langsam doch deutlich nerviger als unterhaltsam, gelungene Gags und kreative Wendungen werden seltener und ohne diese Nebelkerzen auch die Chance über die hölzernen Figuren und die simple Handlung hinwegzusehen. Auch wenn wir am Ende für diese erste Staffel noch immer den Daumen nach oben heben möchten, es stellt sich schon die Frage, ob eine zweite Staffel wirklich eine gute Idee ist und man nicht schon das Maximum aus dieser Prämisse herausgeholt hat.

“Fubar“ ist seit dem 25. Mai 2023 exklusiv bei Netflix verfügbar.

Bilder: Copyright

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