Filmszene-Special: Interview mit "Percy Jackson" - Regisseur Thor Freudenthal

von Volker Robrahn / 14. August 2013

Der schöne Name „Thor Freudenthal“ deutet schon darauf hin: Beim Regisseur des zweiten „Percy Jackson“-Films handelt es sich keinesfalls um einen amerikanischen Hollywood-Veteranen sondern um einen noch relativ jungen Herrn aus Deutschland. Wie der an diesen Job gekommen ist verriet er Filmszene beim Interview.

thor 0Filmszene: Bei der Vorbereitung auf dieses Gespräch habe ich doch tatsächlich zunächst begonnen meine Fragen und Notizen in Englisch zu verfassen, bis mir einfiel, dass das ja diesmal gar nicht nötig ist. Man rechnet halt nicht unbedingt damit, dass für einen größeren Fantasy-Ffilm wie „Percy Jackson“ ein deutscher Regisseur verantwortlich zeichnet. Daher natürlich die unvermeidliche Frage: Wie kam es denn dazu?

Thor Freudenthal: Angefangen habe ich in Berlin, in der Hochschule der Künste. Durch ein Austauschprogramm bin ich von dort nach Kalifornien gelangt. Ich hatte schon zwei  Kurzfilme gemacht, aber in Sachen Animation konnte mir hier niemand so richtig was beibringen. In Amerika  arbeitet man sich dann eben langsam hoch, bei mir ging das über einen Zeitraum von nun schon 17 Jahren. Ich habe  an den „Stuart Little“-Filmen mitgearbeitet und war bei Disneys „Geistervilla“ Regieassistent. Mein erster eigener Film war „Das Hundehotel“ und für Fox habe ich dann die erste Verfilmung von „Greg’s Tagebuch“ gemacht. Der lief recht gut und man war anscheinend auch mit meiner Arbeit zufrieden. Und jetzt sitze ich hier für „Percy Jackson“.  

Was ein Film mit sehr vielen Effekten ist und ja auch eine ganz spezielle Art des Filmemachens darstellt. Besitzt Du die dafür nötige Begeisterung oder hast dafür sogar ein echtes Faible?

Es hat sehr viel mit Animation zu tun, also dem Bereich aus dem ich eigentlich komme. Diese Techniken und Designs, die Art der Kreation von Monstern und allen möglichen Wesen, da überlappen sich der Animationsbereich und die Inszenierung von Realfilmen mittlerweile immer mehr. Solche Welten zu entwerfen hat mich schon immer sehr gereizt. Wobei das kein Muss ist, ich erzähle auch gerne Geschichten ohne  große Spezialeffekte wie in „Greg’s Tagebuch“.

Fühlt man sich denn angesichts der gewaltigen Budgets solcher Filme trotzdem immer noch wie ein Kind im Spielzeugparadies?

thor 2Durchaus, aber auf der anderen Seite fühlt man sich auch oft eher wie ein Buchhalter. Man hat viel Verantwortung, muss Entscheidungen treffen was man sich unbedingt leisten will und auf was man dafür schweren Herzens verzichten muss. Es ist da oft  so eine Art Hindernislauf, denn es stehen halt immer nur begrenzte Gelder zur Verfügung und da ist es ein ständiges Abwiegen. Wobei unser Film jetzt nicht zu den ganz Teuren des Jahres gehört. Das Budget liegt jedenfalls klar unter der Grenze von 100 Millionen Dollar.

Du hast hier jetzt eine laufende Reihe mit dem zweiten Film übernommen, hättest Du Dir dabei gewünscht von Anfang verantwortlich gewesen zu sein und der Geschichte eventuell eine andere Richtung zu geben?

Eigentlich nicht. Ich mochte den Film von Chris und habe durch den auch erst die Bücher gelesen. Ich habe dann mit sehr viel Respekt die Entscheidungen übernommen, die vorher Chris Columbus getroffen hatte, was den Look der Reihe und die Besetzung betrifft. Auch dass die Figuren in den Filmen etwas älter sind als in der Buchvorlage kann ich absolut nachvollziehen. Bestimmte Fantasy-Sequenzen möchte ich nicht unbedingt mit Elfjährigen drehen, zumal ich aus der Arbeit bei „Greg’s Tagebuch“ weiß, dass die Zusammenarbeit da nicht so einfach ist. Für mich war dagegen wichtig, dass wir bestimmte Elemente der Buchvorlage jetzt mit eingebaut haben, die sehr bedeutend sind. Dazu gehört die Geschichte um Thalia den Baum und ihren Einfluss auf Percy, die Prophezeiung die für ihn die Richtung vorgibt und auch die Figur Kronos, die eigentlich in allen Büchern auftaucht, im ersten Film aber noch nicht mit dabei war.

Chris Columbus ist als ausführender Produzent weiterhin mit an Bord, wie stark hat er sich bei diesem Film eingebracht und war Dir das dann überhaupt immer recht?

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Regisseur Thor Freudenthal mit seinen beiden Hauptdarstellern. 

Ich fand Chris unglaublich hilfreich. Er war im Grunde sehr zurückhaltend, aber wenn es nötig war hat er sich eingesetzt und dafür gekämpft, dass ich die Mittel für bestimmte Szenen bekommen habe. Nach dem Motto „Chris braucht dafür noch das und das, also gebt es ihm gefälligst“. Ansonsten weiß er aber ja genau wie ein Regisseur sich fühlt und hält sich daher aus dem Tagesgeschäft raus.

„Percy Jackson“ fehlt ganz klar die Düsternis und Ernsthaftigkeit, die viele aktuelle Fantasygeschichten kennzeichnet. Ist Dir das ganz recht oder dürfte es ruhig etwas „heftiger“ zugehen?

Man muss einfach ganz klar sehen, dass sich diese Reihe schon an eine bestimmte Zielgruppe von Kindern und Jugendlichen richtet und man der auch gerecht werden sollte. Daher ist es ganz logisch und folgerichtig, dass der Gewaltfaktor entsprechend zurückgeschraubt wird, so kam etwa  „Blut“ für mich nicht in Frage. Zwar geht es  auch durchaus um ernsthafte Themen wie den Tod, aber insgesamt bekommt unser Film sicher nicht ohne Grund eine Freigabe ab 12 Jahren und so sollte das hier auch sein..   


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