Filmszene-Special: Interview mit "Get on Up" - Hauptdarsteller Chadwick Boseman

von Volker Robrahn / 9. Oktober 2014

boseman 0Filmszene: Chadwick, was war Ihre erste Begegnung mit der Musik von James Brown?

Chadwick Boseman: Da gibt es keinen speziellen Moment, denn die Musik von James Brown war in meiner Familie bei vielen Zusammentreffen irgendwie immer gegenwärtig und sie ist mir auch als Sample in vielen Rap-Songs begegnet.  Diese Musik gehört sozusagen zum Soundtrack meines Lebens dazu. Zusammen mit meiner Mutter habe ich aber besonders oft und gerne „It’s a Man’s  World“ gehört.

Wobei seine Musik ja keinesfalls nur in der schwarzen Community gehört wurde.

Das stimmt, denn schon in den sechziger Jahren war ihm eigentlich der Sprung zum Crossover ins breite Publikum gelungen – jeder kannte den Namen James Brown und sehr viele haben seine Musik gehört. Oder wie er es gesagt hätte: „Es gibt nur zwei echte Stars und nur zwei bedeutende Frisuren auf der Welt – meine und die von Elvis“. Und weil das irgendwo tatsächlich so war, ist es natürlich eine immense Aufgabe ihn nun in einem Spielfilm darzustellen. Meine Schwester hat sofort gesagt: „Das kannst Du nicht machen, wie um alles in der Welt willst Du denn James Brown spielen?“ Und obwohl ich natürlich von Anfang an wusste, dass ich sehr, sehr hart an dieser Rolle arbeiten werde, konnte man im Vorwege nicht wissen ob und wie es dann funktionieren würde.

boseman 1Mit „Get on Up“ ist es jetzt das zweite Mal in Folge, dass Sie eine echte amerikanische Legende verkörpern, denn zuvor spielten sie im Film „42“ Jackie Robinson, den ersten schwarzen Baseballspieler in der höchsten Profiliga. Wie groß ist da der Respekt wenn es um solche Ikonen geht? Empfindet man da vielleicht auch mal so etwas wie Angst?

Nein, „Angst“ in dem Sinne ist es nicht. Es ist aber schon ein wenig merkwürdig, denn bevor man mir diese beiden Rollen konkret anbot, hätte ich es gedanklich überhaupt nicht für möglich gehalten diese historischen Personen jemals darzustellen. Als sich dann die Gelegenheit ergab, habe ich jedoch sofort angefangen wie ein Löwe um diese Rollen zu kämpfen. Nachdem ich dann bei „42“ wohl recht erfolgreich war, wollte ich eigentlich als Nächstes eine etwas sicherere Sache angehen. Weil das vielleicht etwas weniger Druck mit sich bringt und auch weil ich natürlich nicht den Stempel verpasst bekommen möchte wo es dann heißt „das ist der Typ, der ständig nur Biopics macht.“ Mir kam es jedenfalls zunächst nicht als die cleverste Idee vor, als nächstes dann gleich jemanden wie James Brown zu spielen – trotzdem konnte ich aber letztendlich doch nicht widerstehen und die Herausforderung  vorbeistreichen lassen, ich musste mich dem schon von meinem Selbstverständnis als Schauspieler her einfach stellen.

Und was hätte der echte James Brown nun wohl zu Ihrer Performance gesagt?

Er hätte vermutlich sowas gesagt wie „gar nicht übel Kleiner, aber natürlich kein Vergleich zum Original“. (lacht) Im Ernst, ich hoffe natürlich er hätte meine Leistung respektiert und wäre vielleicht sogar ein wenig stolz gewesen. Aber das kann ich nicht wissen, ich muss mich da eher an die Reaktionen von seinen Freunden und Familienmitgliedern halten und die waren erfreulicherweise alle sehr freundlich und positiv.

Wie schwierig und anspruchsvoll waren vor allem die vielen Tanzszenen für den Film?

Wir haben ja keine eigene, neue Choreographie für den Film inszeniert sondern uns da komplett an die originalen Vorgaben gehalten, für die wir viele alte Videos oder auch DVDs angeschaut haben. Auch die Sprache, der Wortschatz den die Figur benutzt ist original James Brown-Sprache. Das waren dann die Sachen die ich mir Stück für Stück aneignen musste und das hat seine Zeit gedauert, ist aber letztlich eben nun mal mein Job.

boseman 2Wobei Sie ja nicht selbst gesungen haben.

Ich habe bei den Dreharbeiten schon gesungen, denn sonst hätte man die Szenen kaum überzeugend rüberbringen können. Aber es ist die Musik von James Brown, die wir den Leute zeigen und nahebringen wollen, das ist die Musik die sie hören wollen oder sich vielleicht dann nach dem Film kaufen gehen. Und deshalb  musste es ganz einfach seine Originalstimme sein, die dann bei den Musikszenen im Film am Ende meistens zu hören ist. Die Sprechstimme war dagegen eine ganz eigene Herausforderung, da die richtige Höhe zu finden und das auch noch zu sehr unterschiedlichen Zeiten in seinem Leben. Gerade das hat aber auch eine Menge Spaß gemacht.

Weshalb es auch ein Jammer ist, dass das Publikum hier diese außerordentliche Stimmen-Arbeit gar nicht zu hören bekommen wird, zumindest dann nicht wenn es den Film auf Deutsch schaut.

Aber mich würde es dafür wirklich sehr interessieren, wie es sich in Eurer Sprache anhört. Doch, diese deutsch synchronisierte Fassung würde ich mir wirklich sehr gerne mal anschauen. Das wäre sicher ein ganz besonderes Erlebnis!


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