
Jessica
Shepard (Ashley Judd) wurde gerade erst zum Inspektor befördert
und bekommt auch schon ihren ersten großen Fall zugewiesen.
Doch der bekommt einen dramatischen Beigeschmack, als Jessica erkennt,
dass sie mit dem Mordopfer vor einigen Wochen eine kurze Affäre
hatte. Von den Kollegen sowieso noch nicht so ganz akzeptiert, bemüht
sich die junge Polizistin trotzdem möglichst unbeeindruckt
ihren Job zu machen. Als jedoch ein zweiter Mord geschieht und alles
nach einem Serienkiller aussieht, spitzt sich die Situation zu -
denn auch mit diesem Toten hatte Jessica einmal eine Beziehung.
Da der Täter ganz offensichtlich aus ihrem eigenem Umfeld stammt,
erscheinen gleich mehrere Personen verdächtig: Beispielsweise
ihr neuer Kollege Delmarco (Andy Garcia), der sich manchmal recht
merkwürdig verhält oder auch ihr Exfreund, der aus dem
Polizeidienst entlassen wurde und ihr weiterhin nachstellt. Irgendwann
glaubt die zu Betäubungsmitteln greifende Jessica schließlich
sogar daran, vielleicht selbst für die Morde verantwortlich
zu sein. Lediglich ihr väterlicher Mentor, der Police Commissioner
(Samuel L. Jackson) vertraut der Ermittlerin auch weiterhin und
unterstützt sie nach Kräften.
Ganz
schön "Twisted" dieses Karussell der Verdächtigen,
und der Zuschauer hat keinen Schimmer, wer wohl letztendlich der
psychopathische Bösewicht ist? Eine der offensichtlichen zwielichtigen
Gestalten oder etwa - Schock, Schluck, Überraschung - vielleicht
doch der brave Biedermann, den niemand auch nur ansatzweise verdächtigt?
Nein, die schlussendliche Auflösung dieser Schauermär
riecht man schon zehn Meilen gegen den Wind und nur ein in dieser
Hinsicht nahezu jungfräulicher Zuschauer öffnet vor Erstaunen
den Mund, als der Schurke schließlich die Maske fallen lässt.
Alle anderen fragen sich nur, wann den nun endlich auch die Hauptfigur
das Offensichtliche erkennt und weiß natürlich, dass
dies gerade noch rechtzeitig geschehen wird um dem eigenen Tod im
letzten Moment von der Schippe zu springen.
Alle vorherigen "subtilen" Andeutungen im Bezug auf die
tragische Familiengeschichte der Jessica Sheppard (ihr Vater erschoss
angeblich seine Frau und dann sich selbst) werden dagegen konsequent
ignoriert, obwohl in ihnen auch der Schlüssel für die
neue Verbrechensserie steckt. Die Motivation und Begründung
für die Tat bleibt dabei selbst bei mildernden Umständen
für "Psychopathendenkweise" kaum nachvollziehbar.
Denn Sinn macht das alles nicht und Regisseur Philip Kaufman hat
daher wohl auch schon während der Dreharbeiten das Interesse
an seinem Film verloren.
Dabei kann der Mann doch eigentlich was, man denke nur an so unterschiedliche
Semiklassiker wie "Die unerträgliche Leichtigkeit des
Seins" und sein gelungenes Remake von "Die Körperfresser
kommen". Doch gegen dieses Drehbuch hat er keine Chance und
spult den Thriller von der Stange dann auch entsprechend desinteressiert
herunter. Etwas boshaft könnte man sogar vermuten, dass Kaufman
seinen Film bewusst so viel im schummerigen Dunkel spielen lässt,
um bei dem gebotenen Unsinn selbst nicht so genau hinsehen zu müssen.
Auch
der für Ashley Judd kreierte Charakter der traumatisierten
Polizistin kann nicht so recht überzeugen. Unfähig zu
richtigen Bindungen gibt sich diese als extrem freizügig mit
einem enormen Verschleiß an Sexualpartnern und Drogenproblemen.
Warum ausgerechnet sie befördert und als geeignet für
die höhere Laufbahn angesehen wird bleibt zumindest zweifelhaft,
warum sie nach gleich zwei Morden, in die sich offensichtlich persönlich
involviert zu sein scheint, dann immer noch an dem Fall nach eigenem
Gutdünken weiterarbeiten darf, ist dagegen komplett unverständlich
und nur mit der konstruierten Dramaturgie zu erklären.
Frau Judd dreht nun schon seit Jahren einen ähnlich gestrickten
Thriller nach dem Anderen und nach "Kiss the Girls", "Doppelmord"
und "High Crimes" bildet "Twisted" nun den bisherigen
Tiefpunkt der in ihrem Ausdrucksvermögen ohnehin limitierten
Schauspielerin. Zu Recht wurde der Film daher auch dieses Mal vom
amerikanischen Publikum ignoriert, der fast zeitgleich angelaufene
"Taking Lives" mit Angelina
Jolie ist da glatte zwei Stufen besser. "Twisted" dagegen
erweist sich als ein völlig ideen- und lieblos heruntergekurbeltes,
mittelschweres Desaster.
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