Out of Time - Sein Gegner ist die Zeit

Originaltitel
Out of Time
Land
Jahr
2003
Laufzeit
107 min
Genre
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Simon Staake / 2. Juni 2010

Eigentlich darf man über "Out of Time" gar nicht zuviel verraten, denn auch nur einen Teil der aberwitzig vielen Plotwendungen vorwegzunehmen, hieße, den Spaß zu versauen. Deshalb also nur soviel: Matt Whitlock (Denzel Washington) ist der Polizeichef des kleinen Provinznests Bahamas Key in Florida. Die Ehe mit Kollegin Alex (Eva Mendes) steht kurz vor der Scheidung, weswegen der gute Matt eine Affäre mit seinem High School Sweetheart Ann Harrison (Sanaa Lathan) beginnt. Deren brutalem, eifersüchtigem Ehemann Chris (Dean Cain) ist allerdings eher auszuweichen. All diese Personen werden Hauptfiguren in einer Intrige, in dessen Verlauf Matt plötzlich als Mordverdächtiger dasteht - wenn es ihm nicht gelingt, sämtliches belastendes Material gegen ihn selbst verschwinden zu lassen und gleichzeitig den Fall zu lösen. Also ist Matt gefangen zwischen den Rollen als Jäger und Gejagtem, und seine Noch-Frau lässt ihm mit ihren Ermittlungen keine Minute zum Verschnaufen. Je mehr Zeit verrinnt, desto enger zieht sich die Schlinge um Whitlock. Ihm geht tatsächlich die Zeit aus ....

Natürlich erfinden Autor Dave Collard und Regisseur Carl Franklin ("One False Move") mit "Out of Time" den Thriller nicht gerade neu, aber sie liefern einen kleinen aber feinen Beitrag zum Genre ab, der vor allem eins tut: Spaß machen. Zwar ist "Out of Time" mit seinen limitierten Ambitionen nicht dazu angetan, dem Zuschauer jahrelang im Gedächtnis zu bleiben, aber die simple Vorgabe, sein Publikum exzellent zu unterhalten, erfüllt dieser kleine Neo-Noir vorzüglich. Größte Trümpfe dabei: Eine stilsichere Inszenierung, ein gerütteltes Maß an Humor und vor allem - dem Titel entsprechend - ein nach langsamer Einführung stark angezogenes Tempo. Denn dadurch, dass Matt Whitlock ständig in letzter Sekunde seinen Kollegen entwischen muss, um gleichzeitig zu versuchen, den Fall aufzulösen, wird der Film zu keinem Moment langweilig.

Ja, die Poltwendungen sind vielleicht ein bisschen viel des Guten. Ja, die Grenzen der Glaubwürdigkeit werden zum Teil extrem übertreten. Ja, einige "Zufälle" sind schon extrem bequem für die Macher der Geschichte. Nein, so richtig schlüssig ist das alles nicht. Aber darum geht's auch gar nicht. Es geht eher darum, wie man eine mit gewagten Plotwendungen und absurden Zufällen gepfefferte Geschichte stilvoll und elegant erzählt wie damals "Wild Things", an den man schon wegen des gleichen schwülen Florida-Settings denken muss. Und das tut "Out of Time" auf alle Fälle. Zumal der Film die vollgestopfte Handlung aus einigen seiner Noir-Vorbilder übernommen hat und damit gar nicht sooo abwegig ist. Oder zwar abwegig, aber in guter Gesellschaft.

Als klassischer, von einer Femme Fatale verführter Noir-Held ist Denzel Washington hier wieder mal als Sympathikus unterwegs. Hätte man ja auch nicht gedacht, dass er nach seiner Bad Boy-Tour de Force in "Training Day" nochmals ernsthaft an seinem Gutmenschen-Image kratzt. Und so ist seine Figur zwar faktisch sehr wohl ein Verbrecher, aber eben ein sympathischer, wohlmeinender und damit der Vergebung würdiger. Allerdings wäre die Konstellation noch spannender gewesen, wenn Frau und Jägerin Alex nicht gar so vergebungswillig aufträte. Sei's drum - "Out of Time" macht gerade im Vergleich zu so manch hochgezüchtetem Actionvehikel Marke "Hauptsache, es knallt" so richtig Laune - wozu vor allem auch die Kommentare von Whitlocks Kumpel Chae beitragen. Schön, dass man mit John Billingsley (auch bekannt als außerirdischer Schiffsarzt im neuesten Star Trek-Ableger "Enterprise") jemanden gefunden hat, der in seiner Rolle als comic relief sidekick wirklich witzig ist.

"Out of Time" ist perfektes Kino-Fast Food. Nicht langlebig, aber kurzweilig, und nicht nur dank tropischem Handlungsort für einen grauen Spätwintertag genau das Richtige.

Bilder: Copyright

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