Männerzirkus

Originaltitel
Someone like you
Land
Jahr
2001
Laufzeit
97 min
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Frank-Michael Helmke / 5. März 2011

Männer sind wie Kühe. Das ist die simple Erklärung, mit der sich Jane Goodale (Ashley Judd) den wankelmütigen Geist ihres letzten Lovers erklärt. Als Gäste-Rekrutierer für eine Talkshow ist

Ein Bild aus glücklichen Tagen: Jane (Ashley Judd)
und Ray (Greg Kinnear) beim Shoppen.

Jane nicht nur erfolgreich und gewitzt, sondern auch jung und gutaussehend. Das gefällt auch dem neuen Produzenten Ray Brown (Greg Kinnear), der Jane bald all die Gefühle entgegenbringt, von denen eine heiratswillige Frau Anfang Dreißig so träumt. Doch zu früh gefreut: Kurz vor dem Einzug in die gemeinsame Wohnung kriegt Ray kalte Füße und macht einen Rückzieher. Schwer paralysiert und ohne festen Wohnsitz sieht sich Jane gezwungen, das zweite Schlafzimmer ihres Regisseurs Eddie (Hugh Jackman) anzumieten, einem Womanizer aller erster Güte. Mit so einem Studienobjekt vor Augen und angeheizt von einem Zeitungsartikel stößt Jane auf die einfache Wahrheit: Die "New Cow Theory". So wie ein Zuchtbulle niemals die selbe Kuh zweimal deckt, braucht auch ein Mann stetig Frischfleisch. Für ihre Freundin Liz (Marisa Tomei), Redakteurin bei einem Männermagazin, schreibt Jane unter Pseudonym einen Artikel über ihre Erkenntnisse - und steigt völlig unvorbereitet zum neuen Star am Sexualtherapeuten-Himmel auf. Und das alles nur wegen ein bisschen Beziehungsfrust.

Zugegeben, die Erkenntnis, dass männliche Exemplare der meisten Spezies genetisch dazu neigen, ihr Erbgut auf möglichst viele weibliche Trägerinnen zu verteilen, ist nicht sonderlich neu,

Kein Bock auf Macho: Jane wird von dem Aufreißer
Eddie (Hugh Jackman) zu getextet.

und darum eine ganze RomCom zu schneidern kann leicht schief gehen. Doch "Männerzirkus" entgeht (trotz des plump doofen deutschen Titels) gekonnt dieser Falle, einerseits durch die nette und amüsante Verpackung der "Das Tier im Mann"-Metapher in die "New Cow Theory", andererseits durch genau jenen Schuss erfrischende Ehrlichkeit, der eine RomCom vor dem Abrutschen in die Abgründe des Kitsches bewahrt.
Während bei Schablonen-Schund á la "Wedding Planner" der ganze Film so gekünstelt und unecht erscheint wie eine dreistöckige Hochzeitstorte mit rosa Zuckerguss, überzeugt "Männerzirkus" mit clever konstruierten Figuren, denen man zwar nicht gerade Tiefgang attestieren mag, aber zumindest eine deutliche Nähe zu richtigen Menschen: Geschickt verstrickt Autorin Elizabeth Chandler verschiedene Charakteristika aus der Abteilung "Jung & erfolgreich" mit Versatzstücken typisch alltäglicher Beziehungsproblemchen und deren Bewältigung mit

Typisch No-Smoking-America: Marisa Tomei
gönnt sich eine Fluppe am offenen Fenster.

Arbeitskollegen an der Kaffeemaschine und der besten Freundin in der Mittagspause. Das passt zusammen, hat kurzweiligen Witz und vermittelt das seltene Gefühl, mal ausnahmsweise von einer RomCom nicht völlig verarscht zu werden. Deutliches Indiz dafür: Zwar ahnt der erfahrene Zuschauer auch hier, wer am Ende in wessen Armen landet, aber zumindest ist bis fünf Minuten vor Schluss immer noch unklar, wie das jetzt eigentlich ablaufen soll.
Dank dafür gilt auch Regisseur Tony Goldwyn, der den netten Eigenheiten seiner Figuren vertraut, den billigen Slapstick-Humor der typischen Mittelklasse-RomCom meidet wie der Teufel das Weihwasser, und seinen Film so nicht nur stimmig hält, sondern auch ein grandioses Gefühl für Takt und Tempo beweist: Keine Szene wirkt verschenkt, jede Einstellung sitzt perfekt am richtigen Platz, hier passt alles.

Frisch aus dem Bräunungsstudio: Ellen Barkin
als eigenwillige Talkshow-Moderatorin.

Hinzu kommt ein Ensemble, mit dem ohnehin schwerlich was falsch gemacht werden kann: Greg Kinnear ist zwar etwas einseitig abonniert auf die Rolle des Verführers mit dem schönen Schein, passt da aber auch perfekt rein. "X-Men"-Newcomer Hugh Jackman kann als Aufreißer vom Dienst weiter seine herbe Männlichkeit spielen lassen, erweist sich aber gleichwohl in der Lage, die unter der Oberfläche schlummernden Gefühle betont leise zu transportieren. Ashley Judd und Marisa Tomei sind ohnehin auf so unschlagbare Weise charmant und begabt, dass jeder ihrer Auftritte für ein vorfreudiges Lächeln sorgt. Und Ellen Barkin schießt als durchgeknallte Talkshow-Chefin mit Asi-Toaster-Bräune den Vogel ab.

Natürlich ist auch "Männerzirkus" nicht frei von Heucheleien, die kommen allerdings spät genug, als dass die sympathische Geschichte den Boden für Akzeptanz längst fruchtbar gemacht hat. Da hat die Romantik voll gezündet, und wenn für die gebeutelte Jane dann doch noch das Glück kommt, freut man sich im Kinosessel aus vollem Herzen mit und geht mit einem beseelten Lächeln nach Hause. So muss eine RomCom sein, dann klappt's auch mit'm Nachbarn.


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