Mann, wer hat Peter Sellers als Kind nicht gemocht? Gut, man wusste zu dem Zeitpunkt nicht, wer Peter Sellers ist, aber die Filme der "Der rosarote Panther"-Filmreihe um den schusseligen Inspektor Clouseau gehören zur festen TV-Sozialisation eines jeden Filmguckers der vor der Einführung des Privatfernsehens geboren wurde. Oft genug liefen sie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, um einen in jungen Jahren mit ihrem Slapstick zu unterhalten. Später, im differenzierungsfähigeren Alter konnte man dann Stanley Kubricks schwarzhumorigen Geniestreich "Dr. Seltsam" oder Hal Ashbys New Hollywood-Klassiker "Willkommen, Mr. Chance" genießen. Trotzdem ist Sellers als Privatperson anders als in seiner britischen Heimat hierzulande recht unbekannt. Da ist es doch eigentlich toll, dass ein Biopic wie "The Life and Death of Peter Sellers" die Stationen von Sellers' Karriere nachzeichnet, sowohl die privaten als auch beruflichen. Von Sellers' Anfängen in der legendären "The Goon"-Radioshow über die James Bond-Parodie "Casino Royale" bis hin zu seinem letzten Film, eben jenem "Willkommen, Mr. Chance" wird sporadisch seine Karriere gezeigt, auch wenn sich der Film mehr für Sellers' Privatleben interessiert und dort eher seine seelischen Abgründe zeigt. Was eigentlich kurzweilige und lehrreiche Unterhaltung garantieren sollte, aber diesen Anspruch kann "The Life and Death of Peter Sellers" leider nicht einlösen.
An Geoffrey Rush liegt es nicht. Denn trotz nicht unbedingt atemberaubender Ähnlichkeit mit Sellers gelingt es dem Australier, die Leinwand-Legende recht beeindruckend zum Leben zu erwecken. Überhaupt ist das Casting einer der stärksten Punkte dieses doch enttäuschenden Films, denn Emily Watson als Sellers' erste Frau, Charlize Theron als Ehefrau Nummer Zwei, die 60er Super-Blondine Britt Ekland, und vor allem John Lithgow als Regisseur Blake Edwards können überzeugen - letzterer trotz der schlechten Perücke, die sie ihm übergestülpt haben.
Aber "The Life and Death of Peter Sellers" nimmt - ausgehend von Sellers-Aussagen wie "If you ask me to play myself, I will not know what to do. I do not know who or what I am" - einen zu simplen Weg zur Beleuchtung von Sellers' Persönlichkeit. Denn ob der Unsicherheit von Sellers selbst über seinen Charakter bleibt auch dieser Film unsicher - und nimmt dann recht abgehangene Klischees über den Clown, der innerlich lieber weinen würde, und den auf der Leinwand witzigen Künstler, dessen Privatleben ein reines Katastrophengebiet ist. Das mag ja alles sogar zutreffen, schließlich gibt es genug Berichte über Sellers' Versagen als Ehemann und Vater, seine legendären und oft kindischen Wutanfälle, die wohl alles überlagernde Selbstsucht eines Unverstandenen. Aber für spannende Unterhaltung sorgt das alles leider nicht.
Wie wenig involvierend "The Life and Death of Peter Sellers" ist, sieht man dann letztendlich auch daran, welche Szenen in dem durch die episodische Struktur ohnehin recht ziellos wirkenden Film die gelungensten sind. Denn während einen die immer berechenbareren privaten Ausfälle Sellers' seltsam kalt lassen, so freut man sich am meisten über die Film im Film-Szenen. Wie Rush als Sellers Dr. Seltsam wiederauferstehen lässt oder sich recht apathisch durch die vierte "Pink Panther"-Fortsetzung schiebt, da freut sich der Filmfreund. Wie auch die gerade in diesen Szenen gute Ausstattung erfreuen kann.
Dennoch hilft dies nicht bei der Tatsache, dass einen dieser Film immer auf Distanz hält und man kaum ein Interesse an seiner unsympathischen Hauptfigur aufbaut. Der seltsamste Einfall des Films - Rush tritt in Sequenzen aus dem Film hervor und hält kleine Monologe über Sellers im Charakter (und Make-Up) seiner Freunde und Familie - ist eher irritierend als überzeugend und distanziert den Zuschauer noch mehr. Und so rauscht Sellers' Leben in ziemlich vorhersagbaren Bahnen an einem vorbei, bis hin zum dann doch seltsam anrührenden Ende. Denn nach einer fast komplett verschenkten ersten Stunde findet der Film zumindest in seiner zweiten Hälfte einen vernünftigen Rhythmus, und einige Szenen (besonders die Schlussszene) hinterlassen einen wirklichen Eindruck.
Dennoch können diese späteren kleinen Freuden nicht aufwiegen, dass dieser Film eine verpasste Chance ist, dessen doch recht simple Psychologie auch gerade im Schluss zu sehr in den Vordergrund gestellt wird: Sellers will unbedingt Mr. Chance, den Mann ohne Persönlichkeit spielen, weil er selbst ein Mann ohne Persönlichkeit ist, eine verlorene Seele im ewigen Rollenspiel. Vielleicht fände man diese These auch überzeugender, wenn sie nicht so schon komplett im deutlich besseren "Der Mondmann" verwendet worden wäre. Oder wenn diese These, so wie hier, wohl eher als Entschuldigung dafür herhalten soll, dass man außer den üblichen Klischees vom von der herrischen Mutter zum Star gepushten, exzentrischen, gequälten Künstler sich wenig Mühe mit der Ergründung von Sellers' Persönlichkeit gemacht hat. Denn so hat "The Life and Death of Peter Sellers" wenig zu sagen, was nicht schon anderswo besser gesagt wurde. Und so bleibt dieser Film ein immer ansehbares, aber nur selten berückendes Biopic, das auf der Suche nach der vermuteten Leere in ihrer Hauptfigur selber leer und leblos bleibt.
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