Chuck Barris ist einer der bekanntesten Fernsehmacher der USA und das nicht nur, weil er in den sechziger Jahren diverse Spielshows entwarf und moderierte, die in der ganzen Welt berühmt werden sollten, wie zum Beispiel "The Dating Game" (bei uns als "Herzblatt" bekannt) oder "The Gong Show", sondern auch weil er in seiner "unautorisierten Autobiografie" gestand, in all der Zeit neben seiner Fernsehkarriere für die CIA tätig gewesen zu sein und über 30 Menschen getötet zu haben. Von diesen unglaublichen "Geständnissen" handelt die erste Regiearbeit George Clooneys, dessen Vater damals mit der "Nick Clooney Show" selber eine bekannte Fernsehgröße war. Als junger Mann ist Chuck (überzeugend gespielt von dem noch relativ unbekannten Sam Rockwell) ein liebenswerter Loser, der seine Ambitionen im Showbusiness Fuß zu fassen vornehmlich daher bezieht, um bei den Frauen besser landen zu können. Tatsächlich hat er mit der Zeit einige kleinere Erfolgserlebnisse, wie zum Beispiel einen Top-Five-Hit ("Palisades Park") in den amerikanischen Pop-Charts Anfang der sechziger Jahre, und auch mit den Frauen läuft es besser: So lernt er seine spätere Frau Penny (Drew Barrymore) kennen; doch die Initialzündung zur großen Karriere will sich einfach noch nicht einstellen. Eines Tages spricht ihn der geheimnisvolle und allwissend scheinende "Mr. Byrd" (George Clooney) an und versucht ihn für Geheimdiensttätigkeiten zu gewinnen.
Gleichsam wie bei der Versuchung Jesu durch den Teufel, zeigt er ihm einen anderen, einen dunkleren Weg, den er gehen kann. Chuck widersteht der Versuchung allerdings nicht, sondern willigt ein und beginnt ein extremes Doppelleben. Auf der einen Seite wird er zum erfolgreichen TV-Produzenten und Moderator, auf der anderen erledigt er als Agent Auftragsmorde - und dies nicht selten dann, wenn er die Gewinner seiner Show auf ihrer Reise ins Ausland begleitet. Die äußerst skurrile Handlung wird immer wieder durch kurze Statements von Zeitzeugen und Originalaufnahmen der Spielshows unterbrochen und gibt dem Ganzen einen ungewöhnlichen, halbdokumentarischen Charakter. Und "ungewöhnlich" ist wohl auch das Prädikat, welches Drehbuchautor Charlie Kaufman zusteht, der es schon mit "Being John Malkovich" und "Adaption" verstand, das Publikum zu verwirren und die normalen Sehgewohnheiten auf den Kopf zu stellen. Dies ist sicherlich nicht jedermanns Sache und so wird auch dieser Film polarisieren.
Jedenfalls bauen Barris' Buchvorlage, Kaufmans Drehbuch-Adaption und Clooneys gelungenes Regiedebüt hervorragend aufeinander auf. Das äußerst sehenswerte Ergebnis bietet unkonventionelle Kameraeinstellungen, Szenen in denen verschiedene Schauplätze gleichsam auf einer Bühne miteinander verschmelzen, geschickt verwendeten Symbolismus, karikierte Momente mit viel Humor, hervorragende Hauptdarsteller und nicht zuletzt sehenswerte Cameo-Auftritte (Brad Pitt und Matt Damon als Showkandidaten!). Und über allem schwebt weiterhin die Frage: was ist nun wahr und was ist reine Fiktion? |
|||
Neuen Kommentar hinzufügen