5 Stand-Up-Tipps in der Corona-Krise

von Moritz Hoppe / 12. April 2020

Ein weiterer Beitrag, um der angespannten Corona-Stimmung entgegenzuwirken – diesmal geradezu im wörtlichen Sinne. Denn nicht nur Serien und Filme stehen über die großen Streaming-Anbieter zum Home-Entertainment zur Verfügung, auch hat durch das vermehrte Streaming-Angebot die Stand-Up-Branche in den letzten Jahren medial einen regelrechten Aufschwung erfahren. So lassen sich auf Netflix & Co. Unmengen an Stand-Up-Specials finden, die großen und kleinen Künstlern eine Bühne bieten.

Wir haben euch fünf Stand-Up-Tipps rausgesucht, die man sich in diesen Tagen nicht entgehen lassen sollte.

Marc Maron - „End Times Fun“ (2020)

Marc Maron dürfte vielen über ein anderes Medium bekannt sein: Der 56-jährige Amerikaner ist seit Jahren eine feste Podcast-Größe. In seinem „WTF with Marc Maron“-Podcast interviewt Maron zweimal wöchentlich Hollywood-Stars, Politiker, Musiker und Sportler – und das alles von seiner heimischen Garage aus. So konnte er bereits Barack Obama in den eigenen vier Wänden für eine Podcast-Episode begrüßen. Und auch in der Comedy-Branche ist Maron kein unbeschriebenes Blatt: In seiner eigenproduzierten Comedyserie „Maron“ spielte er sich jahrelang selbst, ehe er 2017 eine tragende Rolle in der Netflix-Serie "GLOW" zugeteilt bekam.

Mit seinem 2020 erschienenen Stand-Up-Special „End Times Fun“ beweist Maron einmal mehr, welche Comedy-Fähigkeiten in ihm stecken. So philosophiert Maron über Religionen, Donald Trump sowie den bevorstehenden Weltuntergang. Und das lange bevor COVID-19 die Welt in einen Ausnahmezustand versetzte – makaber-perfektes Timing.

Daniel Sloss - „Live Shows“ (2018)

Der nächste Tipp darf als eine Art Double Feature verstanden werden. Das zweiteilige Stand-Up-Special „Daniel Sloss: Live Shows“ des 29-jährigen hat so ziemlich alles zu bieten, was moderne Comedy auszeichnet und gilt (leider noch immer) als Geheimtipp. Zwar konnte Sloss in den USA durch diverse Auftritte bei Conan O’Brien bereits etwas Aufmerksamkeit auf sich ziehen, hierzulande jedoch dürfte er für die meisten ein noch unbekannter Name sein. Das durchdachte, schwarzhumorige und selbstreflexive Stand-Up-Special thematisiert unter anderem Behinderungen, Beziehungsmuster sowie die amerikanische (und schottische) Lebensart.

Das Besondere dabei ist die Art und Weise, mit der Sloss diese Themen behandelt: Die Comedy wirkt nie aufgesetzt oder erzwungen, sondern entsteht voll und ganz aus der eigenen Lebensrealität. So wird jedes noch so sensible Thema aufgegriffen und humoristisch abgehandelt, Grenzen gibt es bei dem 29-jährigen Schotten keine. Daniel Sloss zeigt unglaublich pointiert und wortgewandt, in welch engem Verhältnis Leid und Humor zueinander stehen, was abermals verdeutlicht, wie philosophisch Stand-Up-Comedy sein kann. Humor als Bewältigungsstrategie, Kommunikationsmittel und Therapiewerkzeug - ein unbedingtes Must-See!

Iliza Shlesinger - „Elder Millenial“ (2018)

Iliza Shlesinger bedient mit ihrem 2018 erschienenen Stand-Up-Special „Elder Millenial“ auf den ersten Blick zwar das altbekannte und binäre Comedy-Thema der Beziehung zwischen Mann und Frau, trotz allem sollte „Elder Millenial“ auf keiner Watchlist fehlen. Nicht nur, weil dieses Thema zumeist aus einer männlichen Perspektive heraus betrachtet wird. Shlesinger nutzt diese Stereotype auch, um gesellschaftsrelevante Schlussfolgerungen zu ziehen: So bricht sie mit weiblichen Hollywood-Archetypen und geschlechtsspezifischen Verhaltensmustern, diskutiert die Bedeutung der Kleidungswahl und hinterfragt männlichen Chauvinismus. „Elder Millenial“ ist moderne, unterhaltsame Stand-Up-Comedy mit feministischen Ansichten und hoher inhaltlicher Relevanz.

Judah Friedlander - "America is the Greatest Country in the United States" (2017)

In seinem Stand-Up-Programm „America Is the Greatest Country in the United States“ erklärt Judah Friedlander, was Amerika von all den anderen Ländern abhebt – ganz zufällig in dem Jahr, in dem Donald Trump sein Amt als 45. Präsident der Vereinigten Staaten angetreten hat. Neben dem klar selbstironischen Ansatz begeistert Friedlander vor allem durch seine Improvisationskünste und die permanente Einbindung des Publikums. Intellektuellen Hochgenuss sollte man nicht erwarten, vielmehr wirkt es so, als würde Friedlander knappe 90 Minuten ungefiltert erzählen, was ihm gerade spontan durch den Kopf schwirrt. Das erzeugt nicht nur eine fast schon familiäre Atmosphäre, sondern besitzt auch einen ungemeinen Unterhaltungswert.

Hannah Gadsby - "Nanette" (2018)

Zu guter Letzt darf natürlich nicht das vermutlich wichtigste Stand-Up-Special der letzten Jahre fehlen: Hannah Gadsbys „Nanette“ ist bei weitem kein Geheimtipp mehr, dennoch kann und sollte der einzigartige Auftritt der australischen Entertainerin nicht oft genug Erwähnung finden. Die Comedy-Branche ist männerdominiert, weibliche Comedians haben in der öffentlichen Wahrnehmung einen schweren Stand. Umso wichtiger ist es, dass Frauen wie Hannah Gadsby eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass Humor komplex, divers und vielschichtig ist.

In ihrem beeindruckend persönlichen und ergreifenden Stand-Up-Special thematisiert Gadsby toxische Männlichkeit, die fragwürdige Verehrung bekannter Künstler, die Aufgaben und Wirkungsweisen von Comedy und allen voran ihre eigene Lebensgeschichte als lesbische Frau in einer maskulinen, respektlosen Welt. Witzig, wütend, emotional – Hannah Gadsby zeigt unfassbar ehrlich und kraftvoll auf, wie tief Sexismus gesellschaftlich verankert ist und welche Relevanz ihre Geschichte für die junge, heranwachsende Generation hat. Ein absolutes Stand-Up-Erlebnis!

Bilder: Copyright

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