Der Film „Battleship“ ist einer der seltenen Fälle, in denen eine derartige Großproduktion erst mehrere Wochen nach dem Start in Europa in die amerikanischen Kinos kommt. Auch dem deutschen Markt wird dabei große Beachtung geschenkt, mit Presseterminen in gleich drei deutschen Städten. So kam es also dazu, dass sich Hauptdarsteller und Regisseur des Films auch vor passender maritimer Kulisse am Hamburger Hafen einfanden und mit Filmszene über die sehr freie Adaption des Spiels „Schiffe versenken“ sprachen.
Filmszene: Peter, ist es richtig, dass sie eine gewisse Faszination für das Militärische hegen?
Peter Berg: Ich stehe der Navy zwar sehr positiv gegenüber und haben eine Menge gute Bekannte dort. Aber die Faszination besteht für mich weniger aus dem was die Armee repräsentiert sondern aus den versciedenen Schlachtschiffen, Zerstörern und so weiter. Wie diese gebaut sind und funktionieren ist etwas womit ich mich schon lange sehr detailliert beschäftige und das wollte ich gerne mal auf Leinwand bringen.
Weil man es dort heutzutage eher selten sieht?
Jedenfalls nicht in der modernen Form. Praktisch alle Filme in denen es um große Seeschlachten geht, ob nun „Pearl Harbour“, „Patton“ oder „Schlacht um Midway“ zeigen ja historische Auseinandersetzungen und dementsprechend auch die Technik aus Kriegszeiten. Die Frage war also, wie man die heutigen aufregenden Schiffe in Szene setzt ohne eine reine Dokumentation zu machen oder einen nicht besonders glaubwürdigen Konflikt der Weltmächte zu konstruieren. Die für mich simple und überzeugende Lösung war es daher: Wir lassen sie einfach gegen Aliens antreten, wo die Navy richtig gefordert wird und alles auffahren muss was sie zu bieten hat. Und dazu gehören einige Dinge, die man so noch nirgendwo gesehen hat.
Was aber natürlich allein noch keinen guten und spannenden Film ergibt.
Die Schiffe, die Technik und die Effekte ergeben zumindest schon mal einen ziemlich aufregenden Film, wie ich finde. Aber das bedeutet ja nicht, dass wir nicht auch Einiges an Mühe in die einzelnen Charaktere gesteckt hätten. Die Hauptfigur Alex Hopper ist sicher kein langweiliger Typ, wir haben einen charismatischen Darsteller wie Liam Neeson und wir haben zwei sehr starke Frauenfiguren. Haben Sie Rihanna gesehen? Ich musste ziemlich viel böse Kritik dafür einstecken sie zu besetzen, aber sie macht das doch toll, ist genau die Richtige für diese Rolle und spielt auch eine völlig andere Figur als man von ihr erwarten würde. Sie läuft hier nicht im Bikini oder in Unterwäsche rum.
Im Film werden ja auch einige andere Städte außerhalb der USA angegriffen. Wie haben Sie denn die ziemlich beeindruckende Zerstörung des „Bank of China“ - Towers in Hongkong hin bekommen?
Ach, das haben wir einfach heimlich nachts gemacht, als gerade keiner hingeschaut hat.
Nein, das ist eben ILM, diese Firma von Trickzauberern – das ist das was sie tun. Sie sind nicht gerade billig, aber wenn Du Dein Geld dort investierst bekommst Du auch außergewöhnliche Resultate geliefert.
Glaubt Peter Berg an Leben auf anderen Planeten?
Wie könnte man denn ernsthaft nicht daran glauben? Das Universum ist unendlich, richtig? Man hat bereits Millionen von Sonnensystemen entdeckt, die dem unseren ähneln. Wir haben nun sicher keinen realistischen Film zu diesem Thema gemacht, aber die Ausgangslage ist interessant: Die Menschheit hat ja bekanntlich Signale ins Weltall geschickt mit der Botschaft „Hey, hier sind wir, kommt und besucht uns“. Ein renommierter Wissenschaftler wie Stephen Hawking hat mal gesagt, dass sei eine furchtbar dumme Idee. Denn wir servieren uns und unsere Rohstoffe so praktisch auf dem Silbertablett, falls das Universum nur ein wenig nach dem Prinzip „fressen und gefressen werden“ funktioniert.
Also, als ich in meiner Jugend „Schiffe versenken“ gespielt habe, da gab es darin jedenfalls keine Aliens.
Dann habe Sie aber noch nicht die aktuelle Version gesehen. Da spielt jetzt eine Seite die Navy und die andere platziert Alienschiffe. Tut mir leid, aber eine komplette neue Generation wird jetzt damit aufwachsen und irgendwann denken, es hätte nie eine andere Version gegeben. Im Ernst, dieses Spiel gibt es jetzt bereits seit 85 Jahren und es wird vermutlich immer noch da sein, wenn wir es alle nicht mehr sind. Das Schöne an der Idee aus diesem eigentlich sehr simplen Spiel, bei dem es nur darum geht möglichst schnell den Gegner zu finden und zu vernichten, einen Kinofilm zu machen ist ja die große künstlerische Freiheit die damit einhergeht. Wo es keine lieb gewonnenen Szenen und Charaktere gibt, da gibt es dann nämlich auch keine fanatischen Fans, die sich über jede Abweichung von ihrem Lieblingsobjekt aufregen. Da konnte ich also völlig frei und unbelastet alles selbst entwerfen und so gesehen war „Battleship“ in kreativer Hinsicht zwar eine Herausforderung, aber andererseits auch die bisher aufregendste und befriedigendste Arbeit meiner Karriere.
Wer das ein wenig anders sieht ist Ihr Kollege James Cameron. Der meinte, so etwas wie „Battleship“ zu verfilmen sei eher das Ende jeglicher Kreativität in Hollywood.
Ach ja, James und ich haben zu dem Thema bereits ein paar Bälle hin und her gespielt, wobei er schon ein paar ziemlich böse Worte gesagt hat. Ich habe aber ja gerade versucht zu erläutern, warum dieser Film im Gegenteil gerade kreativ eine Herausforderung war. Und so toll „Avatar“ auch ist, er erzählt doch auch nicht gerade eine völlig neue Geschichte. Aber ich habe James trotzdem herzlich zu sämtlichen anstehenden Premieren eingeladen. Und ich glaube, er wird den Film dann auch mögen.
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