Road House

Land
Jahr
2024
Laufzeit
121 min
Regie
Release Date
Streaming
Bewertung
6
6/10
von Frank-Michael Helmke / 15. April 2024

Nominell ist Amazons Testosteron-übersteuerter Action-Klopper "Road House" ein Remake des gleichnamigen B-Films mit Patrick Swayze von 1989. Aber bis auf den Nachnamen der Hauptfigur und die Grundprämisse - tougher Türsteher soll in einer rauen Provinz-Bar aufräumen, in der ein paar miese Gesellen allabendlich ihr Unheil treiben - hat die neue Version eigentlich nichts vom Original übernommen. Und so heuert nun Jake Gyllenhaal als ehemaliger UFC-Kämpfer mit traumatischer Backstory in einer Bar auf den Florida Keys an, gibt der Ärger machenden Biker-Bande zünftig was auf die Kauleiste, verärgert damit deren heimlichen Auftraggeber und kommt so nach und nach dahinter, was diese ganze gezielte Eskalation eigentlich soll. 

Und das macht - zumindest für die erste Stunde - durchaus Laune. Natürlich nicht, weil "Road House" ernsthaft als wirklich guter Film durchgeht. Mal abgesehen von Hauptdarsteller Gyllenhaal, der in Sachen Ausstrahlung, überzeugendem Schauspiel und Aufgehen in seiner Figur auf einem völlig anderen Planeten als alle anderen Akteure hier agiert, schreit alles an "Road House", dass er nichts anderes als ein aus klischierten Versatzstücken zusammengesetzter Exploitation-Reißer ist, und auch nichts anderes sein will. Ein Film, der seine eigene Einfältigkeit mit stolzer Brust zur Schau stellt und keine Sekunde so tut, als wäre er mehr als ein hirnloses Stückchen Spaß für sein dezidiert männliches Zielpublikum - da kann Gyllenhaal noch so sehr seine hübsche Bauchmuskulatur auf dem Plakat in die Kamera halten. 

Die Kneipen-Schlägerei als großer Spaß - mit dieser Jahrmarkt-kompatiblen Grundeinstellung zwinkert "Road House" seinem Publikum wissend zu, wenn in der titelgebenden Bar die allabendlich wechselnden Live-Bands in ihrem schützenden Gitter-Käfig einfach stoisch weiterspielen, egal, was für ein Chaos um sie herum ausbricht, als wären sie die Kapelle auf der "Titanic". Dazu die selbstironisch-offensiv kommentierten Anleihen an klassische Western-Motive - der fremde Outlaw, der in die Stadt geritten kommt und für "Gerechtigkeit" sorgt - und die amüsante Art, wie Gyllenhaals Haudrauf gutwillig seine anfänglichen Gegner davon zu überzeugen versucht, dass man besser daran täte, es eben nicht zum Gewalt-Austausch mit ihm kommen zu lassen, um sie dann im Anschluss selbst ins Krankenhaus zu fahren. Das alles hat seinen gewissen Charme und ist auf seine simpel gestrickte Art stellenweise sogar ziemlich clever geschrieben. 

Und dann kommt Conor McGregor ins Spiel. Diese ehemalige Ikone des UFC-Sports wird hier in seiner ersten Filmrolle nach ziemlich genau der Hälfte der Laufzeit eingeführt als der offenkundig psychopathische Allesverdrescher, der von den Bösewichten im Hintergrund herbeizitiert wird, um das lästige Türsteher-Problem namens Gyllenhaal aus der Welt zu schaffen. Gedacht war McGregor sicher als eine Art Besetzungs-Coup, der angesichts seiner Real-Life-Karriere sofort als eine quasi unbesiegbare und entsprechend einschüchternde Antagonisten-Figur wahrgenommen wird. Leider sticht McGregor aus einer Schar minder-begabter Nebendarsteller aber noch deutlich negativ hervor als der mit Abstand schauspielerisch talentloseste von allen. Und so stapft er vollkommen unüberzeugend und peinliche Oneliner absondernd durch seine Szenen, während der ganze Film mit seinem Auftreten eine deutliche Wendung zum Schlechteren hinlegt. Denn Gyllenhaals Charakter wird alsbald nun richtig sauer. Und hört damit - qua Grundanlage der Figur - leider auf, ein durchaus sympathischer Geselle zu sein. 

Ab hier wird "Road House" stellenweise eher unschön brutal und schert sich nur noch wenig um so etwas wie einen moralischen Kompass. In klassischer Wildwest-Manier hat einfach der Recht, der als letztes noch steht. Bis das geklärt ist, gibt es noch ein paar mal ziemlich ordentlich auf die Fresse. Und man muss definitiv zugeben, dass "Road House" in diesen Szenen, die ja letztlich sein Haupt-Verkaufsargument sind, sehr überzeugend abliefert - dank des Manns auf dem Regiestuhl. Veteran Doug Liman (der u.a. einst das erste "Bourne"-Abenteuer inszenierte), holt hier echt alles raus, was er in seiner Trickkiste finden kann, hat null Angst vor wilden Experimenten mit der Kamera und frischt die zahlreichen Prügel-Szenen so immer wieder mit überraschenden, teilweise echt beeindruckenden Ideen auf, die "Road House" dann doch noch zu einem kleinen Ereignis machen. 

Das Resultat ist eine wahre Chimäre: Inszenierung und Hauptdarsteller scheinen einem für die große Leinwand gemachten Action-Spektakel ersten Ranges entsprungen, doch sie wurden gekreuzt mit einem B-Film der Sorte, die in den 80er Jahren die hinteren Videotheken-Regale füllte. Und so stimmt für den neuen "Road House" letztlich das, was der selige Roger Ebert einst 1989 über seinen Vorgänger schrieb: "Ich mag ihn nicht empfehlen, weil so viel vom ironischen Blick des Zuschauers abhängt. Das hier ist kein guter Film. Aber wenn man ihn mit der richtigen Einstellung guckt, ist es auch kein langweiliger." 

Bilder: Copyright

2
2/10

Ich bin heimlicher Fan von Gyllenhaal seit "Donny Darko", deswegen habe ich hier mal reingeschaut, aber ich fand ihn hier unfassbar fehlbesetzt - die Rolle scheint maßgeschneidert für Jason Statham. Gyllehalls seelenvolle Augen und eher sensible konstitution stört hier eigentlich nur.

Auch sonst hat mich der Film in seiner Lust auf Schlägereien und Gewalt sehr an Jason Statham Produkte wie Transporter, Crank oder the Mechanic erinnert.

In gewisser Weise soll der Film wohl ein Update der Bud Spencer und Therence Hill Schlägerwesterns sein, aber dazu wird er schon bald zu brutal und die Geschichten teilweise zu tragisch.

Seltsam auch der Auftritt von Conor McGregor als Typ der nur grinsen und alle zusammenschlagen kann, am Ende aber auch dran glauben muss (sorry spoilers).

Überhaupt ein Film der alle Konflikte nur dahingehend ausnutzt, dass ich die beteiligten Personen dann auf dem Feld des mehr oder weniger blutigen Kampfs Mann gegen Mann gegeneinander behaupten sollen.
Kreative Konfliktlösungen komplett Fehlanzeige.

Wer macht solche Filme - wer schaut sie an.
Habe ich durch mein eigenes draufklicken Schuld daran, dass solchen Sachen produziert werden?

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