Es gab Zeiten, da galt eine Produktion aus dem Hause Apatow als sicherer Hit. "Jungfrau (40), männlich, sucht ...", "Beim ersten Mal" und "Superbad" revolutionierten das Komödien-Genre sicherlich nicht, setzten mit ihrem respektlosen Stil und ihren liebevoll gezeichneten Nerd-Helden aber frische Akzente. Allzu viel nachgekommen ist seitdem nicht: Nur die Wenigsten würden wohl "Walk Hard", "Leg dich nicht mit Zohan an", "Nie wieder Sex mit der Ex" oder "Ananas Express" als herausragende Filme bezeichnen. Mit der Steinzeit-Klamotte "Year One" ist der Tiefpunkt des Apatow'schen Schaffens nun erreicht. So richtig aufregend war es ja nicht, das Leben vor vielen tausend Jahren. War man ein harter Kerl oder ein unfähiger Fettsack wie Zed (Jack Black), ging man auf die Jagd, war man ein Weib oder ein jungfräuliches Weichei wie Oh (Michael Cera, "Juno"), so sammelte man Früchte. Die restliche Zeit verbrachte man mit Schlafen, langweiligem Am-Feuer-Herumsitzen und unbeholfenen Anbagger-Versuchen. "Das kann doch nicht alles sein!", dachte sich zumindest Zed, und aß einen Apfel vom Baum der Erkenntnis. Die einzige Erkenntnis, die ihm allerdings beschieden sein sollte, war jene, dass Sündenfall mit Vertreibung aus dem Paradies, also dem Stamm, bestraft wird. Auch Oh, infolge eines (mehr als vorhersehbaren) Missgeschicks nun obdachlos, schloss sich ihm an. Und so zogen sie durch die Lande, trafen auf den Ur-Vater Abraham und dessen schon bald beschnittenen Sohn Isaak, wurden Zeuge der Ermordung des Abel durch den Kain und landeten schließlich im Sündenpfuhl schlechthin - Sodom - wo ihr Abenteuer seinem Höhepunkt entgegen steuern sollte. Dass diese wilde Mixtur aus Menschheits- und Religionsgeschichte, die es weder mit historischen Fakten noch mit der Bibel allzu genau nimmt, mal so etwas wie Potential besessen hat, lässt sich kaum bestreiten. Harold "Dr. Egon Spengler" Ramis verfügt mit "...und täglich grüßt das Murmeltier" über einen Eintrag in seiner Vita, ohne den die Weihnachtszeit nur halb so schön wäre. Seine untrennbaren Co-Autoren Gene Stupnitsky und Lee Eisenberg haben sich als Schreiber der amerikanischen "Stromberg"-Variante "The Office" einen Namen gemacht. Jack Black und Michael Cera verfügen zweifellos über komödiantisches Talent. Und über Judd Apatow, der hier als Produzent die Fäden zieht, haben wir bereits ein paar Worte verloren. Nimmt man das alles zusammen, erscheint es umso unverständlicher, wie "Year One" nur so in die Hose gehen konnte. Dass "Year One" als Film an sich versagt, ist die eine Sache. Dass er die Karrieren seiner Darsteller gefährdet - woran sie natürlich auch selbst mit schuld sind - eine andere. Von Jack Black weiß man ja seit Ur-Zeiten, dass er im Prinzip nur sich selbst spielen kann. Leichte Ausnahmen ("King Kong", "Abgedreht") bestätigen die Regel. Nun rückt allerdings auch Jung-Darsteller Michael Cera einer Schubladen-Einordnung bedrohlich nahe. Im gelungenen "Nick & Norah - Soundtrack einer Nacht" ließ es sich gerade noch verkraften, dass Cera erneut ein sympathisches, süßes Sensibelchen spielte, wie auch zuvor schon in "Superbad" und "Juno". Mittlerweile drängt sich allerdings der Verdacht auf, dass er es einfach nicht anders kann. In "Year One" kommt er kaum über eine Standard-Mimik hinaus, und wenn doch, dann wirkt es reichlich unglaubwürdig. Natürlich dürften sich eingehende Rollen-Angebote bei ihm meist auf Charaktere dieser Art beschränken, doch täte ein Image-Wechsel jetzt wirklich Not. Ähnliches gilt - wenn auch (noch) in geringerem Maße - für Christopher Mintz-Plasse. Sein Isaak ist - sowohl mit als auch ohne Vorhaut - ähnlich freakig angelegt wie einst "McLovin" aus "Superbad". Ob das Autoren- und Darsteller-Imperium des Judd Apatow wirklich in einer Krise steckt, zeigt sich vielleicht schon in Kürze. Die Tragikomödie "Wie das Leben so spielt", die von einem Komiker erzählt, der nur noch ein Jahr zu leben hat, ist nach der "Jungfrau" und dem "ersten Mal" erst der dritte Film, der von Apatow selbst inszeniert wurde. Die ersten Stimmen aus den USA machen Hoffnung auf (deutliche) Besserung. Bis dahin gilt es, dem in vielen Belangen enttäuschenden "Year One" aus dem Weg zu gehen. Es sei denn, man wollte schon immer mal sehen, wie Jack Black Scheiße frisst oder sich Michael Cera ins eigene Gesicht pinkelt. |
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