Indiana Jones und das Rad des Schicksals

Originaltitel
Indiana Jones and the Dial of Destiny
Land
Jahr
2021
Laufzeit
154 min
Genre
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Volker Robrahn / 27. Juni 2023

Große Vorfreude, oder doch eher Bedenken bis hin zur Sorge und Angst? Bei den Fans der ja nun wahrlich mit einer ruhmreichen Vergangenheit ausgestatteten Franchise namens „Indiana Jones“ war emotional alles vertreten als endgültig klar war, dass es tatsächlich noch einen weiteren Film mit dem Jäger antiker Artefakte geben wird. Fünfzehn Jahre nach dem letzten, damals nur sehr gemischt aufgenommenen Beitrag, der schließlich selbst schon so eine Art unerwarteter Nachklapp war. Anderthalb Dekaden später, das bedeutet aber eben auch, dass ein Harrison Ford jetzt bereits achtzig Jahre alt ist. Wie soll das also bitte gehen ohne dass es irgendwie peinlich wird und ohne dass der Eindruck vorherrscht hier handelt es sich im Grunde doch um nichts Anderes als die überflüssige Reanimation einer bereits vor langem begrabenen Marke? Nun, wie so etwas doch erstaunlich gut gelingen kann, zeigen uns jetzt die zweieinhalb Stunden von „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“. Spoiler: Indem man einfach ein paar ziemlich gute Entscheidungen trifft.

Und da steht an erster Stelle dieses ganz bestimmte Feeling zu erzeugen, dass so viele von uns mit der Figur verbinden. Dass mit einem Auftakt anzugehen, der in der Ära spielt in der sich auch die ursprüngliche Trilogie bewegte, hilft dabei schon mal. Und so begegnen wir Dr. Jones also dementsprechend inmitten der Wirren des zweiten Weltkriegs, auf der Jagd nach einem (vermeintlich) wertvollen antiken Relikt und umgeben von einem Haufen gemeiner Nazis. Und ja, der dem wir da ins Gesicht schauen ist der Schauspieler Harrison Ford wie er vor 25-30 Jahren aussah. In ein mittels „De-aging“-Technologie künstlich verjüngtes Gesicht also. Und es gibt jetzt schon wieder zahlreiche Stimmen, die das als furchtbar creepy und unecht beklagen, und wer das so sehen will (oder diese Technik sowieso grundsätzlich ablehnt) der darf das gerne behaupten. Ich schreibe hier aber, dass Herr Ford in diesen Sequenzen einfach klasse und sehr wohl wie Harrison Ford aussieht. Um noch weiter zu gehen: Auf diesem Level der Technik kann man sich jetzt im Prinzip sogar weitere Abenteuer mit dem „klassischen“ Indy vorstellen, ganz unabhängig vom Alter des Hauptdarstellers.

Während wir uns nach dem sehr dynamischen, mit viel Gerenne und Schießereien ausgestatteten Weltkriegs-Auftakt dann ins Jahr der Mondlandung und Hippiebewegung bewegen, stellt man spätestens nach einer Stunde fest, dass es wirklich da ist: Das Gefühl einen echten Indiana Jones-Film zu sehen, der sich nicht wie ein später Fremdkörper innerhalb der Reihe anfühlt. Und es zeigt sich, dass zu den genannten klugen Entscheidungen auch die von Steven Spielberg gehört, auf die Regie zu verzichten und sie einem James Mangold zu überlassen. Schließlich war es dem Altmeister selbst schon beim letzten Versuch recht schwer gefallen überzeugend und ohne Bruch in das von ihm mitgeschaffene Universum einzutauchen. James Mangold reitet dagegen seit ein paar Jahren auf einer Erfolgswelle und begeisterte mit seinen kraftvollen Filmen „Logan“ und „Ford vs. Ferrari“ zuletzt Kritik und Publikum. Er ist der richtige Mann für dieses Projekt, fügt die Elemente so zusammen, dass sie nicht gezwungen oder übertrieben wirken (kein Kühlschrank also) und lässt das Ganze sowohl bei den Dialog- als auch den Actionszenen flüssiger und leichter wirken als es das beim Dreh vermutlich war.

Zu den sicher nicht besonders originellen, aber halt passenden Elementen gehören auch der bitterböse Nazischerge, eine weibliche Begleiterin und ein jugendlich/kindlicher Sidekick. Bei Ersterem ging man mit Mads Mikkelsen auf Nummer Sicher, der hier nicht zum ersten Mal den Oberschurken in einer großen Franchise gibt und das auch definitiv drauf hat, ohne dass der Däne hier aber so glänzen kann wie noch als Bond-Nemesis Le Chiffre in „Casino Royale“. Gleiches gilt für den soliden Thomas Kretschmann, der auch nicht zum ersten Mal als Nazi besetzt wird, und den jungen Teddy lässt man vorsichtshalber nur ganz wenige Sätze sprechen, damit auch wirklich keine Gefahr besteht, dass diese Kinderfigur ein allzu großes Nervpotenzial entfaltet.

Was auch das Stichwort für die wohl kritischste Besetzungsfrage ist, der des jüngeren Abenteurers bzw. der Abenteurerin an Indys Seite. Da wurde schließlich ein Shia LaBoeuf einst geradezu ins Bodenlose verdammt, was schon ein wenig zuviel des Schlechten war. Phoebe Waller-Bridge als Helena Shaw - Tochter eines alten Freundes von Indy, dem wir in der Auftaktsequenz begegnet waren - verkörpert nun die selbstbewusste Partnerin oder auch Konkurrentin an Indianas Seite, und wer will kann auch diese Figur sicher etwas anstrengend finden. Aber hey, so was hatten wir – bei aller Verklärung – mit Kate Capshaw als Scream-Queen im „Tempel des Todes“ selbst in der Goldenen Ära der Reihe schon in weit schlimmerer Form (an die natürliche Ausstrahlung einer Karen Allen im allerersten Film kommt Waller-Bridge allerdings nicht heran). Und Mr. Ford? Dessen Auftritt und Oneliner kann man rundherum genießen, auch wenn man weiß, dass hier diesmal natürlich ein paar mehr Körperdouble im Einsatz waren als üblich. Dennoch – und das war ja auch schon beim „Kristallschädel“ so – erweist sich das Alter des Hauptdarstellers eigentlich zu keinem Zeitpunkt als problematisch oder überhaupt als großes Thema.

Auch das „Rad des Schicksals“ fällt dabei allerdings der aktuell grassierenden kleinen Seuche namens „epische Überlänge“ anheim, die offensichtlich vorschreibt, dass kein großer Blockbuster mehr unter zweieinhalb Stunden laufen darf. Allzu dramatisch ist das hier zwar nicht, dennoch hätten so zwanzig Minuten weniger den Film sicher nicht schlechter gemacht. Womit nicht das Finale gemeint ist, dass keineswegs episch ausgewalzt wird, dafür aber ganz sicher mit dem was uns da inhaltlich aufgetischt wird für Diskussionen sorgen wird. Für den einen oder anderen dürfte das erneut eine Nummer drüber sein, auch wenn natürlich dieses Mal keine Aliens dafür verantwortlich sind. Andererseits gehörte das übernatürliche, phantastische Element aber halt schon immer zu dieser Reihe dazu, Stichwort Bundeslade oder Heiliger Gral. Und immerhin kommt das, was da in der letzten halbe Stunde geschieht, so unerwartet, dass man diejenigen, die behaupten sie hätten das alles genau so kommen sehen, getrost als Aufschneider und Wichtigtuer bezeichnen kann.

Denn das, was das mysteriöse Rad bewirkt ist schon ein ziemlicher Knaller, wie überhaupt der fünfte Indiana Jones-Film ein tolles, überdurchschnittliches Stück Unterhaltungskino darstellt. Das konnte man nicht unbedingt erwarten und darf man dann auch einfach mal anerkennen. Gut gemacht!

Bilder: Copyright

8
8/10

super Film ...tolle Unterhaltung ..was hier gar nicht zur Sprache kommt sind die tollen Drehorte ..Sizilien traumhaft ! ...Story auch TOP .... toller Abschluss einer Legende .... Spielberg / Lucas ...mehr geht doch gar nicht .

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8
8/10

Die Rezension passt für mich zu 100%
Der Film macht eine Menge Spaß, hat Tempo, Witz und Herz. Phoebe Waller-Bridge passt auch bestens und bringt einen sehr interessanten Charakter an Indys Seite.
Sehr schöne Sache!

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1
1/10

Komme gerade aus dem Kino. Also das war mal gar nichts. Story geht vielleicht gerade noch. Aber Trick- und Bildtechnisch ist der Film ganz mies. Der digital verjüngte Indi geht gar nicht. Am liebsten hätte ich nach der Anfangssequenz mit der Bahn den Saal verlassen... aus Protest. Alle Actionszenen waren komplett schlecht digital; da war so gar nichts echt. Alles was Indi Teil 1 bis 3 ausmacht wird hier schmerzlich vermisst. James Mangold ist so gar kein Ersatz für Spielberg. Ich kann nur jedem Indi-Fan raten: tut euch das nicht an.

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7
7/10

Die ersten zwei Drittel des Films haben mir gut gefallen, aber das Ende finde ich total hanebüchen und absurd. Das trübt leider den Gesamteindruck.

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4
4/10

Wundere mich ehrlich gesagt über die gute Bewertung des Films und frage mich, ob ich in einem anderen war. Der übertrieben stark und selbstbewusst dargestellte Charakter von Phoebe Waller-Bridge nervt einfach nur und ich finde die ständigen Anspielungen auf Indys Alter einfach nur respektlos. Muss man Harrison Ford in den Anfangssequenzen so einsam und verwahrlost darstellen ? Das Ende ist einfach nur übertrieben und weit über das Ziel hinaus. Ich finde man hätte es beim vierten Teil einfach sein lassen sollen, das wäre ein halbwegs würdiges Ende dieser großartigen Trilogie (es ist und bleibt einfach eine Trilogie) gewesen. Mich würde echt nicht wundern, wenn in ein oder zwei Jahren eine Indiana Jane in Form von Phoebe Waller-Bridge auf der Leinwand auftauchen würde.

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5
5/10

Nachdem ich doch recht gute Kritiken gehört und gelesen hatte, war ich mit gewisser Vorfreude ins Kino gegangen. Aber was mich dann erwartet hat, war ein Film, der für mich ähnlich enttäuschend wie der Kristallschädel war. Die weibliche Hauptfigur fand ich eher anstrengend und mit wenig Charisma, und die Actionszenen waren sehr CGI lastig und dazu noch recht schlecht animiert (das Rennen auf dem Zug, wtf). Am schlimmsten fand ich, die Auto-Verfolgungsjagd, bei der nahezu alle Einstellungen mit erhöhter Geschwindigkeit abgespielt werden, damit es schneller aussieht. Aber es wirkt einfach irgendwie wie ein Buster Keaton Film in Farbe und auf LSD. Die Showdown Sequenz ist für mich ähnlich abgedriftet verrückt wie schon das ganze Alien Ende im "Kristallschädel". Klar gabs in den alten Filmen auch Übernatürliches, (wie auch in der Kritik oben zu lesen) aber meines Erachtens nach nicht sooo übertrieben. Auch die erwähnte Überlänge, empfand ich genauso als überflüssig. Insgesamt war ich enttäuscht und hatte zu keinem Zeitpunkt ein neu entflammtes Indy Gefühl der Trilogie Filme. Schade.

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9
9/10

Ich habe den Film im Kino und aktuell zweimal im Heimkino gesehen und bewusst keine Kritiken im Vorfeld konsumiert, denn es war klar, was vielfach passieren wird: alles - wirklich alles! - wird schlecht geredet, weil man es nicht wahrhaben möchte, dass jemand das Heiligtum der "Trilogie" anfasst und weiterführt und weil man die Machart der alten Filme auf die heutige Sicht projiziert, als wäre es damals nur eine Option oder bewusste Entscheidung gewesen, die Filme von Hand zu machen und mit Stopp-Motion und Miniaturen zu arbeiten.

Leute, ganz ehrlich: was hätte Spielberg 1980 gemacht, wenn es damals die heutigen Möglichkeiten gegeben hätte?
So viel mal zum CGI.
Was genau "schlecht" daran sein soll, verstehe ich nicht, aber das lasse ich gerne noch als subjektive Meinung durchgehen. Experten, die das Schlechte mit bloßen Auge erkennen und scheinbar auch bei den Dreharbeiten dabei waren und genau beurteilen können, was alles CGI ist und was nicht, nehme ich sowieso nicht ernst.

Dann haben wir den Vorwurf der Übertreibung, der auch schon in Teil 4 angeprangert wurde (Kühlschrank).
Na dann unterziehen wir doch mal der "Trilogie" einen kleinen Realitäts-Check:
Bundeslade mit "heiligen Kräften", Laserstrahlen, schmelzende Nazis, magische Steine, Voodo-Zauber mit Herzen, die aus der geschlossenen Brust gerissen werden, Schlauchbootfahrt durch das Hochgebirge (nach Absprung aus einem Flugzeug), Achterbahnfahrt im Vulkan, tausend Jahre alter Ritter, ewiges Leben.......
Und jetzt sind Kühlschränke und Zeitreisen problematisch? Was für ein Bullshit!

Und warum "Trilogie" in Anführungszeichen schreibe, liegt daran, dass es keine Trilogie ist. Es sind drei einzelne Filme, die nichts miteinander zu tun haben, außer dem Hauptcharakter.
Erst Teil 4 hat einen leichten roten Faden gesponnen und Teil 5 hat diesen noch mal hauchdünn aufgegriffen und auch dieser ist für die jeweilige Geschichte nicht relevant, sondern eher ein referenzielles Gimmick.

Und Harrison Ford ist zu alt? Nun ja, für einen Actionhelden vielleicht schon, aber er wird in Teil 5 auch nicht mehr so inszeniert. Könnte man in einem Vergleich auch schnell erkennen. Ob man einen gebrechlichen Helden sehen will, ist eine andere Frage und das würde ich als Kritikpunkt verstehen, doch das, was in diesem Kontext gezeigt wird, ist im Rahmen des Films und der Ereignisse plausibel und größtenteils konsequent (gut, der Pferderitt ist da möglicherweise etwas drüber, aber da ich selber nicht reite, weiß ich nicht, was es einem abfordert).

Wenn mich was gestört hat, dann dass man die Synchronstimme (bzw. auch die originale von Ford) nicht künstlich verjüngt hat, denn das was man hört passt nicht so recht zum Bild. Das war es aber auch schon.

Indiana Jones 5 ist ein wunderbares Abenteuer, der den dritten Teil nicht übertrifft (was schwer möglich ist), der sich aber sinnvoll einfügt und die Reihe weder killt, noch ihr schadet.
Es ist eine richtig gute und durchdachte Geschichte, die das Nazi-Szenario erfolgreich Jahrzehnte in die Zukunft transportiert, wir haben eine Exposition, die wir sehen und nicht eine, die nur in Dialogen geführt wird (wie in Teil 4, was der dortige Schwachpunkt ist), Charaktere, die wirklich welche sind und ihre Funktion ausfüllen und trotz Action und Tempo eine nachvollziehbare Handlung mit einem Ende, das man eben fühlen muss.
Dass man mit Aliens und Zeitreisen hadert, verstehe ich ein Stück weit, doch wer die Indy-Romane kennt, weiß, dass es noch weit abgefahrenere Ideen gibt, auf die man hätte kommen können.

Egal, ich bin zufrieden und beim zweitem Mal gefiel mir der Film noch besser, was ein gutes Zeichen ist.

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